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Brandenburg: Sumatra-Tiger aus Cottbus?
Der Zoo in der Lausitz-Stadt will bedrohte Sumatra-Tiger züchten und dafür das Raubtierhaus vergrößern. Tierschützer sehen das skeptisch
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Cottbus - Seit fünf Jahren gibt es im Tierpark Cottbus keine Tiger mehr. „Aber das soll sich in Kürze ändern“, kündigt Tierparkdirektor Jens Kämmerling an. Spätestens im übernächsten Jahr sollen wieder Großkatzen die Besucher anlocken. „Nach dem Tod des sibirischen Tigers Turan im Jahr 2007 wollen wir jetzt Sumatra-Tiger züchten“, erklärt er. Die vom Aussterben bedrohte Art soll im größten Brandenburger Zoo ein neues Domizil erhalten. Für die Zucht sind zunächst zwei weibliche und ein männlicher Sumatra-Tiger vorgesehen. Tierschützer sehen das Vorhaben skeptisch.
In europäischen Zoos und Tierparks leben nach Kämmerlings Angaben gegenwärtig etwa 100 Exemplare des zu den seltensten und kleinsten Unterarten des Tigers gehörenden Sumatra-Tigers (Panthera tigris sumatrae). In Deutschland ist er nur noch in einigen Zoologischen Gärten zu finden, etwa im Berliner Tierpark. Auch in Cottbus will man den bis zu 2,60 Meter langen und bis zu 140 Kilogramm schwer werdenden Sumatra-Tiger jetzt wieder halten.
Angeknüpft werden soll an die Tiger-Tradition in Cottbus, wie Kämmerling sagt. Bis 1998 tummelten sich im Raubtierhaus bereits zwei Sumatra-Tiger. Männchen und Weibchen waren ein Geschenk des Berliner Tierparks. „Der Wunsch nach Nachwuchs erfüllte sich jedoch nicht“, erinnert sich der langjährige Cottbuser Tierparkdirektor Klaus Jürgen Jacob. So stellte man die angestrebte Zucht ergebnislos ein. „Das Raubtierpärchen erhielt eine neue Aufgabe in einem deutschen Zirkus“, schildert Jacob.
Im Gegenzug kam der 1989 im Chemnitzer Zoo geborene Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica) namens Turan in das 25 Hektar große Tierparkgelände an der Spree. Immerhin 13 Jahre war Turan dann der erklärte Liebling der Besucher des Tierparks im Süden Brandenburgs mit seinen 1.200 Tieren und 170 Arten.
„Sumatra-Tiger passen gut in unsere Parklandschaft mit viel Wasser und Wald“, ist sich Tierparkdirektor Kämmerling sicher. Das vorhandene Raubtierhaus sei jetzt schon beheizbar, aber für die geplante Zucht der subtropischen Tiger viel zu klein. Deshalb solle das jetzt noch von anderen Tieren bewohnte Haus im kommenden Jahr umgebaut und um rund zwei Drittel vergrößert werden. Auch eine etwa 1.000 Quadratmeter große Außenanlage soll entstehen, kündigt Kämmerling an. Das Großprojekt soll rund eine Million Euro kosten.
15 Prozent übernehme die Stadt Cottbus. Der größte Teil stamme aus europäischen Fördermitteln aus einem Interreg-Programm. Damit solle unter anderem zudem ein Streichelzoo im Botanischen Garten in Zielona Gora entstehen, der polnischen Partnerstadt von Cottbus.
Tierschützer sehen die geplante Zucht der Sumatra-Tiger skeptisch. „Das Vorhaben ist wegen der tierschutzrelevanten Probleme bei der Haltung der Raubtiere verantwortungslos“, warnt die Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Brandenburg, Renate Seidel. Brandenburgs Grünen-Fraktionsvorsitzender Axel Vogel bezieht eine differenziertere Position. „Wenn es sich um eine Erhaltungszucht handelt, ist es sinnvoll“, sagte Vogel. Er fordert jedoch optimale Bedingungen für die Raubtiere. Auch für die Vorsitzende des Cottbuser Kreisverbandes der Grünen, Petra Weißflog, sind Ökologie und Tierschutz bei dem Vorhaben ganz wichtig. „Die Erhaltung der Art muss unbedingt mit den Tierschutzzielen vereinbar sein“, sagt Weißflog. Zugleich verweist sie darauf, dass in dem geplanten Terrain für die Tiger genügend Platz für eine artgerechte Haltung und Nachzucht der Raubtiere vorhanden sei.
Britta Beyer
Britta Beyer
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