Brandenburg: Tödliche Langeweile
Prozessauftakt: Drei junge Männer bastelten eine Rohrbombe, einer überlebte das Experiment nicht
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Cottbus - Aus dem Spiel wurde tödlicher Ernst: Zwei junge Männer müssen sich seit gestern vor dem Landgericht Cottbus wegen einer Sprengstoffexplosion mit einem Toten verantworten. Die 20 und 22 Jahre alten Angeklagten gaben zum Prozessauftakt zu, eine Rohrbombe in einer Werkstatt im Finsterwalder Ortsteil Massen (Elbe-Elster) gebastelt zu haben. Sie sei dann gezündet worden. Motiv sei Langeweile während einer berufsvorbereitenden Ausbildung gewesen, berichteten sie vor der Jugendstrafkammer.
Beim Zünden des Wunderkerzenpulvers in dem verschlossenen Wasserrohrstück außerhalb der Werkstatt zerriss das Metall. Ein Splitter traf einen anderen jungen Mann, der das Geschehen mit einer Videokamera filmte, tödlich in die Brust. Der schreckliche Vorfall ereignete sich Ende Januar 2007 auf dem Gelände einer gemeinnützigen Bildungseinrichtung. Von dem Opfer stammte nach Darstellung der Beschuldigten auch die Idee, Pulver in ein Metallrohr zu füllen und es zur Explosion zu bringen.
Wie der 22-Jährige schilderte, kaufte er deshalb etwa 40 Wunderkerzen und kratzte das Pulver ab. Dann habe der später tödlich Getroffene das Pulver in ein abgesägtes Wasserrohr aus Messing gefüllt. Ein Ende war zuvor mit einem Schraubstock zugeklemmt worden. Das andere Ende sei dann so verengt worden, dass gerade noch eine Wunderkerze hineinpasste. „Ich habe die Wunderkerze in dem Rohr angezündet“, gestand der 22-Jährige. Dann seien alle zur Sicherheit einige Meter beiseite gegangen. Als der dritte Beteiligte plötzlich umfiel, habe man den Ausbilder informiert, der einen Arzt holte.
„Wir hatten keine Ahnung, wie so etwas funktioniert und wollten es einfach aus Spaß ausprobieren“, sagte der 20-jährige. „Wir dachten, da würde eine große Fontäne aus dem Rohr herauskommen“, erzählte er.
Wie der 22-jährige Beschuldigte äußerte, hatten sie zuvor bereits Erfahrungen mit einer solchen Feuerfontäne aus einem Überraschungsei gemacht. Dazu füllten sie das Plastikei mit Wunderkerzenpulver, bohrten ein Loch hinein und zündeten das Pulver an. Es funktionierte - doch danach sollte das Ganze eine Nummer größer werden.
An eine mögliche Explosion der Rohrbombe hätten sie nicht gedacht, versicherten beide Angeklagten und lösten damit Kopfschütteln bei den Vertretern der Anklage, der Nebenklage und beim Sachverständigen aus. Aus deren Reihen kam auch Kritik an den Aussagen der Angeklagten. Beide hätten den Eindruck erweckt, als würden sie ihren Beitrag zu Tat kleinreden und die Hauptschuld dem tödlich Verletzten zuschieben.
Doch der könne sich nun nicht mehr äußern. Der Prozess wird am 17. Januar fortgesetzt. Peter Jähnel
Peter Jähnel
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