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Brandenburg: „Spiegel“: Bahnhof am Flughafen zu teuer

Wegen Festpreisvereinbarung für BBI-Bahnhof möglicherweise Millionenverluste

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Berlin - Für den Bahnhof am neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld wird der Steuerzahler möglicherweise mehr zahlen müssen als eigentlich nötig. Grund sei eine Festpreisvereinbarung, die vom Bundesverkehrsministerium ausgehandelt und im vergangenen September von Bahnchef Hartmut Mehdorn unterzeichnet worden sei, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner jüngsten Ausgabe.

Dem Vertrag zufolge erhält die Flughafengesellschaft vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg 285 Millionen Euro für den Rohbau des Bahnhofs. Allerdings habe dieser Preis auf einer damals bereits zwei Jahre alten „groben Schätzung“ eines Ingenieursbüros basiert, zitiert das Blatt einen Insider. Tatsächlich hätten den BBI-Betreibern schon vor Vertragsabschluss die Angebote aller Bieter für den Bauauftrag vorgelegen. Die günstigste Firma verlangte demnach 104 Millionen Euro, den Zuschlag erhielt ein Berliner Konsortium für 112 Millionen Euro. Selbst im Falle von Kostenüberschreitungen könne das gesamte Projekt deshalb kaum mehr als 160 Millionen Euro kosten, versichern Insider.

Das Bundesverkehrsministerium rechnet allerdings nicht damit, dass der Rohbau des Bahnhofs wesentlich billiger wird als im Festpreis vereinbart. „Nach unseren Erfahrungen liegen die Baukosten in vielen Fällen 50 Prozent über der Festpreissumme“, sagte ein Sprecher am Samstag in der rbb-Sendung „Brandenburg aktuell“. Gegenwärtig könne nicht eingeschätzt werden, wie teuer der Rohbau wird. „Es sind noch längst nicht alle Auftragsvergaben erfolgt“, fügte er hinzu. Der Festpreis sei zudem vom Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde geprüft worden.

„Wir gehen davon aus, das wir mit 285 Millionen Euro nicht verkehrt liegen,“ sagte gestern ein Sprecher des Ministeriums. Schließlich seien noch längst nicht alle Aufträge vergeben.

Der Sprecher der Berliner Flughäfen, Ralf Kunkel, wollte den Bericht auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Allerdings sei die Darstellung des Magazins nicht richtig, wonach die Angebote der Baufirmen bereits vor Vertragsunterzeichnung vorgelegen hätten. Kunkel sagte, man habe vor der Festpreisvereinbarung von günstigeren Angeboten nichts gewusst. Die Ausschreibungen hätten erst danach begonnen. „Ich denke, wir werden im Budgetplan bleiben. Aber abgerechnet wird erst zum Schluss“, sagte er.

Juristen des Verkehrsministeriums suchen dem Magazin zufolge nun nach Möglichkeiten, nicht den vollen Preis für den ersten Bauauftrag bezahlen zu müssen, obwohl das Verkehrsministerium die Prognosen für zu niedrig hält. Die Flughafen- Betreiber sehen das aber gelassen. „Festpreis ist Festpreis“, sagte ein Manager.

Der neue BBI-Bahnhof, vermutlich 2010 fertig, soll 636 Millionen Euro kosten. Die Flughafengesellschaft soll im Auftrag der Bahn die Bauten errichten. Weitere Aufträge sollten unter anderem für Bauwasserabsenkungen und Planungsleistungen vergeben werden. „Wir denken, wir können im Budget-Rahmen bleiben. Aber abgerechnet wird am Schluss.“C. v. L. (mit dpa)

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