zum Hauptinhalt
Spezielle Zählung. Ein Messwagen ist in Bernau unterwegs.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Straßenadler statt Außendienst Eine Berliner Firma erfasst Ampeln und Schilder

Bernau/Berlin - Mit einem futuristisch anmuteten Fahrzeug lässt die brandenburgische Stadt Bernau ihre Straßen abfotografieren und vermessen. Erfasst werden unauffällige Gegebenheiten am Wegesrand: Straßenschilder, Bürgersteige, Mülleimer, Ampeln.

Stand:

Bernau/Berlin - Mit einem futuristisch anmuteten Fahrzeug lässt die brandenburgische Stadt Bernau ihre Straßen abfotografieren und vermessen. Erfasst werden unauffällige Gegebenheiten am Wegesrand: Straßenschilder, Bürgersteige, Mülleimer, Ampeln. Die lassen sich in Schwarz-Weiß auf postkartengroßen Bildschirmen vom Rücksitz eines kamerabekränzten Transporters aus verfolgen. Das Berliner Unternehmen Eagle Eye Technologies hat für die Stadt den Auftrag übernommen.

Die Bilder sind für die Kommune hochinteressant. „Straßen sind ein wichtiger Teil des Anlagevermögens der Stadt“, sagt Bernaus stellvertretender Bürgermeister Ralf-Peter Henning. Immerhin koste ein einziges Straßenschild schon über 300 Euro. So werden derzeit alle Straßen erfasst, da die öffentliche Verwaltung auf die in der Privatwirtschaft übliche doppelte Buchführung umstellt. Nach einer Probefahrt für Mitarbeiter der Nachbargemeinden stehen Henning und Joachim Hamann von der Berliner Firma Eagle Eye Technologies zufrieden neben dem Fahrzeug. Zwölf Kameras sind auf dessen Dach installiert, außerdem vermessen spezielle Sensoren während der Fahrt die Straßenflächen. Alle fünf Meter lösen die Kameras automatisch aus – so arbeiten sich die Stadtvermesser zügig durch den Ort. In Bernau wurde die Beschilderung das letzte Mal 1997 erfasst.

Damals mussten Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit analogen Kameras losziehen, eine ziemlich langwierige Geschichte. Das Eagle-Eye-Fahrzeug hingegen war nach fünf Tagen fertig. „Außerdem speichern wir mit den Bildern auch gleich Informationen zum Standort der Schilder“, erklärt Hamann. So könnten sie bei der Auswertung viel leichter in eine Datenbank eingepflegt werden. Später können die Bilder noch einmal verwendet werden, um den Zustand der Geh- und Radwege zu überprüfen.

Sandra Srokos vom Bauamt in Panketal ist sichtlich begeistert von der Technik. „Wir müssen auch gerade unsere Straßenschilder erfassen“, erzählt sie. Ohne die richtige Technik sei das „unheimlich mühselig“. Deshalb würde sie das Fahrzeug des Georeferenzierungsdienstes mit den zwölf „Adleraugen“ am liebsten gleich nach Panketal bestellen. „Aber das ist so teuer“, sagt sie. Über 35 000 Euro kostete der Einsatz in Bernau.

Für sehr enge Gassen hat Eagle Eye Technologies ein Schmalspurfahrzeug ausgerüstet. Aber für ein anderes Problem gibt es keine technische Lösung: Seit der Debatte um Google Street View reagieren Anwohner zunehmend misstrauisch auf Autos mit Kameras auf dem Dach. Einer habe schon die Polizei geholt, erzählt Hamann. Den meisten könnten die Straßenfotografen ihren Auftrag allerdings erklären, auch, dass die Daten nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Und manche Menschen freuen sich sogar über den Besuch. Auf den Bildern sind manchmal winkende Kinder zu sehen. Ariane Breyer

Ariane Breyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })