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Nass vom Regen. Das kleine Dorf Regenmantel verdankt seinem Namen dem Preußenkönig Friedrich II., der einst hier seinen Regenmantel an einem Baum hängen ließ.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Überraschung in Regenmantel

Ein Ort in Brandenburg mit dem bundesweit einmaligen Namen hat gar nicht so viele Regentage

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Frankfurt (Oder)/Falkenhagen - Was ist bei dem nasskalten Wetter von einem Ort zu erwarten, der Regenmantel heißt? Da muss es doch nur Pfützen, graue Wolken und Leute mit Schirmen oder Pelerinen geben, könnte man denken. „Das Gegenteil ist der Fall“, sagte der Ortschronist Harry Kressner von Falkenhagen der Nachrichtenagentur dpa. „In Regenmantel erwischt man einen Regentag nur, wenn man sich Mühe gibt“, meinte der 76-Jährige.

Am Dienstag trug der kleine Ortsteil von Falkenhagen im Landkreis Märkisch-Oderland zwar nun tatsächlich einen Regenmantel. „Doch dort gibt es im Durchschnitt mehr Sonnenschein-Stunden als in Berlin“, sagte der Chronist. „Das haben wir amtlich.“ Der Deutsche Wetterdienst habe bescheinigt, dass in Regenmantel östlich von Berlin durchschnittlich 1660 Stunden im Jahr die Sonne scheint, berichtete der 76-Jährige. Der ehrenamtliche Chronist weiß natürlich auch, wie das 80-Seelen-Dorf im Oderbruch zu seinem Namen kam.

Ein altes Dokument belege, dass der einstige Rittergutsbesitzer von Hohendorf den Namen Regen Mantel eintragen ließ, erklärte Kressner. „Solche zweiteiligen Namen zu vergeben, war Mode.“ Regenmantel könnte aber auch auf eine burgundische Bezeichnung zurückgehen. Die Burgunder waren in vorslawischer Zeit hier ansässig, heißt es auf der Website des Amtes Seelow-Land.

Am liebsten werde aber die Legende erzählt, dass der Alte Fritz während des Siebenjährigen Krieges mit seinen Truppen durch die Ansiedlung zog. Dabei soll Friedrich der Große seinen Regenmantel an einem Baum hängen gelassen haben, berichtete der einstige Physiker Kressner. Im abgeschiedenen Regenmantel leben nicht nur Alte. „Hier haben sich in den letzten Jahren viele angesiedelt, die die Ruhe in der Natur suchen“, so der Chronist. Auch ein Anwalt aus Berlin und ein Fernsehjournalist würden die Einsamkeit zwischen den weiten Feldern schätzen.

Der einstige ehrenamtliche Bürgermeister von Falkenhagen, Wolfgang Trohl, kommt nur noch gelegentlich ins etwa drei Kilometer entfernte Regenmantel. „Da leben noch Schulkumpel von mir“, sagte der 77-Jährige. Wenn einer Geburtstag hat, fahre er mit dem Rad hin.

„Aber Geburten gibt es da kaum noch“, bedauerte der Rentner.

Die Leute in Regenmantel seien ein Völkchen für sich, so der gelernte Tischler, der nach dem Mauerfall aus dem Westen in seine alte Heimat zurückkehrte. So hätten die Dorfbewohner lange neue Straßenlaternen abgelehnt – wegen der Kosten. Inzwischen sei auch Regenmantel abends hell beleuchtet. „Jetzt sind sie wohl zufrieden“, meinte Trohl. Zu dem Nieselregen vom Dienstag sagte er nur kurz und knapp: „Es fieselt.“ Jutta Schütz

Jutta Schütz

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