Brandenburg: Über diese Strecke musst du gehn
Die S-Bahn fährt nach einem Ersatzfahrplan, vor allem in den Randgebieten, auch nach Potsdam. Fahrkarten werden weiter kontrolliert
Stand:
Berliner sind es ja schon fast gewohnt, für die etwa zwei Millionen Besucher, die über die Pfingstfeiertage in der Stadt sein sollen und den Nahverkehr nutzen, wird es schwieriger, sich beim jetzt begonnenen Streik bei der Bahn zurechtzufinden.
S-BAHN MIT ERSATZPLAN
Wie bei den vorangegangenen Streikaktionen, immerhin schon acht, hat die S-Bahn einen Ersatzfahrplan aufgestellt, der zuletzt auch verlässlich umgesetzt worden war. Trotzdem waren Züge oft nur schwach besetzt, weil vielen Fahrgästen das Vertrauen wohl doch fehlte. Der Fahrplan der S-Bahn basiert auf der Annahme, dass rund 160 Fahrer zum Dienst kommen; im Normalbetrieb sind 480 erforderlich. Geht der Plan auf, kann die S-Bahn auf mehreren Linien die Züge alle 20 Minuten fahren lassen, vor allem die Strecken ins Umland werden bedient. Die Ringbahn sowie die Linien S 25 (Teltow Stadt–Hennigsdorf), S 45 (Flughafen Schönefeld–Südkreuz), S 47 (Spindlersfeld–Hermannstraße), S 75 (Wartenberg–Westkreuz) sowie S 8 (Grünau–Birkenwerder) und S 85 (Grünau–Waidmannslust) verkehren nicht. Nicht alle Linien werden komplett befahren; und zum Teil gibt es Ersatzverkehr mit Bussen.
REGIO MIT VIELEN AUSFÄLLEN
Im Regionalverkehr werden die Fahrten der roten Züge der Deutschen Bahn zum großen Teil ausfallen; Fahrten soll es unter anderem mit dem Regionalexpress RE 1 (Magdeburg–Frankfurt/Oder) geben. Die bunt lackierten Bahnen der Bahn-Konkurrenten, die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg), die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) sowie die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) in der Prignitz, sind vom Streik nicht betroffen. „Natürlich wird es durch das erhöhte Fahrgastaufkommen zu längeren Haltezeiten und sehr überfüllten Zügen kommen“, warnte Odeg-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann.
FERNVERKEHR ZU 30 PROZENT
Ziel der Bahn ist es, im Fernverkehr etwa ein Drittel der üblichen Fahrten anzubieten. Von Berlin aus zu erreichen sind unter anderem Hamburg, München oder Köln. Aktuelle Informationen gibt es unter der Gratis-Nummer 08000 99 66 33 und im Internet. Der Fernbusanbieter Berlin Linienbus, an dem die Bahn beteiligt ist, erkennt während des Streiks Tickets der Bahn auf der gebuchten Strecke an, sofern es noch Sitzplätze gibt. Man rechne mit einem noch nie dagewesenen Kundenansturm, sagte Geschäftsführer Jörg Schaube.
FAHRKARTEN
Fahrgästen, die ihre Reise nicht wie geplant vornehmen können, erstattet die Bahn auf Antrag den Ticketpreis. Reisende mit Zugbindung können auch den nächsten – höherwertigen – Zug nutzen. Ausgenommen sind Angebote mit erheblich ermäßigtem Fahrpreis (Schönes Wochenende-, Quer-durchs-Land- oder Länder-Tickets) sowie reservierungspflichtige Züge. Zudem gelten die gesetzlichen Fahrgastrechte für Ausfälle und Verspätungen ab einer Stunde, die nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs auch bei einem Streik greifen.
ERSTATTUNG IM NAHVERKEHR
Einen rechtlichen Anspruch auf Ausgleichszahlungen haben Fahrgäste im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) nach Angaben von Sprecherin Elke Krokowski nicht. Wer eine Monats- oder Jahreskarte habe, könne versuchen, sich auf dem Kulanzweg Geld zurückzuholen. Auch das Einschalten der Schlichtungsstelle sei möglich.
REAKTIONEN DER BVG
Die BVG hat am Dienstag einen „maximalen Personal- und Fahrzeugeinsatz“ angekündigt. Vor allem auf den Straßenbahnlinien M 5, M 6, M 8 und 27 will sie zeitweise längere Fahrzeuge als üblich einsetzen. Bei den Bussen und der U-Bahn entschieden die Leitstellen bei Bedarf, wo zusätzliche Fahrzeuge fahren sollen. Große Reserven hat die BVG aber nicht mehr. Zu einer besonderen Herausforderung wird der Karneval der Kulturen am Wochenende, dessen Besuchermassen auch ohne Streik die BVG schon vor Probleme stellen. Bei einem langen Streik befürchtet BVG-Sprecherin Petra Reetz, dass der Wartungsaufwand erheblich steigt, weil das Material stark belastet werde. Bei der U-Bahn hatte es bei den früheren Streiks vor allem Defekte an den Türen gegeben, wenn Fahrgäste sie gewaltsam aufgehalten hatten. Die BVG rechnet mit Mehrkosten in Höhe von 300 000 Euro am Tag. Obwohl sie zuletzt 60 Prozent mehr Fahrgäste bei den Streiks hatte, bleibt die Aufteilung der Einnahmen unter den Verkehrsbetrieben unverändert.
KONTROLLEN BLEIBEN
Auf Fahrscheinkontrollen wird trotz Streik nicht verzichtet. K. Kurpjuweit
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