Brandenburg: Streit um Abschaffung der Lern-Förderschulen CDU warnt vor Überforderung an Regelschulen
Potsdam - Um die Pläne der Landesregierung zum Auslaufen der Förderschulen für lernschwache Kinder ist in Brandenburg ein Streit entbrannt. Während es die CDU am Donnerstag als „illusorisch“ bezeichnete, dass Kinder mit besonderem Förderbedarf an einer normalen Schule besser aufgehoben seien, verwiesen Bildungsministerium und Linksfraktion auf eine UN-Konvention, die gemeinsames Lernen aller Kinder fordere.
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Potsdam - Um die Pläne der Landesregierung zum Auslaufen der Förderschulen für lernschwache Kinder ist in Brandenburg ein Streit entbrannt. Während es die CDU am Donnerstag als „illusorisch“ bezeichnete, dass Kinder mit besonderem Förderbedarf an einer normalen Schule besser aufgehoben seien, verwiesen Bildungsministerium und Linksfraktion auf eine UN-Konvention, die gemeinsames Lernen aller Kinder fordere.
Sollte die Landesregierung alle rund 100 Förderschulen schließen und die Kinder in Regelschulen unterbringen wolle, dann schaffe sie „ein Riesenproblem“, sagte CDU-Fraktionschefin Saskia Ludwig. Folge wäre eine hoffnungslose Überforderung, die zulasten aller Kinder gehe. Damit würden „verhaltensgestörte Kinder“ produziert. CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann warf Rot-Rot vor, sie benutze die UN-Konvention als „Alibi“, um die lange angestrebte Beseitigung der Förderschulen durchzusetzen. Eltern hätten Angst, dass ihr beeinträchtigtes Kind in einer normalen Schule „untergehen“könnten. Eine Förderschule sei auch ein Schutzraum für Kinder, die einen besonderen Förderbedarf nötig haben.
Der Sprecher des Bildungsministeriums, Stefan Breiding, wies die Kritik zurück. Zum einen sei lediglich geplant, Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen bis 2019 abzuschaffen, sagte er. Dies seien 47 der rund 100 Förderschulen im Land. Nicht in die Pläne miteinbezogen seien Förderschulen für Kinder mit geistiger Behinderung, Defiziten bei der emotionalen und soziale Entwicklung oder Sehbehinderung. Zum anderen müsse Brandenburg die UN-Konvention umsetzen, wonach Schulen in der Lage sein sollen, jeden zu fördern und „eine Schule für alle“ zu bilden, so Breiding. Vor dem Hintergrund dieser UN-Konvention zur Inklusion könne es keinen Bestandsschutz für diese Förderschulen geben. Die Landesregierung verhandle derzeit mit der Universität Potsdam, die vor Jahren eingestellte Ausbildung von Sonderpädagogen wieder aufzunehmen und Programme zur Weiterbildung aufzulegen.
Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Gerrit Große, sagte, keineswegs sollten die Förderschulen über Nacht geschlossen und deren Schüler auf die anderen Schulen aufgeteilt werden. Vielmehr müsste eine intensive Vorbereitung erfolgen. Ziel sei es, durch das gemeinsame Lernen das gegenseitige Verständnis der Schüler zu wecken, sagte Große. Allerdings herrscht in der Linksfraktion Verwunderung über Ministerin Münch. Die Zielzahl 2019 sei nicht abgesprochen.
Grüne-Bildungsexpertin Marie Luise von Halem begrüßte das Modell der gemeinsamen Schule. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass es für die Betroffenen keine Einschnitte in die Förderqualität gebe. „Die Realität in Brandenburg spricht hier eine andere Sprache.“ Schon jetzt falle der Förderunterricht in den normalen Schulen wegen Lehrermangel aus. So lange dies so bleibe, sei es „geradezu fahrlässig, die Schließung von Förderschulen anzukündigen“. axf/dapd
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