Brandenburg: Seniorenrat befürchtet Armut im Alter
Brandenburg muss sich jetzt besonders auf den demographischen Wandel einstellen
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Potsdam - Zahlreiche alte Menschen in Brandenburg werden künftig nach Ansicht des Seniorenrats nur noch über Minirenten verfügen. „Wir rechnen mit deutlichen Renteneinbußen“, sagte die Vorsitzende des brandenburgischen Seniorenrates, Sieglinde Heppener, in einem Gespräch. “Das Risiko von Armut im Alter wird erheblich zunehmen.“ „Gegenwärtig geht es den meisten Senioren finanziell recht gut.“ Die durchschnittliche monatliche Rente liege in Brandenburg bei etwa 1000 Euro, sagte Heppener. Nur ein verschwindend geringer Anteil der über 60-Jährigen sei heute auf Sozialhilfe angewiesen. In einigen Regionen liege dieser Anteil sogar unter einem Prozent. Landesweit gehe er nicht über zwei Prozent hinaus.
„Schuld an der in einigen Jahren bevorstehenden Verschlechterung der Situation sind die zahlreichen gebrochenen Arbeitsbiografien nach der Wende.“ Viele Menschen hätten danach keine reguläre Arbeit mehr gefunden. Entsprechend niedrig seien damit die Einzahlungen der Betroffenen in die Rentenkasse.
„Aber auch die Arbeitsmarktreform Hartz IV wird sich negativ auf das künftige Altersgeld auswirken“, ist Heppener überzeugt. „Die meisten Empfänger des Arbeitslosengeldes II müssen mit einer Rente auf Armutsniveau rechnen.“ Damit könnten sie nicht mehr am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen. Außerdem lebten finanziell gut situierte Senioren länger, da sie mehr Geld für ihre Gesundherhaltung und Prävention ausgeben könnten. Heppener zog im Oktober 2005 als Abgeordnete in den Landtag ein und ist seither seniorenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „In dieser Funktion kann ich mich vor allem für eine gute Seniorenpolitik innerhalb der Landesregierung stark machen“, versicherte die 72-Jährige. So habe sich der Seniorenrat für einen Landesaltenplan stark gemacht. Inzwischen stehe das seniorenpolitische Programm „Alt werden in Brandenburg“ und werde bereits in diesem Monat vom Kabinett verabschiedet. „Damit werden die Prinzipien für die künftige Seniorenpolitik des Landes genau abgesteckt.“ Brandenburg müsse sich jetzt besonders auf den demographischen Wandel mit einer immer älter werdenden Bevölkerung einstellen.
Während die Senioren gegenwärtig einen Anteil von 17 Prozent an der märkischen Bevölkerung ausmachten, seien es 2020 bereits 25 Prozent. Die alten Menschen dürften in den sich leerenden ländlichen Räumen nicht allein gelassen werden. Das betreffe vor allem die ärztliche Versorgung und den öffentlichen Nahverkehr, aber auch die drastisch zunehmende Anzahl von Pflegebedürftigen.
„Ein Großteil der älteren Menschen nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben teil“, sagte Heppener. Mit wachsender Lebenserwartung könnten die Alten immer mehr für die Gesellschaft tun. Inzwischen lebten in Brandenburg über 600 Menschen, die das Alter von 100 Jahren überschritten hätten, Tendenz steigend.
Klaus-Dieter Eule
Klaus-Dieter Eule
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