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Brandenburg: Tritte nach Streit um „Sieg-heil“-Ruf

Gestern begann in Cottbus der Prozess gegen den mutmaßlichen Schläger von Burg

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Cottbus - Sven M. leidet noch heute an den Folgen des nächtlichen Angriffs im Juli 2004. Im Gesichtsknochen des 28-jährigen stecken drei Titanplatten. Bei starkem Sonnenlicht muss er eine getönte Brille tragen, sonst sieht er auf dem linken Auge nichts. Ein Teil seines Gesichts ist gefühllos. Drei Monate war Sven M. aus Burg im Spreewald krankgeschrieben, nachdem ihn jemand nach einem Volksfest angegriffen und ihm ins Gesicht getreten hatte.

Marko S. aus Calau, damals Bundeswehrsoldat, soll dieser Schläger gewesen sein, Martin W. ihm dabei geholfen haben. Wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung müssen sich die beiden 25-Jährigen seit gestern vor dem Amtsgericht Cottbus verantworten. Sie machen von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Um so eifriger beteiligt sich der Anwalt von Marko S. am Verfahren. Er stellt immer wieder neue Anträge. Der Prozess kommt nur schleppend in Gang. Ein Dutzend Zeugen werden wieder nach Hause geschickt und zu einem späteren Termin geladen. Aussagen konnten gestern nur das Opfer und einer seiner Begleiter in jener Julinacht. Danach hatte der Misshandelte mit Freunden in einer Gaststätte und auf einer Festwiese reichlich Bier getrunken. Auf dem Weg zum Auto, um nach Hause zu fahren, kamen sie an den Angeklagten vorbei. Nach Aussage des Autobesitzers, der an diesem Abend keinen Alkohol getrunken hatte, machte Sven M. etwas über das Angeln gesagt und dabei auch „Petri heil“. Daraufhin soll einer der beiden Angeklagten gerufen haben das heißt „Sieg heil“. Sven habe erwidert: Nein, das heißt „Petri heil“.

Unmittelbar darauf, so schilderte er dem Gericht, hätte Marko S. den schon mit einem Bein ins Auto gestiegene Sven zurückgezerrt, zu Boden gerissen und mehrmals auf ihn eingetreten. Der zweite Angeklagte habe sich derweil mit ausgebreiteten Armen vor ihm aufgebaut und verhindert, dass er dem am Boden liegenden zu Hilfe kommt, sagte der Zeuge. Erst das Auftauchen anderer Männer habe dazu geführt, dass Marko S. von seinem Opfer abgelassen habe. Der Misshandelte selbst konnte sich nur noch daran erinnern, dass ihn jemand an der Schulter zerrte und dass er irgendwann zu Boden ging: Als ich mich hochstützen wollte, wurde es schlagartig dunkel. Am nächsten Tag wurde er in Cottbus operiert.

Am 27. Dezember werden in dem Prozess weitere Zeugen gehört.

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