Brandenburg: Tausende Betten für die Tropenwelt
Seit dem Verhallen der ersten Euphorie dümpelt das Tropical Island so vor sich hin Die geplante Ansiedlung von Ferienhäusern rund um den Dom schürt neue Hoffnung in der Region
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Brand - Alles ist geheim im Tropical Islands – so geheim, dass selbst die eigenen Leute nichts wissen. Fragt man Pressesprecher Patrick Kastner nach Neuigkeiten zu den Plänen der Ferienhaussiedlung, so verweist er auf das, was in der Presse stand. So viel steht fest: Rund um den riesigen Kunststoff-Dom in Brand (Dahme-Spreewald), wo ursprünglich Zeppeline gebaut werden sollten und wo der malaysische Tourismuskonzern Tanjong ab dem Jahre 2003 ein Tropenparadies untergebracht hat, sollen Ferienhäuser gebaut werden. Nicht nur ein paar. Hunderte. Genaue Zahlen sind noch nicht veröffentlicht - die Angaben schwanken: Zwischen vierstellig und 130000 – so viele Betten sollen einmal am Fuße der Megahalle stehen. Zusammen mit Novasol, einem dänischen Ferienhaus-Anbieter, will Tanjong das rund 400 Millionen-Euro schwere Projekt stemmen. Weder Tanjong noch Novasol machen dazu derzeit genauere Angaben. Nur so viel verrät Pressesprecher Kastner: „Die Baupläne laufen bereits und stehen kurz vor dem Abschluss.“
Zur Auslastung muss man sich selbst einen Reim machen: Geht man von einer 60-prozentigen Belegung aus, so dürfte in Brand künstlich eine Siedlung von der Größe geschaffen werden, bei der so mancher brandenburgische Ortsbürgermeister neidisch werden müsste. Demografisch weit und breit einzigartig. Trotzdem hält in der Spreewald-Region niemand die Pläne für zu wagemutig oder gar überkandidelt. Den Investoren indes fasst man mit Samthandschuhen an.
„Ob die Häuser genügend ausgelastet sein werden, muss Novasol beantworten“, sagt Niels Ohl, Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus. „Wir stehen den Plänen sehr positiv gegenüber“, so der IHK-Sprecher. Eine bedeutende Chance sei es vor allem, weil schließlich ein weltweit agierende Ferienhaus-Vermarkter die Umgebung besser vermarkten könne. Der Konzern verfüge praktisch schon über ein erprobtes Konzept. Völlig neue Kundenquellen ließen sich somit erschließen, von denen nicht nur der Malaysische Konzern und die Ferienhausfirma sondern die gesamte Region profitieren könnte, wie Ohl hofft. Der nächste Spreewaldkahn liege schließlich nur etwa eine halbe Autostunde von dem Tropendom entfernt. Ansässige Hoteliers werden seiner Meinung nach von der Bettenflut nicht in Bedrängnis gebracht. Für Hotels und für Ferienhäuser gebe es schließlich unterschiedliche Klientel.
Auch im ansässigen Tourismusverband ist man guter Dinge, was die Ansiedlung betrifft. „Die gesamte Region wird eine erhöhte Aufmerksamkeit genießen“, ist Peter Stephan, Geschäftführer des Tourismusverbandes Spreewald überzeugt. Die Halle alleine werde die Häuser freilich nicht füllen, räumt er ein. Mit dem Tropical Islands sei die Region aber ganzjährig buchbar. Die Spreewaldtherme in Burg, die Spreewelten in Lübbenau und die Tropenhalle in Brand würden eine Art Bäderdreieck bilden. Bislang halten sich die Impulse für die Hotellerie noch in Grenzen. Stephans Angaben zufolge ist seit Eröffnung der Tropenhalle kein neuer Beherbergungsbetrieb in der Umgebung entstanden. „Ein, zwei wurden vor der Insolvenz gerettet“, beschreibt er den mageren positiven Effekt. Wenn es so lukrativ ist, dass ein Ferienhausvermarkter 13000 Betten aufstellen will, warum sind dann aber nicht schon andere Hoteliers auf die Idee gekommen? „Man ist vorsichtig geworden“, begründet der Verbands-Chef. Als seinerzeit Cargolifter „so schnell den Bach runter ging“, sei das Vertrauen erstmal dahin gewesen. „Auch bei den Banken.“ Die Ferienhaus-Pläne könnten einen Impuls für neues Vertrauen schaffen, denkt Stephan.
Von konsequentem Misstrauen hingegen zeugt die Schweigepolitik von Tropical Islands. Besucherzahlen werden nach wie vor nicht veröffentlicht, obwohl bekannt ist, dass die Anlage Verluste einfährt. Innerhalb der kommenden Wochen will der Mutterkonzern Tanjong seinen Geschäftsbericht vorlegen. Bis dahin herrscht weiter strengste Geheimhaltung.
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