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Brandenburg: Stau im Auffanglager

Asylbewerber müssen länger als nötig bleiben

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Eisenhüttenstadt - Seit mehreren Jahren steigt die Zahl der Asylbewerber in der Zentralen Ausländerbehörde des Landes Brandenburg kontinuierlich an. Derzeit seien 361 Flüchtlinge aus rund 50 Ländern in der sogenannten Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt untergebracht, sagt Behördenleiter Stephan Bock. Im Jahresdurchschnitt 2007 hatten dort erst 72 Asylbewerber gelebt, zwei Jahre später waren es 120, im Durchschnitt des vergangenen Jahres bereits 271. In den Wohnheimen stehen etwa 500 Plätze bereit.

Brandenburg nimmt nach einem Schlüssel 3,15 Prozent der in Deutschland eintreffenden Flüchtlinge auf. Diese werden zunächst auf dem Gelände in Eisenhüttenstadt untergebracht, wo auch die Brandenburger Niederlassung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sitzt, das die Asylanträge prüft. Anschließend werden die Asylbewerber auf die Brandenburger Landkreise verteilt.

„Wir haben einen Verteilungsstau“, sagte Bock. Wegen geringerer Zahlen in vergangenen Jahren hätten einige Landkreise ihre Aufnahmekapazitäten verringert. Zudem würden mehrere Kreise auf die Unterbringung in Wohnungen statt Heimen umstellen, was dauern könne.

Da andererseits die Zugangsdaten bei Asylbewerbern anstiegen, müssten die Flüchtlinge teilweise länger als nötig in der Eisenhüttenstädter Einrichtung ausharren. Derzeit seien es über acht Wochen. Ziel sei aber, die Verweildauer hier so kurz wie möglich zu halten. „Das hier ist verlorene Zeit, die Leute hängen hier nur herum“, sagt Bock. Die Asylbewerber könnten hier weder eine Therapie noch Sprachkurse beginnen, die Kinder gingen nicht zur Schule. Die gesamte Anlage ist in einem desolaten Zustand. Die Wohnheime sind stark sanierungsbedürftig, räumt Bock selbst ein. „Sie wurden 1999 nach damaligen Mindeststandards errichtet“, sagte er. Auch beim Abschiebegefängnis gibt es Probleme. Dort sind jene Flüchtlinge untergebracht, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die abschoben werden sollen. Erst kürzlich war ein Insasse ausgebrochen, weil das Tor der Haftanstallt seit einiger Zeit wegen eines fehlenden Ersatzteils kaputt ist.

Mitglieder des Innenausschusses des brandenburgischen Landtags, die das Erstaufnahmelager in dieser Woche besucht hatten, äußerten sich schockiert über die Zustände. Besonders Abgeordnete von SPD und Linke hatten sich zerknirscht gezeigt, dass derlei ausgerechnet unter einer rot-roten Regierungskoalition überhaupt möglich ist. dapd

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