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Von Hagen Ludwig und Alexander Fröhlich: Umstrittene Expansion

Bauernverbandschef Udo Folgart steht in der Kritik und versucht, die Wogen zu glätten

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Potsdam-Mittelmark - Massiver Kritik hat sich der Präsident des Brandenburger Landesbauernverbandes, Udo Folgart, gestern auf einer Zusammenkunft mit mittelständischen Landwirten in Derwitz (Potsdam-Mittelmark) stellen müssen. Im Kern ging es um die umstrittene Expansionspraxis einer der beiden von ihm geführten Agrargenossenschaften. Wie vor einigen Tagen bekannt wurde, hat die Agrargesellschaft Uetz-Bornim seit Februar versucht, Grundbesitzern im Raum Groß Kreutz und Werder (Havel) das an bäuerliche Familienbetriebe verpachtete Land abzukaufen. Die Pächter erklärten, im Fall eines Verkaufs seien sie gezwungen, die Äcker aufzugeben. Geschäftsführer der Agrargesellschaft ist Udo Folgart.

Folgart kündigte nun an, dass er heute im Vorstand des Landesbauernverbandes die Vertrauensfrage stellen werde. Gleichzeitig beteuerte er noch einmal, dass es sich bei den Schreiben zum Flächenkauf um einen „Ausrutscher“ seines Betriebsleiters gehandelt habe, dieser habe die notwendige Sensibilität vermissen lassen. Wenn er davon gewusst hätte, wären die Briefe nicht rausgegangen, bekräftigte Folgart. Seine Devise sei, dass der Flächenerwerb immer in Absprache mit den Nachbarn zu erfolgen habe. „Es ist nicht meine Art über die Köpfe der Bauern hinweg zu entscheiden“, so Folgart. Betriebsleiter Stephan Otten nahm die Schuld für die umstrittenen Kaufangebote im Raum Werder/Groß Kreutz auf sich und erklärte, er werde in der Konsequenz seine Arbeit im Vorstand des Kreisbauernverbandes ruhen lassen.

Die Agrargesellschaft Uetz-Bornim besitzt 480 Hektar an Acker- und Grünland, und will nach eigenen Angaben weitere Flächen zukaufen, vor allem für die Produktion von Futtermitteln. Damit soll ein anderer Agrarbetrieb beliefert werden, die Agro Glien GmbH Paaren. Hier hält Folgert zehn Prozent der Anteile und ist ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter, in Paaren will Folgert massiv in die Milchproduktion einsteigen.

Dass Folgart grundsätzlich nichts von den beabsichtigten Flächenkäufen gewusst habe, wurde von den mittelständischen Landwirten bezweifelt. „Wir dachten, wir wären ein Einzelfall, doch in den vergangenen Tagen haben sich viele Berufskollegen bei uns gemeldet und von ähnlichen Erfahrungen berichtet“, sagte Landwirt Stephan Hübner aus Derwitz. Als Beispiel nannte er eine Agrar GmbH aus Nauen, die deshalb die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband abgelehnt habe. Gerade die mittelständischen Bauern seien es jedoch, die das dörfliche Leben gestalten, sagte der Krielower Landwirt und Ortsvorsteher Marco Hintze. Genau das habe sich Folgart als Bauernverbandschef eigentlich auf die Fahnen geschrieben. Die Sorge sei groß, dass die Agrarkonzerne einen Fuß in die Betriebsstrukturen der mittelständischen Landwirte setzen und sie verdrängen. Diese Ängste versuchte Folgart gestern zu zerstreuen. Er versicherte, dass sein Agrarbetrieb künftig keine Kaufangebote für Grundstücke unterbreiten werde, die bereits an andere Landwirte verpachtet sind. „Ich stehe mit meinem Wort dafür, weil ich den Vertrauensverlust gespürt habe“, so der Bauernverbandschef.

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