Brandenburg: Streit um Religion
Humanisten sehen bei LER-Rahmenlehrplänen Verstoß gegen staatliche Neutralität
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Humanisten sehen bei LER-Rahmenlehrplänen Verstoß gegen staatliche Neutralität Von Susann Fischer Berlin/Potsdam. Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg übt scharfe Kritik an den Entwürfen für neue Rahmenlehrpläne zum Unterrichtsfach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER). Sie verstießen gegen „die durch das Schulgesetz vorgegebene und in der Landesverfassung verankerte religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates“, sagte Landeschef Gerd Wartenberg am Donnerstag in Berlin. Das Potsdamer Bildungsministerium wies die Kritik zurück. Sprecher Thomas Hainz betonte, die Rahmenlehrpläne wiesen keine explizite religiöse Orientierung auf. Der Verband wies auf verschiedene Details der Lehrplanentwürfe hin. So solle im Themenfeld „Soziale Beziehungen“ in den Klassen 5 bis 6 der Aspekt „Gott als Freund und Partner des Menschen" eine wichtige Rolle spielen. In den Klassen 7 bis 10 sollten Fragen sozialer Beziehungen unter Berücksichtigung von „Gott als Vater" behandelt werden. Im Themenfeld „Frieden und Gerechtigkeit" gehe es um das „Gottesreich", das „Jüngste Gericht" und „Messiashoffnungen". LER dürfe aber nicht für eine einseitige religiöse Orientierung genutzt werden, warnte Wartenberg. Stattdessen müsse ein neutraler religionskundlicher und werteorientierte Unterricht erteilt werden. Der Humanistische Verband wolle weiter an der Ausgestaltung von LER mitarbeiten und unterstütze das innovative Fach. Wartenberg hat sich mit einem Schreiben an das für die Lehrpläne zuständige Landesinstitut für Schule und Medien gewandt. Es gebe jedoch keine Signale, dass die Anregungen berücksichtigt werden. Die religiös-weltanschauliche Neutralität und die Gleichbehandlung der Religionen und Weltanschauungen seien aber unbedingt zu wahren, unterstrich der Verbandschef. Das allgemein-bildende Fach LER dürfe nicht zur Vermittlung vorwiegend christlicher Glaubensvorstellungen instrumentalisiert werden. Hainz unterstrich, dass das nicht der Fall sei. Allerdings sei Religionskunde ein Teil von LER. Das sage bereits der Name des Faches. Das Christentum gehöre elemantar zur Religionskunde. „Man kann unsere Kultur ohne Kenntnisse über das Christentum und die Bibel nicht verstehen“, hob Hainz hervor. Zugleich betonte der Sprecher, dass die Rahmenlehrpläne in verschiedenen Passagen ausdrücklich auf die nötige Neutralität beim Unterricht hinweisen. Die Lehrpläne seien kein „Missionierungswerk". Die Anleitung für die Lehrer soll nach den Worten von Hainz im neuen Schuljahr in Kraft treten.
Susann Fischer
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