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Brandenburg: Täter im Visier

Attacke im U-Bahnhof: Nach Wochen veröffentlicht Polizei ein Video – auf Druck der Medien

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Berlin - Nach der brutalen heimtückischen Attacke gegen eine junge Frau auf dem U-Bahnhof Hermannstraße der Linie U8 in Neukölln sucht nun auch die Polizei selbst mit Filmaufnahmen die Täter. Das Präsidium hat die Aufzeichnungen der Überwachungskamera am Donnerstag veröffentlicht, nachdem sie zuvor in verschiedenen Medien schon zu sehen waren. Das hatte im Internet, auch im Onlineforum des Tagesspiegel, zu lebhaften Debatten geführt. Wie berichtet war der Vorfall bereits in der Nacht auf den 27. Oktober passiert. Der Film zeigt, wie die 26-jährige Frau kurz nach Mitternacht langsam die Treppe zum Bahnsteig hinuntergeht. Vier junge Männer tauchen auf. Einer geht hinter der Frau her und tritt ihr unvermittelt in den Rücken. Sie stürzt nach vorn und landet mit Gesicht und Oberkörper auf dem Treppenabsatz. Der Täter beobachtet den Sturz, zieht an seiner Zigarette und entfernt sich zusammen mit seinen Begleitern. Die Frau brach sich nach Informationen dieser Zeitung den Arm. Fahrgäste alarmierten dann die Feuerwehr.

Die Frau erstattete am nächsten Tag eine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung. Die Polizei ließ sich anschließend die Aufnahmen geben. Die Bilder werden verschlüsselt auf eine CD gebrannt, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Die Polizei begründet die späte öffentliche Fahndung so: Diese sei immer das letzte Mittel, zuerst müssten alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Daher liegen meist mehrere Wochen oder Monate zwischen der Tat und einer Veröffentlichung von Bildern oder Filmsequenzen. In diesem Fall habe man den Antrag, öffentlich fahnden zu dürfen, bereits vor Längerem gestellt; die Zustimmung der Staatsanwaltschaft sei am Donnerstag erfolgt.

Wie das Video dennoch schon vorher an die Medien gelangen konnte, ist unklar. Reetz schließt aus, dass es von eigenen Mitarbeitern weitergegeben wurde. Aufzeichnungen könnten sich intern nur der Sicherheitschef des Unternehmens sowie wenige andere Mitarbeiter ansehen. Warum die Polizei die Aufnahmen aus dem U-Bahnhof angefordert hatte, habe die BVG nicht gewusst, so Reetz. Von der Tat habe die BVG erst aus den Zeitungen erfahren. Die Datenschutzbehörde werde den Fall prüfen, kündigte Sprecherin Anja-Maria  Gardain an. Die Polizei ermittelt laut einem Sprecher wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Bundesdatenschutzgesetz. Intern könne jeder Beamte die Aufnahmen sehen.

Die Neuköllner CDU-Bundestagsabgeordnete Christina Schwarzer sprach von einer „widerlichen Tat“. Sie forderte, in solchen Fällen müsse die Öffentlichkeitsfahndung sofort beginnen können. Die Zahl der Körperverletzungen an Fahrgästen ist nach den bisher vorliegenden Zahlen bis Anfang September mit 1690 fast konstant geblieben. Im Vorjahreszeitraum waren es 1686. Bis Jahresende war die Zahl allerdings auf 2296 gestiegen. Insgesamt geht die Zahl der gemeldeten Körperverletzungen seit Jahren zurück. 2010 waren 2708 Taten registriert worden. K. Kurpjuweit und S. D. Zadegan

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