Brandenburg: Tod unter dem Gipfel
51-jährige Brandenburgerin erfriert in den Bergen nach Schneesturm. Begleiter bleiben fast unverletzt
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Sölden/Woltersdorf - Bei der deutschen Bergsteigerin, die in der Nacht zu Dienstag bei einer Wanderung im österreichischen Ötztal nahe der italienischen Grenze ums Leben kam, handelt es sich um eine 51-jährige Brandenburgerin aus Woltersdorf bei Erkner (Oder-Spree). Wie berichtet, war die Frau am Montagabend zusammen mit fünf weiteren Begleitern an der Wildspitze (3768 Meter), dem zweithöchsten Berg Österreichs, in einen schweren Schneesturm geraten und erfroren.
Österreichische Medien hatten berichtet, dass sich die Gruppe im dichten Schneetreiben verirrt, aber erst „weit nach Mitternacht“ die Bergrettung alarmiert hatte. Aufgrund der stürmischen Wetterlage jedoch konnten die Helfer keinen Hubschrauber einsetzen und mussten sich deshalb zu Fuß auf die Suche machen, hieß es. Die Frau sei in hüfthohem Schnee erfroren, bevor sie nach stundenlanger Suche hatte gefunden werden können. Die anderen Urlauber blieben Berichten zufolge fast unverletzt.
Wegen des anhaltend schlechten Wetters konnte die Leiche am Dienstag nicht geborgen werden, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Erst am gestrigen Mittwoch habe sie dann nach Wetterbesserung per Hubschrauber nach Vent im Ötztal gebracht und dort aufgebahrt werden können. Dort sollten dann im Laufe des gestrigen Tages auch die Angehörigen eintreffen. Eine gerichtliche Obduktion der Leiche sei nicht geplant, wurde berichtet.
Näheres zum familiären Hintergrund der verstorbenen 51-Jährigen war gestern bis Redaktionsschluss nicht bekannt. In der Gemeindeverwaltung von Woltersdorf hieß es lediglich, man habe von dem Unglück gehört, könne aber noch keine Angaben zur Person machen. Auch im Auswärtigen Amt in Berlin lagen laut Pressestelle gestern keine weiterreichenden Informationen vor.
Wegen der nur durch die Erdkrümmung begrenzten Aussicht gilt die Wildspitze bei Bergsteigern als besonders beliebt. Der Aufstieg erfolgt in der Regel über eine von drei Hauptrouten. Die Besteigung gilt als vergleichsweise leicht, allerdings ist eine volle Gletscherausrüstung mit Eispickel, Steigeisen und Anseilgurten erforderlich.
Der Bergungseinsatz wurde von der Bergrettung Sölden durchgeführt. „Die Gruppe war gut ausgerüstet“, berichtete gestern der Ortsstellenleiter des Rettungsteams, Josef Fiegl, auf PNN-Nachfrage. Auch den fünf nahezu unverletzten Begleitern der Woltersdorferin könne man keinen Vorwurf machen. „Es war eine Frage der Kondition“, meinte Fiegl. Die Frau habe an völliger Erschöpfung durch den schweren Sturm, die Kälte und die Nässe gelitten. Mehrfach hätten ihre Begleiter versucht die 51-Jährige wiederzubeleben. „Es wurden alle erforderlichen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet“, sagte der Leiter der Rettungsmaßnahmen. Plötzliche Schneestürme seien in dieser Höhe auch im Sommer nicht außergewöhnlich. Allerdings, so Fiegl, sei das schlechte Wetter bereits seit längerem angekündigt gewesen. „Vielleicht war die Tour nicht gut genug vorbereitet worden“, so Josef Fiegl. Hochalpine Wanderungen sei jedoch immer auch mit einem gewissen Risiko verbunden.
Angaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) in München zufolge ist die Zahl tödlicher Unfälle in den Bergen allerdings zurückgegangen. Erfasst werden jedoch nur verunglückte Mitglieder des DAV. Demnach sind 2008 insgesamt 36 Personen in den Bergen ums Leben gekommen. 2009 waren es 40. Das seien die niedrigsten Zahlen seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1952, teilte der DAV mit. Matthias Matern (mit dpa)
Matthias Matern (mit dpa)
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