Von Thomas Loy: Treberhilfe gewinnt gegen Senat Schon wieder ein neuer Geschäftsführer
Berlin - In der Aufarbeitung der Treberhilfe-Affäre hat Berlins Sozialsenatorin Carola Bluhm, (Linke) eine empfindliche Niederlage erlitten. Ihre Entscheidung, der Treberhilfe Gelder für Straßenarbeit und Obdachlosenhilfe zu streichen, ist vom Sozialgericht überraschend gekippt worden.
Stand:
Berlin - In der Aufarbeitung der Treberhilfe-Affäre hat Berlins Sozialsenatorin Carola Bluhm, (Linke) eine empfindliche Niederlage erlitten. Ihre Entscheidung, der Treberhilfe Gelder für Straßenarbeit und Obdachlosenhilfe zu streichen, ist vom Sozialgericht überraschend gekippt worden. Die Senatorin habe ihre Behauptung, die Geschäfte der Treberhilfe seien unsachgemäß geführt worden, nicht belegt, erklärte das Gericht. Bluhm will Beschwerde gegen das Urteil einlegen und eine Begründung nachliefern. Ungeachtet des Urteils will der Senat zum Jahresende die Zuwendungen an die Treberhilfe einstellen. Mit dem Betrieb zweier Beratungsstellen und der Sozialarbeit an mehreren Bahnhöfen der Stadt würden wie geplant zwei andere freie Träger beauftragt, sagte die Sprecherin der Sozialverwaltung, Anja Wollny.
Auch persönlich könnte der Sozialsenatorin weiteres Ungemach drohen. Die Treberhilfe wirft ihr vor, Mitarbeiter abgeworben zu haben, um den reibungslosen Übergang von Sozialprojekten auf andere Träger zu gewährleisten. Sollte sich der Verdacht erhärten, könnte das Schadensersatzforderungen nach sich ziehen, sagte Treberhilfe-Anwalt Michael Schultz. Eine Sprecherin von Bluhm räumte Gespräche ein, diese seien aber auf Initiative der Treberhilfe-Mitarbeiter geführt worden.
Seit Monaten untersucht eine Kommission, besetzt mit Experten von Senatsverwaltung und Wohlfahrtsverbänden, das Geschäftsgebaren der Treberhilfe. Für den Herbst war ein Bericht angekündigt, der bis jetzt auf sich warten lässt. Offenbar ist es äußerst schwierig, dem Auslöser der Affäre und ehemaligen Treberhilfe-Chef Harald Ehlert eindeutiges Fehlverhalten nachzuweisen. Dass er einen Maserati als Dienstwagen fuhr, ein Wassergrundstück in Caputh auf Geschäftskosten ausbauen ließ und sich ein fürstliches Gehalt genehmigte, ist rechtlich kaum angreifbar.
Dass die Treberhilfe weiterhin in Turbulenzen ist, zeigt der vorzeitige Abgang des vierten Chefs seit Ehlerts halbherzigem Rückzug, Frank Biskup. Sein Nachfolger Gideon Joffe, der fünfte Mann auf diesem Posten, stellte sich gestern vor. Der ehemalige Vorsitzende der Berliner Jüdischen Gemeinde glaubt, sich anders als seine Vorgänger mit dem im Hintergrund agierenden Ehlert arrangieren zu können. Als Unternehmensberater für die Arbeiterwohlfahrt habe er Erfahrung mit „Organisationen, die sich in Not befinden“, sagte der 38-Jährige. Ob die Treberhilfe dem von Senatorin Bluhm angekündigten „Transparenzkodex“ für soziale Organisationen nachkommt, ließ Joffe offen. Die Umsätze der Treberhilfe seien stabil, erklärte Prokurist Andreas Hertzsprung. 49 Mitarbeiter wurden in den vergangenen Monaten eingestellt. Offenbar hatten mindestens so viele Treberhelfer gekündigt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: