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Brandenburg: Sowjetführer wacht nicht mehr Leninallee, Leninplatz, Leninstatue – alles weg
Berlin - Lenin ist weg. Der letzte Monumentalkopf mit der Denkerstirn und dem zu allem entschlossenen Gesichtsausdruck hat jetzt die Berliner Innenstadt verlassen.
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Berlin - Lenin ist weg. Der letzte Monumentalkopf mit der Denkerstirn und dem zu allem entschlossenen Gesichtsausdruck hat jetzt die Berliner Innenstadt verlassen. „Bis vor kurzem war er noch da“, sagt ein Wachpolizist – geblieben ist ein knapp drei Meter hoher schwarzer Fleck mit den Umrissen von Wladimir Iljitsch, dessen Haupt als Relief über der Behrenstraße an einer Schwimmhalle hing.
Die Riesenplakette gehörte zum Komplex der sowjetischen Botschaft, die längst die Botschaft der Russischen Föderation ist – Lenin war gewissermaßen das Überbleibsel seiner eigenen vergangenen Epoche. Lenins geräuschloser Abgang hat, wie uns die Botschaft sagt, einen simplen Grund: Das Gebäude in der Behrenstraße wird derzeit innen und außen renoviert, und im Zuge dieser Generalüberholung wurde auch das Leninrelief „von unserem technischen Dienst abmontiert“. Also: Keine Buntmetalldiebe am Werk und auch nicht Gunnar Schupelius, der sich noch im Sommer 2008 als zorniger Lokal-Kolumnist der „B.Z.“ empörte: „Lenin ist als einer der größten Verbrecher der Menschheit in die Geschichte eingegangen. Und die russische Botschaft nimmt sein Bild nicht ab? Das ist mir unheimlich. Ich werde die Behrenstraße künftig lieber meiden“. Da wird sich die Behrenstraße aber ärgern, und der Kolumnist auch, wenn er denn zu einem Sommerfest in die Russische Botschaft eingeladen werden sollte. Im Hof steht nämlich noch eine weiße Marmorbüste des Genossen Wladimir Iljitsch, früher bewachte sie den Eingang zur Botschaft Unter den Linden.
An Lenins war ja in der einstigen DDR-Hauptstadt kein Mangel. Im Eingang zum Russischen Haus in der Friedrichstraße saß er, beherrschte die Leninallee, manch ein wackeres Kollektiv und stand als Kolossalstatue aus rotem Granit auf dem Leninplatz, der heute Platz der Vereinten Nationen heißt. Seit der Revolutionsführer vor 20 Jahren – „Good bye, Lenin!“ – abgebaut wurde, ist Lenin total out, und darum heißt es nun wohl auch an der Behrenstraße: Kopf ab! Aber 2013 ist er wieder da. Als Kopf und 3,5 Tonnen schwer. Für die große Schau „Enthüllt, Berlin und seine Denkmäler“ wird der granitharte Schädel vom Monument am Leninplatz – Welcome, Lenin! – im Köpenicker Forst ausgebuddelt und in der Zitadelle in Spandau aufgestellt. Als einer von vielen. Lothar Heinke
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