Brandenburg: Teures Sulfat-Wasser
Umweltschützer warnen vor hohen Braunkohle-Folgekosten am Cottbuser Ostsee
Stand:
Cottbus - Umweltschützer haben erneut vor hohen Folgekosten für die Allgemeinheit durch den Braunkohletagebau in der Lausitz gewarnt. Ein Bauvorhaben der Stadt am geplanten Cottbusser Ostsee in einem früheren Tagebau werde wegen Schadstoffen aus dem Braunkohleabbau voraussichtlich mehr als sieben statt der zunächst geplanten 4,4 Millionen Euro kosten, erklärte die Umweltgruppe Cottbus am Mittwoch. Die Stadtverwaltung bestätigte die Zahlen auf Anfrage.
Grund der Kostensteigerungen seien Umplanungen für die knapp einen Kilometer lange Kaimauer, die nun aus Stahl statt aus Beton gebaut werden soll, sagte ein Sprecher der Stadt. Zudem seien zunächst Schätzwerte zugrunde gelegt und nun realistische Zahlen ermittelt worden. Der von den Umweltschützern genannte Sulfateintrag sei nur einer von mehreren Faktoren für die Umplanungen.
Für den Umbau der stillgelegten Tagebaugrube Cottbus-Nord zum See müssen ab April Teile der Grube gesperrt werden. Es soll etwa Uferböschung abgeflacht und ein Einlaufbauwerk errichtet werden. Ab November 2018 soll das Einlaufwerk den Zufluss von Spreewasser in den See regulieren, teilte Leag mit. Bislang war es möglich, das Areal auf einem Rundweg komplett zu umradeln. Aus der Grube soll einmal der größte künstliche See Deutschlands mit etwa 19 Quadratkilometern Wasseroberfläche entstehen – der Cottbuser Ostsee. Der Tagebau war Ende 2015 planmäßig stillgelegt worden, seit den 1980erJahren war er in Betrieb gewesen. Bis zum Sommer 2018 dauert die Herrichtung des Grundes im stillgelegten Tagebau für die geplante Flutung, wie es weiter hieß. 17 Millionen Kubikmeter Erde müssen bewegt werden, um unter anderem die ehemalige Grubenzufahrt zu schließen. Acht Millionen Kubikmeter sind Leag zufolge bereits abgetragen und dafür verwendet worden. Die Flutung selbst wird einige Jahre dauern.
Kritik an der Kostenexplosion kam von den Grünen im Landtag. Die Wiederherstellung der Tagebaufolgelandschaften dürfe nicht „zu einem Fass ohne Boden werden“, erklärte die bergbaupolitische Sprecherin Heide Schinowsky: „Angesichts der Kostenexplosion ist die Landesregierung gefordert, dem Bergbaubetreiber Vorgaben für den Sulfatgehalt des Wassers zu machen.“ Der erwartete Sulfatgehalt des Cottbusser Ostsees, der ab 2018 im Ende 2015 stillgelegten Tagebau Cottbus-Nord entstehen soll, liege bei 600 Milligramm pro Liter Wasser, erklärte die Umweltgruppe Cottbus unter Berufung auf Unterlagen des laufenden Planfeststellungsverfahrens. Weil Sulfat Beton angreife, werde die von der Stadt am Ostsee geplante Kaimauer nun mehrere Millionen Euro teurer als zunächst geplant.
Während die neue Tagebaubetreiberin Leag für die Flutung des Sees zuständig sei, müsse die touristische Infrastruktur von den Anliegerkommunen bezahlt werden, betonten die Umweltschützer. Dafür sollen auch Fördermittel des Landes Brandenburg genutzt werden. Der Fördermittelgeber habe den Mehrkosten bereits zugestimmt, bestätigte der Stadtsprecher.
Von der Leag müssten Sicherheitsleistungen verlangt werden, von denen spätere Folgeschäden für den Wasserhaushalt gezahlt werden können, forderten die Umweltschützer. Der Grenzwert für Sulfat im Trinkwasser liegt den Angaben zufolge bei 250 Milligramm pro Liter. Die Einhaltung dieses Grenzwertes stehe in Berlin und Frankfurt (Oder) durch die Auswirkungen des Braunkohletagebaus infrage. Yvonne Jennerjahn
Yvonne Jennerjahn
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: