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Bildungspaket: Schulschwänzer sollen Bußgeld zahlen

Berlins Schulsenator Zöllner will Verweigerer stärker verfolgen und stellt ein Bildungspaket vor

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Berlin - Ein knappes Jahr wurde es ausgelotet und diskutiert, jetzt liegt es vor: Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat am Freitag sein Konzept für ein umfassendes Bildungspaket präsentiert. Im Mittelpunkt steht eine verbesserte Sprachförderung sowie mehr Transparenz, Kontrolle und eine „neue Anerkennungskultur“ (siehe Kasten). Zur Kontrolle gehört die konsequentere Verfolgung von Schulversäumnissen bis hin zur Erhebung von Bußgeldern. Die Berliner Bildungsverwaltung will mit den Bezirken prüfen, ob nicht nur die Eltern, sondern auch Schüler über 14 Jahren zu Bußgeldzahlungen verpflichtet werden können, wenn sie schwänzen.

Ausgangspunkt für das Qualitätspaket war Berlins wiederholter Schlussplatz bei bundesweiten Spracherhebungen. Mehrere der 31 Punkte zielen auf eine bessere Sprachförderung. So sollen alle Kinder, die keine Kita besuchen, verpflichtet werden, im Jahr vor der Einschulung fünf Stunden pro Tag die Kita zu besuchen. Wenn Kinder nicht in der Kita erscheinen, wird ein Bußgeld fällig. Die Reihenuntersuchungen für dreijährige Kita-Kinder sowie die schulärztlichen Eingangsuntersuchungen für Vierjährige sollen noch stärker auf Sprachfertigkeiten ausgerichtet werden. Davon erhofft sich Zöllner einen besseren Einblick in die Förderung und Entwicklung der Kinder. Die Erzieherinnen sollen zudem einen Grundwortschatz zur „Orientierung“ an die Hand bekommen.

Die Sprachförderung an den Schulen will Zöllner auf eine neue Grundlage stellen. Freie und Humboldt-Universität sollen ein Konzept für eine „durchgängige Sprachbildung“ entwickeln. Zudem müssen alle Schulen, die zusätzliche Gelder zur Deutschförderung erhalten, ein eigenes Sprachbildungskonzept erarbeiten und Sprachbildungskoordinatoren benennen. Das Ganze soll wissenschaftlich evaluiert werden. Bei der Leseförderung soll künftig auch auf „Schülermentoren“ zurückgegriffen werden.

Besonders umstritten war im Vorfeld die Frage, welche Leistungsdaten die Schulen veröffentlichen sollen. Wie berichtet, hat Zöllner sich davon überzeugen lassen, dass eine Veröffentlichung der Resultate von Vergleichsarbeiten (Vera) keinen Sinn macht. Die Schulinspektionsberichte sollen aber kein Geheimnis bleiben. Zudem wird künftig nicht nur der Abiturschnitt jeder Schule bekannt gegeben. Auch die Ergebnisse in den zentralen Prüfungsfächern werden öffentlich. Sobald der erste Jahrgang der neuen Sekundarschulen durch ist, im Schuljahr 2014/15, werden auch die Resultate des Mittleren Schulabschlusses (MSA) veröffentlicht. Die Schulgremien erhalten zudem ab sofort eine Rückmeldung darüber, wie Schulen mit vergleichbarer Schülerschaft bei den MSA- und Vera-Arbeiten abgeschnitten haben. Auf diese Weise sollen sie ihre eigenen Leistungen besser einschätzen können.

Die Berliner Grünen kritisierten, dass die Personalausstattung nicht für eine bessere Qualität reiche. Hingegen befand die langjährige Elternvertreterin und Qualitätsbeauftragte Zöllners, Ruby Mattig-Krone, es gehe nicht an, jede Verbesserung vom Geld abhängig zu machen. Zöllners Ansatz sei „immerhin ein Anfang“.

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