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Brandenburg: Tierschützer gegen Großtiere im Zirkus Debatte nach Ausbruch der Löwin in Neuruppin

Neuruppin/Berlin - Ausgebrochen, von Polizisten verfolgt, am Ufer des Ruppiner Sees umstellt und mit einem Schuss niedergestreckt: Die dramatische Flucht der rolligen Löwin Nala am Freitagnachmittag aus dem Zirkus Humberto in Neuruppin hat den Streit um Shownummern mit Wildtieren in der Manege neu angestachelt. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ und die Grünen forderten ein Verbot von Wildtieren im Zirkus.

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Neuruppin/Berlin - Ausgebrochen, von Polizisten verfolgt, am Ufer des Ruppiner Sees umstellt und mit einem Schuss niedergestreckt: Die dramatische Flucht der rolligen Löwin Nala am Freitagnachmittag aus dem Zirkus Humberto in Neuruppin hat den Streit um Shownummern mit Wildtieren in der Manege neu angestachelt. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ und die Grünen forderten ein Verbot von Wildtieren im Zirkus. Die Sicherheit im Zirkus sei weder für Menschen noch für Tiere gewährleistet. Der Raubtier-Kurator des Berliner Zoos und Tierparks, Heiner Klös, mahnte Besonnenheit an. „Wenn Raubkatzen im Zirkus verantwortungsvoll gehalten werden, ist das in Ordnung“, sagte er.

Wie berichtet, rückte die Neuruppiner Polizei am Freitag zum Löwen-Alarm aus. Während einer Dressur-Vorstellung des Familienzirkusses hatte Löwin Nala zuvor den Dompteur und Direktor Joschi Ortmann (54) angegriffen. Sie wollte nicht in den Gittertunnel, der zum Käfig führt. Als Ortmanns Sohn zu Hilfe eilte und die Tür neben dem Tunnel öffnete, drängte sich das Tier in die Freiheit und rannte durch ein Wohngebiet und eine Gartenkolonie zum See.

Das Tier sei schon vor der Show am Freitag „brunftbedingt rollig und entsprechend aggressiv gewesen“, erklärte Zirkusdirektor Ortmann später. „Es war noch im grünen Bereich“, sagte er. Raubtier-Experte Klös vom Zoo quittierte das mit Kopfschütteln. Löwinnen seien nervöser als Männchen. „Sind sie rollig, ist das noch ausgeprägter. Dann sollte man sie nicht in die Manege lassen.“ Der Vorfall in Neuruppin sei „wohl ziemlich abenteuerlich gelaufen“. Der Amtsveterinär des Landkreises Ostprignitz-Ruppin, Ralf-Peter Roffeis, hatte vor dem Löwenalarm allerdings beim Zirkus Humberto nichts zu beanstanden. Die Käfige seien groß genug und entsprechend ausgerüstet gewesen für die drei Löwen des Zirkus Humberto, sagt Roffeis. Man kenne den Zirkus gut, weil er sein Winterquartier im Landkreis hatte. Roffeis: „Es war immer alles in Ordnung.“

Die Grünen bezeichneten Zirkus-Käfige dagegen als „Knäste“, eine „Quälerei, die dem Zeitgeist nicht mehr entspricht“. Raubtierexperte Klös widerspricht auch hier: „Dressuren in der Manege sind ein Stück Kulturgeschichte.“ Die meisten Zirkusleute kümmerten sich engagiert und kundig um ihre Tiere. axf

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