Brandenburg: „Tut mir leid“, nuschelte er
Fast sieben Jahre Haft für Jehad Al-Z., den Initiator des KaDeWe-Überfalls
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Berlin - Nach 79 Sekunden waren die Räuber schon wieder weg – samt ihrer luxuriösen Beute. Für sechs Jahre und acht Monate soll Jehad Al-Z., aus Sicht der Richter der Initiator des spektakulären Überfalls auf das Berliner KaDeWe im Dezember 2014, hinter Gitter. „Er war die treibende Kraft“, hieß es im Urteil. Der 30-jährige Al-Z. sei des besonders schweren Raubes sowie der 13-fachen gefährlichen Körperverletzung schuldig. Mit vier Komplizen sei er in das Kaufhaus gestürmt. Ein 28-jähriger Mitangeklagter, der das Fluchtauto zur Verfügung gestellt hatte, erhielt zwei Jahre auf Bewährung wegen Beihilfe zum Diebstahl.
Fünf Maskierte kamen am 20. Dezember 2014 mit Hammer, Axt, Machete und Reizgas bewaffnet in das Kaufhaus – mitten im Einkaufstrubel am Vormittag. „Die Menschen wurden in Angst und Schrecken versetzt, es brach eine Massenpanik aus“, sagte der Vorsitzende Richter. Nach nicht einmal eineinhalb Minuten waren diverse Vitrinen zertrümmert und Uhren sowie Schmuck im Wert von rund 817 000 Euro weg. 13 Menschen wurden verletzt, vor allem durch Reizgas.
Jehad Al-Z., ein vielfach Vorbestrafter, hatte sich nach knapp sechsmonatiger Verhandlung zu einem späten Geständnis durchgerungen. Ein Sinneswandel, der nicht von ungefähr kam: Kurz zuvor war mit Ali H. einer seiner Komplizen zur Polizei gegangen. Ali H. lieferte Angaben zum KaDeWe-Raub: „Ich bin der Mann mit der Machete.“ Und er bezichtigte sich und andere im Falle einer Schießerei in Neukölln im Oktober 2015, bei der ein Mann verletzt wurde.
Mit seiner Aussage wurde H. „Kronzeuge“. Schließlich kam es im April zu einem Großeinsatz in Neukölln gegen mutmaßlich kriminelle Mitglieder einer arabischen Großfamilie. Acht Männer wurden festgenommen, darunter zwei enge Verwandte von Jehad Al-Z., hieß es. Bargeld, Schmuck und auch ein Porsche wurden beschlagnahmt. Unter den im April Verhafteten befanden sich auch die drei aus Sicht der Ermittler fehlenden KaDeWe-Räuber – einer davon ein jüngerer Bruder von Jehad Al-Z.
Am 29. Prozesstag gab Jehad Al-Z. seine Tatbeteiligung zu, zum Verbleib der bis heute verschwundenen Beute sagte er aber nichts. „Tut mir leid“, nuschelte er am letzten Verhandlungstag. Zuvor hatte es zwischen den Prozessbeteiligten eine Verständigung gegeben: Die Richter hatten bei einem Geständnis eine Strafe von maximal sechs Jahren und zehn Monaten Haft zugesagt. Darauf plädierte die Staatsanwältin. Die Verteidiger wollten eine etwas mildere Strafe und kündigten Revision an. Gegen die mutmaßlichen Komplizen von Jehad Al-Z. wird wohl im Juni Anklage erhoben. Pech hatte die Justiz allerdings im Falle eines Cousins von Jehad Al-Z.: Er war einer von zunächst drei Angeklagten im jetzigen Prozess. Im Januar musste er aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden. Nach Angaben von Ali H. aber war der Cousin einer der fünf Täter. Er geht straffrei aus, sein Urteil ist rechtskräftig. Kerstin Gehrke
Kerstin Gehrke
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