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Die Telefonseelsorge in Brandenburg und Berlin sucht Mitarbeiter

© dpa / dpa/Daniel Reinhardt

Telefonseelsorge in Berlin und Brandenburg in Not: Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern immer schwieriger

Die Hauptstadtregion hat einen hohen Bedarf an Telefonseelsorge. Aber immer weniger Leute wollen sich langfristig verpflichten.

Aus Sicht von Telefonseelsorgern wird es schwieriger, ehrenamtliche Mitarbeiter in Berlin und Brandenburg zu finden. „Immer weniger Leute wollen sich auf so eine lange Zeit verpflichten. Ein 'Ehrenamt to go' haben wir nicht“, sagte Uwe Müller, der Leiter der kirchlichen Telefonseelsorge in Berlin. Um dort zu arbeiten, müssten Menschen zunächst eine einjährige Ausbildung machen und sich danach für drei Jahre verpflichten, ehrenamtlich mitzuarbeiten.

Vor allem in der schnelllebigen Zeit schrecke viele Leute diese Voraussetzung zunehmend ab, nannte Müller einen Grund. Oft wollen sich Menschen eher für kurzfristigere Projekte engagieren. Bei der kirchlichen Telefonseelsorge in Berlin arbeiten derzeit 148 Menschen ehrenamtlich. An drei Leitungen werden Telefonanrufe rund um die Uhr entgegengenommen.

Uwe Müller leitet die kirchliche Telefonseelsorge in Berlin.
Uwe Müller leitet die kirchliche Telefonseelsorge in Berlin.

© dpa / Jens Kalaene

Bis Anfang Januar können sich Interessierte bewerben

Um eine weitere Leitung aufzumachen, sei die Organisation auf der Suche nach neuen Leuten. Vor allem an den Standorten Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam in Brandenburg gebe es Bedarf. Bis Anfang Januar könne man sich etwa noch für einen der 26 Ausbildungsplätze in Berlin bewerben.

„Ich glaube, dass der Bedarf an Telefonseelsorge wesentlich größer ist als das, was wir wirklich abdecken können“, sagte Müller. Oft müssten Anrufer mehrmals die Nummer wählen, ehe sie mit einem Seelsorger sprechen könnten. In Berlin und in Brandenburg werden demnach pro Jahr jeweils rund 27.000 Gespräche am Telefon geführt.

Auch bei dem Verein Telefonseelsorge Berlin sei die Tendenz bei den Bewerbungen rückläufig, schilderte die fachliche Leiterin Bettina Schwab. Zu Beginn der Corona-Pandemie habe es zunächst einen wahren Ansturm gegeben, viele Menschen wollten helfen. Doch das Ehrenamt und die Ausbildung seien sehr zeitintensiv und auch eine Form von Bindung, was abschrecke. Bei dem Verein arbeiten 105 Ehrenamtliche.

„Unser Eindruck ist aktuell verstärkt, dass die Anrufer dünnhäutiger sind. Man merkt, wie schlauchend die letzten Jahre für viele waren“, sagte Schwab. In diesem Jahr habe die Menschen vor allem der Ukraine-Krieg beschäftigt sowie finanzielle Existenzängste etwa durch die steigenden Energiekosten. Auch das Thema Einsamkeit sei nach wie vor präsent. (dpa)

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