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Potsdam: Standesgemäß herumtoben

Eine "Nobel-Kita" bietet Kindern in Potsdam seit kurzem Sauna, Chauffeur, Fitnesssaal und Leibwächter - zumindest wenn sich die Eltern den Luxus leisten können.

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Potsdam - In unmittelbarer Nähe der Villen von Günther Jauch und Wolfgang Joop toben, spielen und basteln die ersten zehn Kinder - und das theoretisch 24 Stunden lang und sieben Tage die Woche. "Wir sehen uns als Alternative zum privaten Kindermädchen", sagt Eberhard Schmidtke, Gesellschafter der "Villa Ritz GmbH und Co. KG". Allerdings ist bislang nur eine Betriebsgenehmigung für eine Etage erteilt worden, der Rest der hoch herrschaftlichen Villa gleicht noch einer Baustelle - und von der geplanten noblen Ausstattung ist noch nicht allzu viel zu sehen.

"Die Abnahmen ziehen sich doch länger hin, als wir gedacht haben, und der Denkmalschutz kam immer wieder mit neuen Anforderungen." Dennoch wollten die Initiatoren - sie steckten nach eigenem Bekunden rund 700.000 Euro in die Restaurierung - die Eltern nicht weiter warten lassen. "Wir hatten allein in den vergangenen Monaten rund 200 Interessenten", sagt Schmidtke. Und denen wäre eine intensive frühkindliche Erziehung in dem mehrsprachigen Kindergarten, in dem später neben Englisch und Deutsch beispielsweise auch Chinesisch angeboten werden soll, monatlich immerhin 980 Euro wert.

980 Euro pro Monat, Klavierstunden extra

Dabei sind viele Serviceleistungen noch nicht enthalten, wie Schmidtke betont. Für den Chauffeur, der die Kinder zu Hause abholt und wieder dort abliefert, und gesonderte Angebote wie Reiten oder Klavierstunden entstehen zusätzliche Kosten. Auch kann ein Leibwächter für die Sicherheit der Kleinen in Anspruch genommen werden. "Wir richten uns nach den Bedürfnissen der Kinder und der Eltern und versuchen, alle Wünsche zu erfüllen", sagt Leiterin Jessica Noi.

Die Stadt Potsdam zeigt sich äußerst erfreut über das neue Angebot für Kinder - und sieht es auch als Werbung. "Wir begrüßen das Konzept", betont Jugendamtsleiter Norbert Schweers. "Wir freuen uns auch deshalb darüber, weil die Villa Ritz, einst als Standesamt genutzt, länger leer stand." Das Gebäude ging per Erbbaupacht an die Kita-Betreiber.

Große, helle Räume mit viel Holz - von den kleinen Tischen über den Kaufmannsladen bis hin zu Puppenwagen - bestimmen die "Villa Ritz". In der weitgehend fertigen Etage gibt es Bastel- und Tobe-Ecken, einen Krippenraum, Badezimmer oder auch den Fitnesssaal mit Spiegelwand. Dagegen sieht es auf dem Außengelände noch äußerst provisorisch aus; erst ein kleiner Bereich ist zum Buddeln und Tollen hergerichtet, und die geplante Kletterwand steht noch nicht.

Bildungsangebot und Service auch im Rohbau schon erstklassig

Auch im Kellergeschoss ist noch viel Fantasie gefragt: So soll in Kürze zwischen Sauna mit großem Duschbecken und dem Physiotherapieraum ein Aquarium in die Wand gelassen werden. In der Küche, wo künftig Biovollwertkost zubereitet wird, herrscht ebenfalls gähnende Leere. Doch der Bildungsansatz - und ohne Frage der Service - sprechen die Eltern offenbar schon ohne fertiges Gebäude an. "Unser Konzept ist die anschauliche Pädagogik", erläutert Noi. So werde es alle sechs bis acht Wochen wechselnde Themen geben, für die etwa ein Raum in eine Wüstenlandschaft, einen Dschungel oder ein Raumschiff verwandelt wird.

"Die Kinder sollen mit allen Sinnen diese Welten erfahren können." Aber, so betont Noi: "Wir wollen hier keine Elite heranzüchten, sondern die Eltern entlasten und die Kinder individuell fördern." Dabei werden vier bis sieben Mädchen und Jungen - je nach Altersgruppe - von einem Erzieher betreut. Maximal 50 Kinder sollen aufgenommen werden. Den meist viel beschäftigten Eltern wird eine Kernzeit von etwa 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr geboten; bei Bedarf sind Übernachtungsplätze vorhanden. Gleichzeitig schränkt Schmidtke ein: "Wir machen nicht mit, wenn hier jemand sein Kind abschieben will." (Von Imke Hendrich, dpa)

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