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Lebensgefährliches Bahn-Surfen: Selbstüberschätzung und Leichtsinn

Sie klettern auf fahrende Züge, manche wollen Abenteurer sein, andere fühlen sich von der Gruppe aufgestachelt. Doch aus dem erhofften Spaß kann schnell tödlicher Ernst werden.

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Berlin - Die Bundespolizei hat vor gefährlichem Bahn-Surfen gewarnt. Allein in diesem Jahr gab es in Berlin und Brandenburg schon fünf Vorfälle, bei denen ein 19-Jähriger starb und zwei junge Männer schwer verletzt wurden, sagte Bundespolizei-Sprecher Jens Schobranski der Deutschen Presse-Agentur. Auch im vergangenen Jahr verunglückte ein 19-Jähriger tödlich. Er war vom Dach eines fahrenden Zuges gestürzt.

„Bahnanlagen sind kein Abenteuerspielplätze. Hier besteht Lebensgefahr!“, sagte der Sprecher. Als Gründe dafür, dass trotz aller Warnungen immer wieder Jugendliche auf dem Dach von Zügen mitfahren oder an Waggons herumturnen, nannte er die Suche nach Anerkennung oder einem Adrenalin-Kick, gepaart mit Leichtsinn und Selbstüberschätzung. Überlebende Surfer seien nach einem Unfall manchmal so schwer geschädigt, dass sie nicht mehr vollständig gesund werden könnten.

Erst Mitte April verunglückte der 19-Jährige tödlich, als er auf dem Dach einer S-Bahn in Berlin-Nikolassee gegen eine Signalbrücke knallte. Im Januar wurde ein 14-Jähriger mit schweren Kopfverletzungen auf dem Dach einer S-Bahn gefunden. Wenige Tage später erlitt ein 15-Jähriger einen Stromschlag mit schweren Verletzungen. Er war auf die Lok eines Regionalzuges nahe Berlin geklettert. Im Februar stellten Bundespolizisten einen Surfer. Gegen ihn wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt.

Bundespolizisten und Bahnmitarbeiter könnten das große Streckennetz trotz aller Anstrengungen nicht lückenlos überwachen, so der Sprecher. Schobranski geht trotz der Häufung von Unglücken in diesem Jahr noch von Einzelfällen aus. Er verwies noch auf einen anderen Aspekt: Nach Unfällen mit Surfern gebe es Zugausfälle oder -verspätungen, was dann zahllose Fahrgäste ausbaden müssten.

Wenn Lokführer oder andere Bahnmitarbeiter Gefahren erkennen, melden sie ihre Beobachtungen und Hinweise laut Bundespolizei sofort an eine Sicherheitszentrale und können von dort gesteuert werden. Die betroffenen Züge fahren dann langsam oder stoppen. Strecken oder Gleise könnten auch gesperrt werden, um Unfälle zu verhindern.

Jutta Schütz

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