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Unding? Kinskis Stern in Berlin. 

© Heinrich

Brandenburg: Stern des Anstoßes

Seit zwei Jahren erinnert der Boulevard der Stars auch an Klaus Kinski. Nach den Missbrauchsvorwürfen ist die Ehrung umstritten

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Berlin - „Klaus Kinski. Schauspieler. 1926-1991“, lautet die Inschrift des bronzenen Sterns. Auf dem „Boulevard der Stars“ auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße in Berlin ist der schon zu Lebzeiten wegen seiner unkontrollierten Wutausbrüche berüchtigte Exzentriker Klaus Kinski im April 2011 mit einem Stern gewürdigt worden. Nachdem Kinskis Tochter Pola ihren Vater jüngst des jahrelangen Missbrauchs beschuldigt hat, wird nun diskutiert, ob man dem Schauspieler die posthume Ehrung wieder entziehen sollte. Alfred Holighaus, Geschäftsführer der Deutschen Filmakademie, bestätigte am Freitag Aussagen, dass er sich „am liebsten auf Kinskis Stern übergeben“ wolle, wenn sich die Vorwürfe bewahrheiteten.

Auf dem „Boulevard der Stars“ sind bislang 81 deutsche Schauspieler, Regisseure, Produzenten und andere Filmschaffende mit einem Stern verewigt worden, darunter Bernd Eichinger, Fatih Akin, Katharina Thalbach und Anke Engelke. Noch keinem ist die Ehrung aberkannt worden. Ob Kinskis Stern entfernt wird, muss nun die fünfköpfige Jury der „Boulevard der Stars gemeinnützigen GmbH“ prüfen. „Wann darüber entschieden wird, steht noch nicht fest“, sagte Geschäftsführerin Georgia Tornow dieser Zeitung. Die reguläre Jury-Sitzung finde erst wieder im April statt, sie habe den Mitgliedern angeboten, vorher eine Telefonkonferenz einzuberufen, dazu aber noch nicht alle Rückmeldungen erhalten.

Jury-Mitglied Uwe Kammann, Geschäftsführer des Grimme-Instituts, möchte noch keine Stellungnahme abgeben, erst wolle er sich mit den anderen Jury-Mitgliedern beraten, zu der außerdem Filmwissenschaftler Gero Gandert, Initiator des „Boulevard der Stars“, Berlinale-Chef Dieter Kosslick, der Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler und Alfred Holighaus, Geschäftsführer der Deutschen Filmakademie, gehören. Georgia Tornow warnt vor voreiliger Verurteilung. „Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die erst einmal gründlich geprüft werden müssen“, sagt sie. Am Sonnabend erscheint im Suhrkamp-Verlag Pola Kinskis Autobiografie „Kindermund“, in der sie von ihrer Kindheit mit dem jähzornigen Schauspieler als Vater erzählt, der sie ihrer Aussage zufolge jahrelang sexuell missbraucht hat.

Das Objekt der Kontroverse indes liegt unbehelligt unter einer dünnen Schicht Schneematsch. Die Autos brausen vorbei, eine einzelne Frau macht Fotos. „Weg mit dem Ding“, sagt Petra Slotosch, selbst Mutter und Großmutter, die auf ihren Bus wartet. Kian Steiner sieht das eher gelassen: „Bevor man vorschnell Konsequenzen zieht, sollten die Vorwürfe erst einmal geprüft werden.“ Leonie Langer

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