
© K. Kleist-Heinrich
Brandenburg: Teure Erholung
Wellness ist für die neun anerkannten Kurorte in Brandenburg in der Regel ein Zuschussgeschäft – viele erhöhen deshalb ihre Kurtaxe
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Potsdam - Wer unter Rheuma leidet, dem tut in der Regel ein Bad in salzhaltigem Wasser gut. Wem das Tote Meer zu weit ist, der könnte nach Brandenburg fahren: Das Solewasser in Burg im Spreewald kann nach Angaben der Stadt mühelos damit konkurrieren. Doch die Thermalsole, die aus rund 1300 Metern Tiefe entspringt, hat ihren Preis. Die 500 000 Euro Kurtaxe, die Burg nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einnahm, seien zwar eine beträchtliche Summe. Sie reichten aber bei Weitem nicht aus, um die Kosten dafür zu decken, heißt es aus dem Amt. Auch andere Kurorte im Land müssen zuschießen.
Die Einnahmen aus der Kurtaxe dürfen nicht beliebig ausgegeben werden. Die Kommunen müssen sie etwa in die Pflege von Kurparks investieren oder eine neue Sitzbank damit finanzieren. Nur die neun offiziellen Kurorte des Landes sind berechtigt, Kurtaxe zu verlangen. Neben Burg sind das Bad Freienwalde, Bad Liebenwerda, Bad Saarow, Bad Wilsnack, Bad Belzig, Buckow, Rheinsberg und Templin.
Mehr als eine halbe Million Übernachtungen zählte Burg 2013 und ist laut Statistikamt im Jahresrückblick einer der großen Gewinner im Tourismus. Um die Gäste zu halten, müsse jedoch viel investiert werden, etwa in den Radwege-Erhalt, sagte eine Sprecherin des Amtes Burg. Und: „Die Solebohrung muss gehegt und gepflegt werden.“ Deshalb soll der Kurbeitrag ab Januar 2015 steigen. Erwachsene müssen dann pro Übernachtung zwei Euro zusätzlich zahlen; bisher sind es 1,50 Euro. In Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) wurde der Beitrag schon erhöht: Die Stadt verlangt seit dem 1. Januar von jedem Gast 1,30 Euro. Vorher waren es nach laut Stadtverwaltung nur 90 Cent.
Bad Freienwalde nahm durch die Kurtaxe 2013 rund 44 000 Euro ein – zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch: „Die Aufwendungen übersteigen die Einnahmen um ein Vielfaches“, so die Stadt.
Die Gäste hätten Verständnis für den Zusatzbeitrag, heißt es aus den Kurorten. „Die Einsicht, dass die Einrichtungen, die man nutzt, auch gehegt und gepflegt werden müssen, hat sich durchgesetzt“, bilanziert Burg. Ob Hotels und Pensionen die Abgabe erheben, sei aber schwer zu kontrollieren. Die Betreiber sind verpflichtet, den Kurbeitrag einzufordern und der Kommune zu melden.
Vielerorts werden bisher nur Touristen zur Kasse gebeten. Geschäftsreisende, Lehrlinge, Teilnehmer von Tagungen, kranke und behinderte Menschen sind in der Regel von der Kurtaxe befreit. Bad Liebenwerda im Süden Brandenburgs geht einen anderen Weg. In einem der ältesten Kurorte des Landes muss seit 2007 jeder bei der Übernachtung draufzahlen – nur Lehrlinge nicht.
Potsdam ist kein Kurort, dennoch sollen ab 1. Oktober alle Touristen bei Übernachtung mehr bezahlen. Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) lehnt die Bettensteuer ab: „Die Bettensteuer ist eine Strafsteuer für die gesamte Beherbergungsbranche. Sie dient ausschließlich dazu, Haushaltslöcher zu stopfen“, so Landeschef Olaf Lücke.Lucia Weiß
Lucia Weiß
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