Brandenburg: U-Bahn legt einen Takt zu
Viele Linien sollen auch sonntags häufiger fahren Probleme bei „Grüner Welle“ für Busse und Trams
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Berlin - Im nächsten Jahr sollen die Preise im Berliner Nahverkehr steigen – doch dafür wird das Angebot verbessert. Auf den meisten U-Bahn-Linien sollen wahrscheinlich von Mai an die Züge auch sonntags tagsüber alle fünf statt alle zehn Minuten fahren. Und auch bei der Straßenbahn sind „maßvolle Angebotsverbesserungen“, vor allem in der Innenstadt, vorgesehen, kündigte Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Donnerstag an.
Möglich werden die zusätzlichen Fahrten bei der U- und Straßenbahn, weil es im Busnetz Kürzungen gibt. Hier macht sich der Wegfall der Fahrten zum Flughafen Tegel nach dessen Schließung Ende Oktober 2011 bemerkbar. Den Fünf-Minuten-Takt soll es auf allen Linien außer der U 3 (Nollendorfplatz–Krumme Lanke), U 4 (Nollendorfplatz–Innsbrucker Platz) und U 55 (Brandenburger Tor–Hauptbahnhof) geben.
Junge-Reyer gab gestern auf der Regionalkonferenz des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) aber auch zu, dass Busse und Straßenbahnen trotz eines „ambitionierten Programms“ an Ampelanlagen nach wie vor häufig keine Vorfahrt erhielten. Es sei nicht einfach, die „divergierenden Interessen“ der Autofahrer und des Nahverkehrs in Einklang zu bringen, sagte Junge-Reyer, deren Verwaltung für beide zuständig ist. Häufig bleiben sogar Ampeln ungenutzt, die mit großem Aufwand so umgerüstet worden sind, dass Busse oder Straßenbahn eine „Grüne Welle“ erhalten könnten.
Gebremst werden sie aber häufig von Falschparkern, die Haltestellen oder Gleise blockieren. Seit 2005 eine Amtsrichterin die Praxis von BVG und der Polizei gestoppt hatte, wonach BVG-Mitarbeiter nach telefonischer Information der Polizei Falschparker abschleppen lassen konnten, steckt der Nahverkehr wieder häufiger fest. Jetzt muss wie früher jedes Mal die Polizei selbst erscheinen. VBB-Chef Hans-Werner Franz fordert ein juristisch einwandfreies Durchgreifen zugunsten der Fahrgäste.
Politische Hilfe erhofft sich Franz beim Begleitservice, bei dem derzeit 60 ehemals Arbeitslose Fahrgästen helfen, die sich allein das Einsteigen in Bahnen und Busse nicht zutrauen. Von Oktober 2008 bis April 2010 ist die Zahl der Begleitungen von 94 auf 1002 pro Monat gestiegen. Die weitere Finanzierung ist aber ungewiss. Franz schlägt vor, Abgeordneten wieder Freifahrten im Nahverkehr zu gewähren, damit sie die Probleme selbst „erfahren“ könnten. Dann gäbe es auch ein gesteigertes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Finanzierung im öffentlichen Verkehrsbereich, ist sich Franz sicher.
Fest steht, dass nach jahrelangen Vorarbeiten am 1. April 2011 das elektronische Ticket zunächst für Abonnenten, Schüler und Fahrgästen mit Firmenticket in Berlin eingeführt wird. Damit wird es leichter, gestohlene oder als verloren gemeldete Tickets bei Kontrollen zu erkennen. Entfernungsabhängige Fahrpreise sind nicht mehr geplant.
Die Einführung des elektronischen Tickets wird eine der Aufgaben sein, die die auserkorene neue BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta umsetzten muss. Am heutigen Freitag sollen der Aufsichtsrat der BVG und die Gewährträgerversammlung mit Senatsvertretern die Ernennung beschließen. Der Vertrag mit dem bisherigen BVG-Chef Andreas Sturmowski ist nicht verlängert worden und läuft im Oktober aus. Klaus Kurpjuweit
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