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Von Eva Kalwa: Trübsal wegblasen

Was hilft wirklich gegen den Winter-Blues? Menschen, die täglich dort arbeiten, wo die November-Tristesse keine Chance hat, müssen es wissen. Was die Profis raten

TIPP NUMMER 1: AB NACH DRAUSSEN

Tägliches Ausdauertraining soll helfen, die wintermüden Lebensgeister zu wecken. Kecia Holtzendorff müsste eigentlich den ganzen Winter hindurch wie ein Honigkuchenpferd strahlen: Die Geländeritt-Führerin bietet mit ihrem Ein-Frau- Unternehmen „All the white horses“ ganzjährig Ein- und Mehrtagesritte vor den Toren Berlins an. Sie ist oft mehrere Tage von früh bis spät draußen, treibt dabei Sport und kann – ein weiteres Mittel gegen Trübsal – ganz oft warmes, weiches Tierfell streicheln. Wie fühlt sie sich an einem nasskalten Novembertag? „Bei den Pferden geht es mir immer gut“, sagt die 38-Jährige. „Wenn ich wieder in der Stadt bin, ist die gute Stimmung oft futsch.“ Und dann? Die gebürtige Hamburgerin lacht: „Dann gibt es das Allheilmittel: Besuch von Freundinnen, Kerzen anzünden und ein heißer Tee mit Rum!“ Und noch etwas verrät Kecia: „Selbst die Pferde sind zurzeit weniger draufgängerisch – auch auf der Weide rückt man näher zusammen.“

TIPP NUMMER 2: FRÖHLICHE FARBEN

Die vorherrschenden Farben im städtischen Winter sind Grau und Braun, daher empfehlen viele Ratgeber die aufbauende Wirkung warmer Farbtöne wie Rot und Orange. „Frau Tulpe“ – schon der Name des Stoffladens in der Veteranenstraße weckt Frühlingsgefühle. Wer hier eintritt, steht inmitten bunter Blumen, Blätter, Schmetterlinge und Käfer. Und auch wenn das alles nur Motive auf Stoffbahnen, Bordüren und Bändern sind – ein Besuch in der farbenfrohen Oase kann gute Laune machen. Doch wie ist es, rund 60 Stunden in der Woche hier zu arbeiten? „Ehrlich gesagt, mag ich das Ruhige und Entspannte im Winter sehr gern. Ich brauche eigentlich gar nichts, um die Stimmung zu heben“, sagt Inhaberin Tanja Gehrmann. Ihre Kunden, gibt sie zu, griffen aber schon in der Regel eher zu Stoffen mit warmen, fröhlichen Farben. Übrigens seien mehr als 95 Prozent Frauen. Vielleicht wäre ein Nähkurs für winterdepressive Männer ebenfalls ein guter Tipp?

TIPP NUMMER 3: IN DIE SAUNA

In der Sauna können Körper und Seele die Wärme und Geborgenheit finden, die auf den kalten, zugigen Straßen fehlt. Das große Plus des gesunden Dampfbades: Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt und das Immunsystem wird aktiviert. Nebenbei wird angeblich auch die Hautalterung verlangsamt. Ein Saunagänger macht pro Besuch meist drei oder vier Aufgüsse, Marek Mewitz von „Mareks Saunahaus“ in der Bernauer Straße jedoch weit mehr. „Das schlaucht! Nach täglich bis zu 16 Aufgüssen bin ich fix und fertig“, sagt der Saunameister. Zumal bei jedem Aufguss die Lufttemperatur auf mehr als 100 Grad ansteigt. Marek Mewitz gießt mit ätherischen Ölen auf, schleudert ein Handtuch über dem Kopf, um die heißen Dämpfe im Raum zu verteilen. Damit auch die Gäste in der Ecke ins Schwitzen kommen.

Was macht er selber, um sich im Winter dennoch fit zu fühlen? Der 39-Jährige lacht: „Ich lege mich zum Mittagsschläfchen in die Farblicht-Sauna mit Musik. Nach einer halben Stunde bei 60 Grad geht es mir super.“

TIPP NUMMER 4: GESUND ERNÄHREN

Vitamin- und mineralstoffreiche Kost kann helfen, leere Energiespeicher wieder aufzufüllen. Ein Mangel an Magnesium soll sogar Depressionen verursachen können, der Mineralstoff kommt unter anderem in Beerenobst und Bananen vor. Tropische, sonnengereifte Früchte als Saft, Shake oder Smoothie bekommt man auch im „Açaí-Café“ am Hausvogteiplatz. Schon die exotischen Fruchtsorten lassen Sommer-Feeling aufkommen – wie die dunkelviolette Beere der Açaí- Palme, das rote, brasilianische Kirschobst Pitanga oder Graviola, eine herzförmige Baumfrucht aus dem Amazonasgebiet. Hinter der Safttheke arbeitet Sonja Raber, auch die Studentin kennt hin und wieder Winterfrust. Der persön liche Fitmacher der 28-Jährigen: ein Smoothie mit Banane, Açaí und Guaraná. Ob die Energie von den Mineralstoffen oder von dem in der Guaraná enthaltenen Koffein stammt, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Hauptsache, es wirkt.

TIPP NUMMER 5: FRÜHLING IM HAUS

Blumen stehen für die helle und warme Jahreszeit. In der Wohnung lassen uns ihre Farben und Düfte das graue Nass vor dem Fenster für eine Weile vergessen. Heike Damerius profitiert von der Frühlingsfrische, die in ihrem Blumenfachgeschäft in der Friedrichstraße den ganzen Winter lang herrscht. Nur mit den Düften sei es zurzeit nicht so einfach, erzählt die Floristmeisterin. Rosen dufteten im Sommer viel intensiver. Eine Möglichkeit: Lilien. „Die riechen zwar sehr stark, aber viele Kunden mögen das, gerade im Winter.“ Bis zu 14 Stunden an sechs Tagen dieWoche arbeitet die Floristin mit Blumen. Dabei tanke sie so viel auf, dass sie selbst kaum unter dem Grau draußen leide, sagt die 44-Jährige. „Und wenn mich doch mal der Blues erwischt, zünde ich mit einer blutroten Amaryllis zu Hause ein kleines Farbfeuerwerk.“

Ritte: www.allthewhitehorses.de

Stoffe: www.frautulpe.de

Säfte: www.acai-cafe.com

Sauna: www.mareks-saunahaus.de

Floristik: www.blumen-damerius.de

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