Brandenburg: Stellenabbau und kaum Nachwuchs
Brandenburger Kriminalpolizei hat mit zwei gravierenden Problemen zu kämpfen
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Frankfurt (Oder)/Potsdam - Im Fernsehkrimi steht die Kriminalpolizei stets im Mittelpunkt, in der realen Welt hat sie dagegen fast keine Lobby: So sieht es zumindest der Brandenburger Landesverband des Bundes Deutschen Kriminalbeamter (BDK) „Öffentlichkeit und Kommunalpolitik interessieren sich vor allem für die Zahl der Wachen“, sagt der stellvertretende Landesvorsitzende, Gerd-Christian Treutler. Natürlich sei diese sichtbare Art der Polizeiarbeit auch wichtig, „aber ohne uns wären die Gefängnisse leer!“ Anlässlich des 20-jährigen Bestehens, das am gestrigen Dienstag mit einem Festakt in Frankfurt (Oder) gefeiert wurde, sagte Treutler: Man sei stolz auf Geleistetes, sehe aber den Stand der Ermittlungsarbeit mit Sorge. Seit man durch die Landesregierung einer „Dauerreform“ ausgesetzt sei, werde die Situation kontinuierlich schlechter. „Die Kripo ist personell und fachlich ausgeblutet“, sagte der Gewerkschaftsvertreter. Neben dem Personalabbau habe sich die Einführung der „Einheitspolizei“ dramatisch ausgewirkt.
Anders als beispielsweise in Berlin, wo man das Fach studieren kann, gebe es in Brandenburg keine spezielle Ausbildung für Kriminalisten. „Wenn in ein paar Jahren die letzten echten Kriminalisten in Rente gehen, stirbt der Beruf aus“, prognostiziert Treutler, der zu DDR-Zeiten an der Hochschule ausgebildet wurde. Auch der Bereich Fortbildung sei qualitativ schlecht aufgestellt. Dem stehe die zunehmende Spezialisierung aufseiten der Täter krass entgegen. In den Aufklärungsquoten spiegele sich der Missstand seiner Meinung nach nicht zwingend wider. In vielen Bereichen entdecke man nur durch Ermittlungen auch Straftaten: „Wenn ich da die Hälfte des Personals einspare, habe ich auch nur noch die Hälfte an Verbrechen.“ Der BDK hat nach eigenen Angaben bundesweit 15 000 Mitglieder, der Landesverband Brandenburg etwa 600. dpa
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