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Brandenburg: Spiel mit Spannung

Großeinsatz in Berlin bei Partie Deutschland : Polen

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Berlin / Frankfurt (Oder) - Aus Angst vor randalierenden Fans während des Fußballspiels Deutschland gegen Polen hat die Polizei in der Hauptstadt gestern mehr als 4000 Beamte aufgeboten – und damit ebenso viel wie am Dienstag, als ein Spiel im Berliner Olympiastadion stattfand. Gesamteinsatzleiter Jürgen Klug sprach von einer „deutlichen Reisebewegung“ polnischer Fußballfans, die jedoch vor allem „an Berlin vorbei“ Richtung Dortmund ging. Zu dem Spiel wurden auf der Fanmeile im Tiergarten viele polnische Fußballfans erwartet. Keine Erkenntnisse gab es, dass auch Gruppen der gefürchteten Hooliganszene nach Berlin kommen könnten. Die Polizei verwies darauf, dass stadtweit zivile und szenekundige Aufklärer jede Ansammlung von gewaltbereiten Fußballfans erkennen und melden würden.

Beim ersten Spiel der Polen am vergangenen Freitag sollen 15 000 Polen die Grenze passiert haben. Gestern waren es nach Angaben der Bundespolizei nur rund 3000. Sie kamen in zwölf Reisebussen, mehr als 30 kleineren Bussen und zahlreichen Pkws. Zudem wurde ein Sonderzug mit rund 300 Schlachtenbummlern abgefertigt. Am größten deutsch-polnischen Grenzübergang Frankfurt (Oder) soll es weitgehend friedlich zugegangen sein. Es habe keine nennenswerten Zwischenfälle mit anreisenden polnischen Fans gegeben, teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit.

Zu Zwischenfällen kam es auch nicht in einem Biergarten, der mitten in der Oder liegt. Hart an der Grenze, genau zwischen Polen und Deutschland, freute sich sein Besitzer Frank Fröhlich. Der Jubel war also entweder von der einen oder von der anderen Seite zu hören. Einige Besucher von Fröhlichs Biergarten kamen aus dem benachbarten Slubice, um das Spiel auf der großen Leinwand zu sehen. Dass Polen und Deutsche gemeinsam feiern, ist so selbstverständlich nicht. Die Tatsache, dass sich die Frankfurter zu Jahresbeginn mit 83 Prozent gegen den Bau einer Straßenbahn nach Slubice ausgesprochen haben, empörte viele Polen. Dennoch gaben sich die Grenzschützer diesseits und jenseits der Oder WM-mäßig. Sie spielten gestern Nachmittag in Frankfurt gegen- und miteinander Fußball. Danach wollten sie sich gemeinsam die Begegnung in Dortmund anschauen.

Am Tag nach dem ersten Berliner WM-Spiel war viel Lob und Eigenlob zu hören. Für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) lief der Tag „erstaunlich gut“, wie Sprecherin Petra Reetz sagte. Es wurden 21 Sonderzüge auf der Linie U2 eingesetzt. Insgesamt habe die BVG rund um die WM überhaupt keinen Ärger – im Gegenteil: Busfahrer seien begeistert von der Freundlichkeit der Leute, und die U-Bahnzüge hätten die Touren mit den tausenden Fans allesamt unbeschadet überstanden, so Reetz.

Gesamteinsatzleiter Jürgen Klug zog nach einer Woche WM-Einsatz gestern in Berlin eine erste positive Bilanz. Die 86 Festnahmen (17 wegen Körperverletzung) und knapp 100 Anzeigen der vergangenen Tage seien nur „Randerscheinungen“ eines großen, friedlichen Festes, sagte der Beamte. „Auf dem Münchner Oktoberfest ist an jedem Abend mehr los“. Wegen Verstoßes gegen das Markengesetz nahm die Polizei am Dienstag fünf Personen fest. Zeugen hatten beobachtet, wie ein Mann am Rande eines Fan-Festes gefälschte WM-T-Shirts an Händler verteilte, die diese weiterveräußern wollten.

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