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Brandenburg: „Tierpfleger“ im Krankenhaus

Der Eberswalder Zoo sendet Live-Bilder auf Station. Das soll das Wohlbefinden der Patienten fördern

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Eberswalde - Ein Weißkopf-Seeadler fliegt ins Bild und landet auf seinem Horst im Zoologischen Garten Eberswalde. Nicht nur die Zoo-Besucher vor dem Gehege können den Landeanflug live miterleben – auch die Patienten des nahe gelegenen Klinikums wissen rund um die Uhr über das Treiben von Vögeln, Bären, Wölfen, Löwen und Lamas Bescheid.

Sechs Kameras senden die Bilder in Echtzeit über ein Glasfaserkabel in die Patientenzimmer des Werner-Forßmann-Krankenhauses der Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH (GLG). Jede Minute wechselt die Perspektive des Zoo-TV: Von den Pinguinen, die pfeilschnell durchs Wasser schießen, wird umgeschaltet in die Gemeinschaftsanlage der Braunbären und Wölfe, und danach hinüber ins Urwaldhaus des Zoos, wo sich exotische Vögel über eine Futterschale hermachen.

Bis zum Jahresende sollen weitere Kameras aus den Gehegen der Flamingos sowie der Esel, Ziegen und Schafe auf Sendung gehen.

Das Tierfernsehen ist ein Gemeinschaftsprojekt von Zoo und Krankenhaus, das mit Unterstützung einer Software-Firma und eines Geldinstitutes finanziert wurde. Etwa 20 000 Euro sind in Technik und Verkabelung gesteckt worden, sagt Zoodirektor Bernd Hensch. Der Aufwand habe sich gelohnt. Es gebe nur positive Rückmeldungen aus dem Krankenhaus.

Die Patienten nehmen Anteil am Treiben im Zoo und freuen sich, wenn sie die Aufzucht von Jungtieren beobachten können. Hensch betont: „Das vertreibt die Sorge über das eigene Kranksein und trägt zum Wohlbefinden bei.“ Im Krankenhaus gibt es bereits Ideen zur Verbesserung des Tier-TV-Programms, das auch in der Cafeteria auf einem großen Flachbildschirm verfolgt werden kann. „Am besten wäre eine Art Steuercomputer, der immer in das Gehege mit der meisten Bewegung vor der Kamera schaltet“, schlägt Mitinitiator und Klinikumsgeschäftsführer Harald Kothe-Zimmermann vor. Derzeit werde automatisch nach einer Minute umgeschaltet. „Das finden die Patienten schade, denn manchmal passiert das genau dann, wenn es besonders spannend ist“, sagt Kothe-Zimmermann.

Auch über eine Ausweitung des landesweit einmaligen Projekts auf die anderen drei Krankenhäuser der GLG unter anderem in Prenzlau und Angermünde mit insgesamt 1000 Betten sei bereits nachgedacht worden.

„Leider reicht unsere Standleitung für die Übertragung dieser zusätzlichen Datenmenge nicht aus“, bedauert der Geschäftsführer. Es werde jedoch geprüft, ob es nicht vor Ort interessante Themen für ein Patienten-TV gebe.

Das Werner-Forßmann-Krankenhaus ist nur etwa 200 Meter vom Zoo-Eingang entfernt. „Schon einige Patienten haben unsere Live-Schaltung zum Anlass genommen, selbst den Zoo zu besuchen“, sagt Hensch. An Gipsverbänden und Gehhilfen seien die Patienten leicht zu erkennen.

Die Kameras sorgen zudem für einen beträchtlichen Werbeeffekt für den 13 Hektar großen Zoo mit seinen rund 1400 Tieren. Die Bilder werden auch auf der Homepage des Tierparks unter zoo.eberswalde.de gezeigt. Hensch betont, die Zahl der Besucher sei dadurch gestiegen.

Bis Ende September wurden schon 220 000 Besucher gezählt. Das sind 20 000 mehr als im Vorjahr. Im kommenden Jahr wird der Zoo 80 Jahre alt.

Bis dahin soll eine neue, etwa 12 000 Quadratmeter große Tigeranlage fertiggestellt werden. Auch von dort sollen dann Live-Bilder in die Krankenzimmer gesendet werden. Beatrice George

Beatrice George

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