Brandenburg: Tunesier unter Terrorverdacht
Bundesanwaltschaft erlässt Haftbefehl
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Berlin - Im Fall des im November in Berlin-Schöneberg festgenommenen Tunesiers Ashraf al-T. hat die Bundesanwaltschaft jetzt doch einen Haftbefehl wegen Terrorverdachts erreicht. Der Bundesgerichtshof habe am Mittwoch den Haftbefehl wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung erlassen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Gemeint ist die Terrormiliz IS. Ashraf al-T. soll vom IS gezielt nach Deutschland geschickt worden sein, vermutlich um einen Selbstmordanschlag zu verüben.
Die Polizei hatte den 27-Jährigen im November im Berliner Stadtteil Schöneberg festgenommen. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs lehnte jedoch den Antrag der Bundesanwaltschaft auf einen Haftbefehl wegen Terrorverdachts ab. Allerdings kam Ashraf al-T. wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung in Untersuchungshaft. Er soll einen gefälschten Pass genutzt haben. Nach Auswertung weiterer Asservate, darunter ein Mobiltelefon des Tunesiers, konnte die Bundesanwaltschaft nun noch mehr Belege für den Terrorverdacht präsentieren.
Ashraf al-T. war im Oktober 2015 nach Deutschland gekommen und gab an, Flüchtling zu sein. Der Verfassungsschutz kam dem Mann jedoch auf die Spur und behielt ihn im Blick. Es fiel auf, dass er Kontakt zu einem hochrangigen Mitglied des IS in Syrien unterhielt. Der Funktionär, der mutmaßlich für Terroraktionen in Deutschland zuständig ist, könnte die Schleusung des Tunesiers veranlasst haben, jedenfalls soll er ihn hier dirigiert haben. Wo Ashraf al-T. sich in die Luft sprengen sollte, ist allerdings unklar. Da er in Berlin lebte, sei nicht auszuschließen, dass er hier einen Anschlag verüben wollte, sagten Sicherheitskreise.
Auch wenn die konkreten Pläne des Tunesiers noch nicht ermittelt sind, belegt der Fall offenkundig die anhaltend hohe Terrorgefahr in Berlin. Im Oktober wurde nach der Festnahme des Syrers Jaber Albakr bekannt, dass der Flughafen Tegel vermutlich einem Anschlag entgangen war. Der als Flüchtling eingereiste Mann soll den Airport ausgespäht und in Chemnitz über hochexplosiven Sprengstoff verfügt haben. Frank Jansen
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