Brandenburg: Straßenlärm im Internet
Brandenburg stellt demnächst sogenannte Lärmkarten für rund 180 Kommunen ins Netz. Straßenverkehr gilt als größte Lärmquelle
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Potsdam - Die Lärmbelastung an Brandenburgs Straßen lässt sich bald im Internet recherchieren. Voraussichtlich Ende August liegen Lärmkarten für rund 180 Städte und Gemeinden vor. Das kündigte Lärmschutz-Referent Hartmut Jonas vom Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz in Potsdam an.
Bisher gab es Informationen über 150 Orte. Die Karten zeigen die Belastung an Straßen, die von mindestens drei Millionen Fahrzeugen jährlich oder etwa 8000 Fahrzeugen täglich passiert werden. Sie sind außerdem Grundlage für Lärmaktionspläne, die die betroffenen Gemeinden erarbeiten oder aktualisieren müssen. Auch Daten zum Bahnverkehr, zum Großflughafen und dem Ballungsraum Potsdam werden ausgewertet.
Hintergrund ist die Umgebungslärmrichtlinie der EU. Ziel ist es, den Lärm europaweit zu dokumentieren, zu mindern und bislang noch ruhige Gebiete nicht zu belasten. Ein Rechtsanspruch für Bürger auf Lärmschutz ergebe sich daraus aber nicht, sagte Jonas. In einer ersten Stufe wurden zum Jahr 2007 Lärmkarten erstellt. Diese müssen alle fünf Jahre erneuert werden. In Brandenburg wurden damals für rund 150 Städte und Gemeinden Karten erarbeitet. Damals wurden zunächst besonders laute Gebiete berücksichtigt. Die Karten zeigen die besonders stark befahrenen Straßenabschnitte und die Lärmbelastung in der Umgebung. In den Anhängen wird erklärt, wie viele Anwohner tagsüber und in den Nachtstunden belastet sind. „Der Straßenverkehr ist die Lärmquelle Nummer eins“, sagte Jonas.
Mit Aktionsplänen müssen Städte und Gemeinden Maßnahmen gegen den Lärm festlegen. Dazu zählten etwa Umgehungsstraßen, bessere Straßenbeläge und Tempo-30-Zonen. Laut Infrastrukturministerium haben sich etwa 80 Gemeinden mit Lärmaktionsplänen beschäftigt.
Ob die Pläne auch umgesetzt werden, ist allerdings oft fraglich: Nicht bei allen Straßen - etwa Autobahnen - seien die betroffenen Gemeinden auch zuständig. „Die Maßnahmen müssen mit den Baulastträgern abgestimmt werden“, erklärt Jonas. Das gelinge nicht immer. „Wenn zum Beispiel die Geschwindigkeit auf der Autobahn im Gemeindebereich auf 100 Stundenkilometer gesenkt wird, ist das schon ein Erfolg“, sagte Jonas. Das passiere aber bislang nur punktuell, wie zum Beispiel bei Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) am Berliner Ring. „Andere Gemeinden wie etwa Lehnin an der A9 waren da nicht erfolgreich“, berichtete der Referent.
Die EU-Staaten müssen auch die Lärmbelastung an Eisenbahnstrecken mit mehr als 30 000 Zügen pro Jahr, an Großflughäfen und in Ballungsräumen dokumentieren. Für die Eisenbahnlinien ist das Eisenbahnbundesamt zuständig. Es hat bereits eine vorläufige Karte im Internet veröffentlicht. Die Daten zum Großflughafen in Schönefeld werden im Landesamt derzeit berechnet, sodass die Lärmkarten voraussichtlich im Herbst erstellt werden können. Für den Ballungsraum Potsdam sollen die Karten ebenfalls in wenigen Wochen fertig sein. dpa
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