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Brandenburg: Staatsanwälte ermitteln

Teure Sparkassen-Party: Bislang hatten Ermittler nur eine anonyme Anzeige geprüft

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Neuruppin/Potsdam - In der Affäre um eine private Geburtstagsfeier auf Kosten der Sparkassen Ostprignitz-Ruppin ermittelt die Staatsanwaltschaft Potsdam seit gestern gegen unbekannt wegen der Verdachts auf Untreue. Bislang hatten die Ermittler lediglich eine anonyme Anzeige gegen den Landrat Christian Gilde (SPD) und den Sparkassen-Chef Josef Marckhoff geprüft. Der Vorstandsvorsitzende des kreiseigenen Geldinstituts war wie berichtet am Mittwoch vom Verwaltungsrat beurlaubt worden und soll am 16. September von seinem Posten enthoben werden. Begründet worden war diese Entscheidung mit dem zerrüttenden Vertrauensverhältnis zwischen Verwaltungsrat und Belegschaft auf der einen Seite und Marckhoff auf der anderen.

In den Räumen der Sparkasse hatte der Banker Ende Mai seinen 60. Geburtstag auf Kosten der Kreditinstituts für 55 000 Euro gefeiert. Genehmigt hatte der Personalausschuss aber nur Ausgaben in Höhe 30 000 Euro für eine ursprünglich geplante Feier zum 160-jährigen Firmenjubiläum und Marckhoffs Geburtstag. Die Staatsanwaltschaft will nach Auskunft von Pressesprecher Christoph Lange nun herausfinden, wer für die Überziehung der „ursprünglich vorgesehenen Bewirtschaftungsbudgets anlässlich der Repräsentationsveranstaltung“ verantwortlich ist. Als Anlass für die Eröffnung eines förmlichen Ermittlungsverfahrens hat die Staatsanwaltschaft Äußerungen des Sparkassen-Chefs genommen. Marckhoff hatte nach Darstellung von Kommunalpolitikern am Montag vor dem Ältestenrat des Kreistages behauptet, er habe seinen Geburtstag nicht so groß feiern wollen und sei von seinen Mitarbeitern dazu gedrängt worden.

„Die Äußerungen, dass er nur am Rande beteiligt war, können wir nicht ignorieren“, so Lange. Der Anfangsverdacht der Untreue sei durch die bislang von der Sparkasse eingereichten Unterlagen nicht ausgeräumt worden. Aus den Spitzen des Kreistags war Marckhoffs Aussage jedoch als Schutzbehauptung gewertet worden. Zudem hätte dies Landrat Gilde zufolge zu Missmut in der Belegschaft geführt. Der Betriebsfrieden sei zerstört, hieß es. Zudem sah sich der Verwaltungsrat wegen besagten Budgets von 30000 Euro durch Marckhoff getäuscht. Eine vom Sparkassenchef angeblich behauptete Rückversicherung beim Ostdeutschen Sparkassenverband über eine solche Summe habe es nie gegeben, erklärte Gilde, der nun selbst beim Verband nachforschte. Daneben war Marckhoff nicht der Forderung von Verwaltungsrat und Politik nachgekommen, sich für die Affäre öffentlich zu entschuldigen und so Schaden vom Bankhaus abzuwenden.

Die Staatsanwälte sind nun mit allerlei Widersprüchen konfrontiert. "Wir werden dem nachgehen, die Fragestellung kann sich auch erweitern", so Lange.

Alexander Fröhlich

Alexander FröhlichD

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