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Brandenburg: Seen zu verkaufen Kommunen können Restlöcher oft nicht bezahlen

Von Dana Trenkner Cottbus. Aus der Luft betrachtet wirken sie wie die letzten Ausläufer des afrikanischen Okavango Deltas.

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Von Dana Trenkner Cottbus. Aus der Luft betrachtet wirken sie wie die letzten Ausläufer des afrikanischen Okavango Deltas. Milliarden Liter Wasser glitzern im ehemaligen Braunkohlenbergbaugebiet der Lausitz. Dort, wo noch vor kurzem Bagger rollten, sollen in zwei Jahrzehnten fast 100 kleine und große Grubenseen die Region verschönern. Für viele Seen werden noch Käufer gesucht, sagt Jörg Lietzke von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Die Gesellschaft ist für den Verkauf der ehemaligen Bergbauflächen zuständig. Dazu gehören auch die Wasserflächen. In Brandenburg hat die LMBV bislang Seen mit einer Fläche von mehr als 1500 Hektar verkauft. Zwölf Seen hätten einen Käufer gefunden, sagt Lietzke. Meist erstanden angrenzende Kommunen die Gewässer, auch an Naturschutzverbände sei verkauft worden. Bewohnern der Region sehen diesen Verkäufen mit gemischten Gefühlen zu. Obwohl die LMBV den Anliegerkommunen zunächst ein Vorkaufsrecht einräumt, fürchten viele Anwohner, an ihren angestammten Badestellen schon bald Verbotsschilder privater Käufer vorzufinden. Denn nicht immer können sich die umliegenden Städte und Gemeinden solch ein Gewässer leisten. Zwar ist ein Tagebausee schon für drei bis fünf Cent pro Quadratmeter zu haben - die weit höheren Folgekosten für die so genannte Nachsorge können die Gemeinden dagegen oft nicht tragen. Wasserqualität und Menge müssen ständig kontrolliert und erhalten werden, und auch die naturschutzrechtliche und ökologische Überwachung kostet viel Geld. Natürlich sei man daran interessiert, die Seen zunächst an die Anliegerkommunen zu verkaufen, sagt Lietzke. Doch die Verwaltungsgesellschaft sei gesetzlich auch dazu verpflichtet, die Grundstücke zum Verkehrswert zu veräußern. Sollten also weder Land noch Kommunen die Seen übernehmen können, bliebe nur der Verkauf an private Interessenten. Nach Meinung der Brandenburger Grünen lässt sich das Problem lösen: Sie fordern, Tagebaurestseen mit über 200 Hektar Wasserfläche als Gewässer 1. Ordnung einzustufen und damit in die Verantwortung des Landes zu übergeben, das dann auch die Folgekosten zu tragen hätte. Da die Bewohner der Tagebauregionen die Umweltzerstörung durch den Braunkohlentagebau im Interesse der Bevölkerung des ganzen Landes zu tragen hatten, müsste eine solche Übernahme selbstverständlich sein, heißt es in ihrem Programm für die Kommunalwahl. Die Landesregierung sollte deshalb die Einordnung der neuen Seen allein nach dem Kriterium der Gewässergröße vornehmen, fordern die Grünen. Bisher werden Gewässer 1. Ordnung laut Brandenburger Wassergesetz nach mehreren Kriterien beurteilt. Im Vordergrund stehe dabei die Relevanz für den Wasserhaushalt, sagt ein Experte des Agrar- und Umweltministeriums. Dabei sei zum Beispiel von Bedeutung, ob ein Gewässer im Hochwasserfall als Speicher nutzbar wäre und wie es um seine Schiffbarkeit bestellt ist. Eine Einordnung allein nach der Gewässergröße mache dagegen keinen Sinn. Auch Vorwürfe der Grünen, die Seen würden nur aufgrund knapper Kassen vom Land nicht übernommen, seien unberechtigt. „Wir entscheiden allein nach den vorgegebenen Kriterien, die Folgekosten spielen dabei keine Rolle“, so der Experte. Zurzeit verhandelt die LMBV mit der Gemeinde Lichterfeld im Landkreis Elbe-Elster über den Verkauf des rund 330 Hektar großen Bergheider Sees, in dessen Nachbarschaft die stillgelegte Abraumförderbrücke F60 als Besucherbergwerk bereits Touristen anlockt. Zwei der größten Brandenburger Tagebauseen bei Greifenhain und Sedlitz stehen noch zum Verkauf. Selbst die LMBV rät hier zur Übernahme durch das Land, da wohl kein anderer die Nachsorge für diese großen Seen bezahlen könnte.

Dana Trenkner

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