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Intoleranter als gedacht: Studie: Jeder vierte Berliner fremdenfeindlich

Laut einer neuen repräsentativen Studie soll jeder vierte Berliner Abneigungen gegenüber Ausländern und Einwanderern haben. Insbesondere Araber, Türken oder Russen werden abgelehnt.

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Berlin - Die Berliner sind offenbar weniger tolerant, als man angesichts der multikulturellen Stadt hätte erwarten können. Einer noch unveröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts Info GmbH zufolge ist jeder vierte Berliner gegenüber Ausländern und Einwanderern negativ eingestellt. Die einzelnen Ergebnisse der Studie „Wie tolerant ist Berlin?“ werden am heutigen Donnerstag vorgestellt. Dabei soll es auch Details zu Einstellungen in den einzelnen Bezirken der Hauptstadt geben.

Wie diese Zeitung erfuhr, ist die Ablehnung gegenüber nichtdeutschen Anwohnern im Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit fast 50 Prozent am größten. Viele Befragte geben in der Studie an, Ressentiments gegen Berliner arabischer, türkischer und russischer Herkunft zu haben. Besser kommen wohl polnische, italienische oder griechische Nachbarn weg. Wie genau die Berliner die Integration von Einwanderern beurteilen und was die Forscher der Info GmbH gefragt haben, wird an diesem Donnerstag erklärt. „Unsere Umfrage zeigt, dass Berlin insgesamt eine mehrheitlich tolerante Stadt ist, jedoch intoleranter als im gesamtdeutschen Vergleich“, sagte Holger Liljeberg, Chef der Info GmbH.

Das Meinungsforschungsinstitut hat mehr als 1000 repräsentative Berliner für die aktuelle Studie befragt. Die bloße Anzahl der Befragten hat dabei wenig Einfluss auf die Aussagekraft. Selbst für repräsentative Umfragen auf Bundesebene werden von großen Forschungsinstituten oft nicht mehr als 3000 Menschen befragt, die Ergebnisse etwa bei Wahlumfragen decken sich dennoch oft mit den tatsächlichen Stimmauszählungen. Die Info GmbH hatte jedoch als einziges der bekannten Institute das Ergebnis der Piraten richtig prognostiziert: Sie sagte der internetaffinen Newcomer-Partei kurz vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus im vergangenen September neun Prozent voraus.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer in Berlin seine aktuelle Studie vorgestellt: Demnach nimmt hierzulande die Billigung von Gewalt vor allem unter denjenigen zu, die zu rechten Positionen neigten. Heitmeyer sprach von zunehmender Fremdenfeindlichkeit, etwa jeder zehnte Deutsche sei rechtspopulistisch eingestellt. Der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung sieht eine zunehmend negative Einstellung gegenüberMinderheiten, etwa Zuwanderern, Langzeitarbeitslosen und Obdachlosen. Dies habe sich seit der Wirtschaftskrise 2008 verschärft.

Insbesondere Muslimen begegneten viele Deutsche skeptisch bis feindselig. Mehr als die Hälfte der in der Heitmeyer-Studie Befragten gaben demnach an, große Probleme damit zu haben, in eine Wohngegend mit vielen Muslimen zu ziehen.Hannes Heine

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