Brandenburg: Spaß am Amt
Landtagspräsident Gunter Fritsch wird 65
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Potsdam – Im Gebirge locken nicht mehr „die ganz steilen Felswände wie in jungen Jahren“, inzwischen reichen auch Klettersteige und Wanderungen. Gunter Fritsch ist in der freien Natur immer noch gern ganz oben – wie in der Politik, wo der Hobby- Bergsteiger seit 2004 das protokollarisch höchste Amt bekleidet, das im Land Brandenburg zu vergeben ist: das des Landtagspräsidenten. „Der Theorie nach kann man nicht mehr werden“, stellt der gelernte Kfz-Schlosser nüchtern fest. Am morgigen 5. Oktober wird er 65 Jahre alt, denkt aber durchaus nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen.
Vom Präsidentenstuhl aus darüber zu wachen, dass Debatten im Hohen Haus nicht aus dem Ruder laufen und dessen Geschäftsordnung eingehalten wird, mache ihm mittlerweile Spaß, bekennt Fritsch freimütig. Dabei muss er sich selten Kritik anhören – vielmehr loben selbst politische Gegner die Amtsführung des stellvertretenden SPD-Landesvorsitzenden. „Sehr direkt, offen und ehrlich“ arbeite dieser, meint die Vorsitzende der Fraktion die Linke, Kerstin Kaiser. Obendrein sei er stets verlässlich - ob als Widersacher oder Verbündeter. Kurz: „ein guter Präsident“.
CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek schätzt an Fritsch, dass dieser auch schon mal unabhängig von der Regierung und eigenen Fraktion seine Meinung vertrete, wenn es sein müsse. Der Sozialdemokrat sei ein „sehr souveräner Präsident, der mit viel Lebenserfahrung und Gespür für die Würde des Parlament“ sein Amt ausübe. Besondere Anerkennung erhält Fritsch für seine klare Haltung zum Rechtsextremismus. Mit ihm setze er sich auf eine „gute und sehr konsequente“ Art auseinander, bemerkt Kaiser und nennt als Beispiel seinen Umgang mit der DVU-Fraktion.
Diese unmissverständliche Position lobt auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Günter Baaske. Angesichts von so viel Rückenwind schließt Fritsch nicht aus, nach Ablauf der Legislaturperiode 2009 erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren – vorausgesetzt, er erringt wieder ein Abgeordnetenmandat. Für ihn ist es die letzte Stufe seiner politischen Karriere, die 1990 mit dem Landratsposten des Altkreises Strausberg – ab 1994 Kreis Märkisch-Oderland – begann.
Geboren wurde Fritsch 1942 in Landsberg an der Warthe, im heutigen polnischen Gorzow. In der DDR leistete er Wehrersatzdienst als Bausoldat. Von 1974 bis 1990 arbeitete er als Entwicklungsingenieur am Ostberliner Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie. Fritsch ist heute in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Kinder.
1997 übernahm der bisherige Landrat den Posten des Agrarministers im Kabinett von Manfred Stolpe und knapp zwei Jahre später den Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion, bis ihn 2004 das Parlament zu seinem Präsidenten wählte. Dessen Abgeordnete begleiteten die Entwicklung des Landes „mit Sorgfalt und Fleiß“ bescheinigt Fritsch den 88 Volksvertretern.
Am 8. Oktober wird es zu Ehren des Ersten Mannes im Land einen Geburtstagsempfang mit rund 120 Gästen im Landtag geben. Was er sich wünscht? „Für mich und meine Familie möglichst viel Gesundheit und für das Land Brandenburg möglichst wenig NPD in den Kommunalparlamenten 2008.“
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