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Ins Wasser gefallen. Im vergangenen Jahr sorgte auch im Land Brandenburg das Tief Otto für viel Verdruss. Wie hier auf dem Campingplatz am Stolpsee bei Himmelpfort (Oberhavel) verbrachten viele Touristen ihren Urlaub teilweise unter dem Regenschirm.

© dapd

Hoffen auf besseres Wetter: Trübe Aussichten trotz Sonnenschein

Viel Hoffnung machen kann Hans-Werner Voss den Biergärten-Betreibern, Campingplatz-Inhabern und Herbergseltern im Land Brandenburg nicht: Es wird bald schon wieder kühler.

Von Matthias Matern

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Potsdam - „Zwar bleibt es sehr warm und teilweise können es in einigen Ecken Brandenburgs sogar mehr als 30 Grad werden, allerdings wird es ab Mittwoch bereits wieder etwas unbeständiger. Mit ersten Gewittern vor allem im Süden des Landes ist zu rechnen“, meint der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam. Nach einem vielversprechenden Jahresbeginn lässt der regnerische Sommer derzeit die Tourismus-Anbieter im Land aufstöhnen. Verzeichnete die Branche in den ersten fünf Monaten des Jahres nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg bei den Übernachtungen einen Zuwachs von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, rechnet Brandenburgs Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wegen des schlechten Wetters jetzt mit Umsatzeinbußen.

Besonders betroffen sind laut Dehoga-Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke Gastronomen, denen die Gäste in den Biergärten fehlten. Auch blieben Tagesausflügler aus. Urlauber hingegen, die schon länger ihren Aufenthalt im Brandenburg geplant und gebucht hätten, kämen trotz des Wetters, betont Lücke. Das Land Brandenburg sei eben eher auf Aktivurlaub mit Wandern oder Radfahren spezialisiert. Da komme es nicht darauf an, dass immer die Sonne scheine, gibt sich der Verbandschef optimistisch. Auch zahle sich jetzt aus, dass viele Anbieter auf Qualität und gute Ausstattung achteten. So könnten sich die Urlauber in vielen Hotels auch bei schlechtem Wetter wohlfühlen. „Wir sind insgesamt so gut aufgestellt, dass wir die Schlechtwetterphase überleben werden“, sagt Lücke.

Auch den Campingplatzbetreibern scheinen zumindest Totalausfälle weitgehend erspart geblieben zu sein. „Bis auf wenige Ausnahmen wurden keine bereits vorgebuchten Plätze storniert“, bestätigt Katrin Waitek, Geschäftsstellenleiterin beim Verband der Campingwirtschaft im Land Brandenburg. Dennoch macht der verregnete Sommer der Branche zu schaffen. „Wir hatten einen super Start im Mai mit tollem Wetter und vielen Feiertagen. Aber seit Beginn der Sommerferien ist die Nachfrage wegen des unbeständigen Wetters sehr verhalten“, räumt die Geschäftsstellenleiterin ein. Vor allem die spontanen Reisen zum Wochenende blieben bisher aus. Dies führe bei einigen Anbietern zu Rückgängen gegenüber dem Vorjahr und lasse den Vorsprung aus dem Frühjahr wieder abschmelzen.

Insgesamt gibt es im Land Brandenburg rund 170 Campingplätze. Mehr als 90 Prozent davon liegen laut Verband am Wasser. So auch die Anlage der Frankfurter Freizeit und Campingpark Helene-See AG. Der Campingplatz am Helenesee verfügt neben zahlreichen Stellplätzen für Zelte und Campingwagen auch über Bungalows. Das Freizeitangebot reicht von Tischtennis über Surfen bis hin zu Fahrten im Mini-U-Boot. Derzeit aber regiert am beliebten Badesee das Prinzip Hoffnung. „Wir sind froh, dass jetzt der Sommer beginnt“, sagt der Vorstandsassistent der Bade- und Campinganlage, Uwe Grack, ermutigt von dem ungetrübten Sonnenschein zum Wochenbeginn. Trotz des miesen Wetters bewegten sich die Zahlen ungefähr auf dem Vorjahresniveau, so Grack. Doch das reiche nicht, deshalb sei der Eintrittspreis nun drastisch auf einen Euro gesenkt worden. „Wir hoffen, damit mehr Besucher anzulocken“, erklärt der Vorstandsassistent. Auch auf die Jugendherbergen im Land hat sich das schlechte Wetter der ersten Ferienwochen ausgewirkt. „Wir haben spürbar weniger Gäste“, sagt Kathrin Röder vom Landesverband. Die Einrichtungen hofften auf eine Wetterbesserung und eine Belebung im August. Damit kann der Potsdamer Meteorologe Voss aber leider nicht dienen. Im Gegenteil: „Schon in der kommenden Woche wird es wieder kühler mit Temperaturen unterhalb der 20-Grad-Marke. Eine Prognose für den August wage ich nicht“. Einigen Tourismusanbietern im Land kann das nur recht sein. Bei ihnen klingeln die Kassen, wenn es draußen stürmt und regnet. „Das schlechte Wetter hat uns definitiv in die Karten gespielt“, bestätigt etwa der Marketing-Chef der Freizeitanlage Tropical Islands, Kim Schäfer, in Krausnick (Dahme-Spreewald). Auch in der Naturtherme Templin (Uckermark) sei die Saison bislang gut gelaufen, berichtet Geschäftsführer Kurt Stroß. „Wir werden aber nicht über die Zahlen der letzten Sommerferien kommen“, mutmaßt er. Auch der Sommer 2011 galt als verregnet.

Für die anderen hat Hans-Werner Voss wenigstens einen schwachen Trost: Mit 0,6 Grad unter dem Schnitt ist der Juli bislang nur ein wenig zu kühl und auch wenn es fast unaufhörlich geregnet hat, so ist doch weniger Niederschlag gefallen als 2011. Bislang seien in Potsdam in diesem Juli mehr als 125 Liter pro Quadratmeter gefallen und damit zweieinhalbmal so viel wie im langjährigen Mittel. „Im vorigen Jahr hatten wir fast das Vierfache des Normalwertes“, erinnert der Wetterfachmann.

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