Brandenburg: Umbau ja, Neubau nein
Parteitag der Berliner SPD wird wohl gegen ein neues Stadion für Hertha BSC stimmen
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Berlin - Der Neubau eines Fußballstadions für Hertha BSC auf dem Olympiagelände ist mit der Berliner SPD wohl nicht zu machen. Auf dem Landesparteitag der Sozialdemokraten am 20. Mai wird voraussichtlich ein Antrag beschlossen, der den Plänen des Traditionsvereins eine klare Absage erteilt. Die Initiative geht vom SPD-Kreisverband Charlottenburg- Wilmersdorf aus, der sich am Wochenende auf einer Delegiertenversammlung für einen Umbau des Olympiastadions, aber gegen ein neues, privat finanziertes Stadion im Olympiapark aussprach.
„Wir wollen nicht, dass das zur Fußball-WM 2006 mit erheblichem Aufwand sanierte Olympiastadion zu einer selten genutzten Tourismusattraktion herabgestuft wird“, begründen die Sozialdemokraten ihren Antrag. Außerdem würde mit einer neuen Veranstaltungsstätte ein ruinöser Wettbewerb mit den anderen großen Veranstaltungsorten Berlins eingeleitet. Trotzdem erkennt der SPD-Kreisverband „das Bedürfnis von Hertha BSC und vielen Fußballfans nach einer atmosphärisch dichteren Fußballarena“ an. Deshalb solle der Senat mit dem Verein und der landeseigenen Olympiastadion GmbH klären, ob und wie das Olympiastadion im Inneren so umgebaut werden könne, dass es den Ansprüchen entspricht.
Die Sozialdemokraten knüpfen dies allerdings an zwei Bedingungen: Ein fußballgerechter Umbau des Stadions dürfe die Außenansicht „in ihrer einzigartigen historischen Art“ nicht verändern. Und Hertha BSC solle als Zeichen des guten Willens seine alternativen Pläne für einen Neubau in Brandenburg aufgeben. „Berlin und Hertha BSC gehören zusammen.“ Mit dieser Tradition sollte der Verein im 125. Jahr seiner Gründung nicht leichtfertig umgehen. Außerdem wird gefordert, dass der Senat den Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg so saniert, dass dort große Leichtathletikveranstaltungen nach internationalem Standard durchführbar sind. Als reine Fußballarena wäre das im Olympiastadion nicht mehr möglich. Die Betriebsgenehmigung für das Jahn-Stadion läuft 2019 aus. Der gesamte Park soll für 170 Millionen Euro saniert werden.
Hertha BSC will seine Stadionpläne, die Ende März öffentlich vorgestellt wurden, privat finanzieren. Als geeignete Standorte hat der Verein das Olympiagelände und den Brandenburg Park in Ludwigsfelde identifiziert. Die Regierungspartei SPD stellt sich nun dagegen. Es ist zu erwarten, dass sich für den Antrag aus Charlottenburg-Wilmersdorf auf dem Landesparteitag eine Mehrheit finden wird. Zumal der SPD-Kreischef Christian Gaebler gleichzeitig Sport-Staatssekretär und der Vize-Kreischef Robert Drewnicki Planungsreferent im Roten Rathaus ist. Beide SPD-Politiker gelten als enge Vertraute des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller. Auch der Sportsenator und Vize-Landeschef der SPD, Andreas Geisel, unterstützt die Pläne der Genossen im zweitgrößten Berliner Kreisverband. Ulrich Zawatka-Gerlach
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