
© M. Thomas
ORTSTERMIN: Umarmungen vom Landesvater
Es ist ein Termin, wie er ihn als Innenminister schon zigmal absolviert hat: Dietmar Woidke besucht eine Dienststelle in seinem Zuständigkeitsbereich, lässt sich Räume und Gerätschaften zeigen, stellt interessiert Fragen, hört sich geduldig die vorgebrachten Sorgen an und verspricht baldige Besserung. Diesmal ist die Feuerwehr Potsdam dran, Thema soll der Katastrophenschutz sein.
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Es ist ein Termin, wie er ihn als Innenminister schon zigmal absolviert hat: Dietmar Woidke besucht eine Dienststelle in seinem Zuständigkeitsbereich, lässt sich Räume und Gerätschaften zeigen, stellt interessiert Fragen, hört sich geduldig die vorgebrachten Sorgen an und verspricht baldige Besserung. Diesmal ist die Feuerwehr Potsdam dran, Thema soll der Katastrophenschutz sein. Doch der Termin ist mitnichten so wie all die anderen in den knapp drei Jahren seiner Dienstzeit. Denn seit zwei Wochen ist klar, dass der SPD-Politiker das wichtigste Amt im Land übernehmen soll, das des Ministerpräsidenten. Seitdem steht er unter Beobachtung: Hat er das Zeug zum Landesvater? Kommt er an Matthias Platzecks Beliebtheit ran? Kann er sich genauso bürgernah geben wie der scheidende Ministerpräsident mit dem lässigen Dreitagebart? Das typisch Platzeck-hafte Umarmen übt er schon mal: Als er den Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs mit einem kleinen Seitenhieb über die Sonderstellung der Landeshauptstadt im Land bedenkt, versucht Woidke die Wogen gleich danach mit einem kumpelhaften Griff um die Schulter des deutlich kleineren Parteifreundes zu glätten. Dann versucht er sich in dem bei vielen Politikern beliebten Flachsen mit dem „einfachen Volk“ und fragt die Rettungsfahrer vom Roten Kreuz, was sie sonst so beruflich machen. Doch mit den Antworten der jungen Leute kann er offensichtlich nicht wirklich viel anfangen, es entsteht mitunter peinliches Schweigen. Da hätte erneut ein Schultergriff und eine kurze Floskel geholfen, wie Platzeck es perfektioniert hat. Aber Woidke hat ja auch noch ein paar Wochen Zeit, dazuzulernen. Ende August soll er das schwere Erbe antreten.
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