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Brandenburg: Umweltfreundlicher Beschleunigen

Der Erfinder Gerhard Brandl entwirft ökologischere Motoren und will die Energie der Meereswellen anzapfen

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Der Erfinder Gerhard Brandl entwirft ökologischere Motoren und will die Energie der Meereswellen anzapfen Von Günter Brüggemann Berlin/Potsdam -. Gerhard Brandl kann Rückschläge wegstecken. Sie sind sozusagen Bestandteile seiner Arbeit. „Freiberuflicher Erfinder“ nennt sich der 67-jährige Österreicher, der seit 1997 in Berlin lebt und Brandenburg als seinen „Operationsraum“ bezeichnet. Schadstoffarme Motoren haben es dem Diplom-Ingenieur aus Graz besonders angetan. Er will damit auf den Schutz der Umwelt Einfluss nehmen. Doch bislang hat der kleine, aber drahtige Mann für seine Erfindungen weder Ruhm noch Ehre, und vor allem kaum Geld eingeheimst. Bislang ist kein zweiter James Watt (Erfinder der Dampfmaschine) aus ihm geworden. Den ökonomischen Misserfolg hat Tüftler Brandl aber einkalkuliert. „Es gibt kaum eine Neuigkeit, gegen die die Experten zunächst nicht sind. Sie akzeptieren nicht, dass jemand auf ihrem Gebiet etwas besser weiß“, sagt er. Und so motiviert sich Brandl immer wieder zum Weitermachen. Schließlich ist er im Sternbild „Widder“ geboren. Solche Menschen zeichnen sich angeblich dadurch aus, dass sie sich von außen nicht beeinflussen lassen. Bei Brandl scheint dies zuzutreffen. Dass er ein kluger Kopf ist und „kein verrückter Bastler“, davon ist der Klassikliebhaber und frühere Jazzclub-Besitzer überzeugt. Seine Entdeckungen seien von „aktuell hoher Bedeutung“, betont er häufig. Wie der „Brandl-Motor“. Ein Metallstab als Modell eines Freikolbens befindet sich gut sichtbar auf dem Wohnzimmerschrank. Der besondere Effekt der Maschine ist kurz umrissen: Ein Mittelklassewagen verbraucht in der Stadt nur zwei Liter Treibstoff auf 100 Kilometer und kann in etwa drei Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen. Die Kraft wird per Hydraulik übertragen. Anstelle der Freikolbenmaschine kann auch ein Elektromotor eingesetzt werden. Für die Motorsteuerung hat Brandl ein Patent. Die aktuellen Pkw-Antriebe kritisiert er als „Energievernichtungsmaschinen“. Die Idee, mittels einer Hydraulik ein Auto zu betreiben, kam Brandl schon als 15-jährigem Gymnasiasten. Ihn interessierte Mathematik und Physik, für Raketen und Autos schlug das Herz. Er berechnete und grübelte jahrelang, auch noch als Motorenentwickler bei Porsche. Und dann war sein Motor 1991 präsentabel. „Nach demselben Patent wurde auch an der Technischen Universität Dresden eine Diesel-Freikolbendruckölpumpe entwickelt“, so Brandl. Dadurch angespornt, zog er extra nach Berlin in der Hoffnung, in der Millionen-Metropole lasse sich sein „Baby“ besser zur Marktreife bringen. Doch weit gefehlt. Bei der Autoindustrie „ist die Skepsis zu groß“, und Brandl stellt seine Pläne zurück. Vorerst, denn er sagt auch: „Wenn ich was mache, dann lasse ich nicht locker, bis es ordentlich ist“ und Ertrag abwirft. Mit seiner Begeisterung treibt er das nächste Projekt voran, die „Brandl-Boje“, mit „Brandl-Motor“. Kernstück ist eine runde Scheibe, die sich dauernd mit den Meereswellen hebt und senkt. Unter ihr ist eine Hydraulik, die aus dieser Bewegung Strom erzeugt. Die Energie sei sauber und preisgünstig, die Kosten mit denen von Kernkraft, Erdöl und Erdgas „sehr gut konkurrenzfähig“. Für Teile des Systems hat Brandl Patente. Für den Fall, dass „dies ein Erfolg wird“, rechnet er sich eine Imageaufwertung und neue Finanzierungsquellen für seinen auf Eis liegenden Motor aus. Die Region, speziell Brandenburg, biete die besten Fördermöglichkeiten. In petto hat Brandl noch weitere die Umwelt schonende Erfindungen: Eine spezielle Art von Senkrechtstartflugzeug mit Auftriebsgebläse, das einmal das Auto ersetzen und 600 Kilometer in der Stunde schnell sein könne. Sowie einen besonderen, superfixen Magnetschwebezug in einer Vakuumröhre aus Stahl, der in Zukunft unterirdisch Großstädte und Kontinente verbinden könne. Patente liegen jeweils vor. Brandl wird weitermachen und weiter den großen Erfindern und Entdeckern dieser Welt nacheifern. So plant er, in die Nähe eines Sees in Brandenburg zu ziehen. So wie einst Einstein, der ein Häuschen in Caputh hatte.

Günter Brüggemann

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