zum Hauptinhalt

Brandenburg: Über Potsdam zurück nach Cottbus

Mit vielen Ämtern vertraut: Wahlsieger Frank Szymanski gilt als pragmatischer Problemlöser

Stand:

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein Landesminister freiwillig in die Kommunalpolitik wechselt: Frank Szymanski, bisher Infrastrukturminister im Kabinett von Ministerpräsident Matthias Platzeck, jetzt Oberbürgermeister in Cottbus, sieht seinen neuen Posten nicht als Abstieg. „Ich habe mich bisher immer mit den Aufgaben weiter entwickelt, die ich übernommen habe“, sagt er. „Wichtig ist, dass endlich ein Ruck durch Cottbus geht.“ Das passt zu Szymanski, der als „bodenständig“, „direkt“, aber auch „bescheiden“ beschrieben wird. Als einer, der auch als Minister nicht „abgehoben“ sei, „Bodenhaftung“ behalten habe, mit „Menschen umgehen“ könne. Er sei „eben ein Arbeiterkind“ hat Szymanski, am 1.Mai 1956 in Cottbus geboren, einmal über sich gesagt.

All die ihm zugeschriebenen Eigenschaften wird er brauchen können, um in seiner lokalpolitisch und mental schwierigen Heimatstadt zu bestehen, zumal die übergroße Mehrheit im Komunalparlament – er war dort selbst einige Jahre Chef der SPD-Fraktion – seinen CDU-Kontrahenten Holger Kelch als Stadtoberhaupt favorisierte.

Szymanski hatte lange gezögert, ehe er sich im August doch noch zu der für die Stadt- und Landes-SPD wichtigen Kandidatur durchrang, wohl auch auf Wunsch Platzecks: Die SPD fürchtete eine symbolisch-strategische Signalwirkung, wenn mit Cottbus die dritte der vier großen Städte Brandenburgs an die CDU gefallen wäre – und das durch eine bislang einmalige CDU/Linkspartei.PDS-Allianz.

„Genosse Retter“? Das ist schon merkwürdig an Szymanskis bisheriger politischer Karriere: Es ist nicht das erste Mal, dass er für die SPD in die Bresche springt – als SPD-Parteisoldat gilt er trotzdem nicht. Er sei, so heißt es über ihn, ein pragmatischer „Problemlöser“, „Krisenmanager“, ja, auch ein „Fleißarbeiter“, kein Ideologe, kein Theoretiker. So war es schon, als der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe den Deutsch- und Geschichtslehrer und Cottbuser Schulleiter 1998 als Staatssekretär ins Bildungsministerium holte. Er begann krasse Fehlentwicklungen im Schulsystem zu korrigieren, was ihm selbst bei der CDU-Opposition Anerkennung einbrachte. Stolpe hatte ihn damals sogar schon als künftigen Bildungsminister präsentiert. Doch Koalitions- und Parteiarithmetik machte bei Bildung der SPD/CDU-Regierung nach der Wahl 1999 einen Strich durch diese Rechnung. Szymanski ordnete sich loyal in die zweite Reihe ein, blieb Staatssekretär. „Ich habe gelernt mit Rückschlägen zu leben“.

Vielleicht haben ihn Erfahrungen wie diese vorsichtiger werden lassen, was ihm manche ankreiden. Mangelnden politischen Ehrgeiz hat er nicht: Als Platzeck im Jahr 2003 den Fachfremden zum Bauminister machte, gab es viele Skeptiker, zumal das Ressort erstmals mit weniger Geld auskommen musste. Doch Szymanski biss sich durch, beendete die Gießkannen-Förderung etwa für den Bau neuer Straßen, setzte Akzente im Stadtumbau, krempelte die Landesplanungsabteilung radikal um. Freilich, es wird ihm immer noch vorgehalten, dass er als Minister, der für die „große Linie zuständig“ sei, zu viele Entscheidungen an sich ziehe, „zu konkret, zu Detail verliebt“ sei. Seine Methode hat allerdings den Vorteil, dass er im Stoff steckt, „themensicher“ ist. Als Oberbürgermeister kann ihm das nützen – gerade in Cottbus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })