Brandenburg: Tagesmütter fordern einheitliche Bezahlung
Landesverband pocht auf einheitliche Standards. Doch Bildungsminister Baaske lehnt das ab
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Potsdam - Für eine einheitliche und leistungsgerechte Bezahlung von Tagesmüttern und -vätern will sich ein neuer Verband in Brandenburg einsetzen. „Wir arbeiten derzeit an einer Musterrichtlinie“, sagte die Vorsitzende des Landesverbands für Kindertagespflege Brandenburg, Ingrid Pliske-Winter. Je nach Landkreis variiert die Bezahlung mitunter stark. Das wird in einer Antwort von Bildungsminister Günter Baaske (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Abgeordneten und Mitgründerin des Verbands, Kristy Augustin, deutlich.
In der Prignitz bekommen Tagesmütter etwa 2,77 Euro pro Stunde und Kind sowie monatlich 50 Euro für die Verpflegung. In Elbe-Elster zahlen die Jugendämter pauschal knapp 430 Euro im Monat pro Kind. In Oder-Spree gibt es je nach Qualifizierung der Betreuer gestaffelte Pauschalen von bis zu rund 173 Euro pro Kind für die Erziehung und etwa 230 Euro für Sachkosten. Zu den am besten zahlenden Kommunen gehört Potsdam. Dort gibt es je Kind monatlich bis zu 550 Euro Erziehungskosten, 150 Euro Sachkosten und bis zu 150 Euro Mietkostenzuschuss.
Der Kreis Märkisch-Oderland habe die Bezahlung zwar erhöht, aber den Sachkostenanteil drastisch gekürzt, ohne eine nachvollziehbare Begründung vorzulegen. Für Tageseltern, die externe Räume angemietet haben, werde dies nun zur Existenzfrage, kritisiert Pliske-Winter, selbst Tagesmutter in Müncheberg (Märkisch-Oderland). Der Landkreis Oder-Spree wolle nachziehen.
Laut Baaske kann sein Ministerium durchaus Regelungen zu Aufwendungen in der Kindertagespflege treffen. Allerdings sei darauf bislang verzichtet worden, da sowohl die regionale Situation als auch die regionalen Anforderungen für landeseinheitliche Festsetzungen zu unterschiedlich seien. „Auch die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe und die kommunalen Spitzenverbände signalisieren, dass sie für eine landesweite Regelung keine Notwendigkeit sehen“, so der Minister.
„Es kann nicht sein, dass die Bezahlung in Städten wie Potsdam besser ist als auf dem Land“, sagt Pliske-Winter. In dünner besiedelten Regionen seien vielleicht die Mieten niedriger. „Dafür braucht man aber auch ein Auto, um mit den Kindern mal einen Ausflug zu machen. In Potsdam kann man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen“, erläutert sie. Der im Frühjahr gegründete Landesverband wolle den Tageseltern nun eine Stimme und Lobby geben. Aktuell gibt es laut Verband 1150 von ihnen. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 1200 Tagesmütter und -väter, die rund 4650 Kinder betreuten. Die Zahl der Tageseltern ist rückläufig. 2010 lag sie noch bei rund 2860 Personen – mit 4767 Kindern.
Die Kindertagespflege kann eine Alternative zum Kindergarten sein. Die Atmosphäre ist oft familiärer, da viele Tageseltern zu Hause arbeiten und höchstens fünf Kinder betreuen. „Der für Kitas geforderte Betreuungsschlüssel ist in der Tagespflege längst Realität“, sagt Pliske-Winter. Die Elternbeiträge für die Tagespflege seien in der Regel niedriger oder genauso hoch wie für eine Kita. Teurer als die Kita dürfen sie nicht sein.Anja Sokolow
Anja Sokolow
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