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DER ZEITPLAN: Und oben drauf die Kuppel

Der Bund macht Druck: Baubeginn für das Berliner Schloss soll 2010 sein. Das Land Berlin gibt das Grundstück und 32 Millionen Euro

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Berlin - Für den Aufbau des Berliner Schlosses sind nun die entscheidenden Weichen gestellt. Nach der Zusage des Landes Berlin, 32 Millionen Euro zu den Baukosten beizusteuern, erwartet Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) den Baubeginn in drei Jahren. Der Schlossneubau „Humboldt-Forum“ wird nach Auskunft Tiefensees mit Kuppel entstehen und vermutlich 2013 eröffnet.

Der Bundesbauminister und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gaben am Montag im Palast der Republik den bevorstehenden Bau des Schlosses, des Humboldt-Forums bekannt. Mit 32 Millionen Euro ist nun die Beteiligung Berlins an den geschätzten Baukosten von 480 Millionen Euro geklärt, ebenso die Platzverteilung. Das Land Berlin wird mit 5000 Quadratmetern und gut einem Achtel der Gesamtnutzfläche des Schlossneubaus deutlich weniger Platz bekommen als die bisher geplanten 12 000 Quadratmeter. Der Bund erhält für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren außereuropäischen Sammlungen mehr Platz. Der Architektenwettbewerb soll im Spätsommer ausgeschrieben werden.

Als Nutzer des Landesanteils sind die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) vorgesehen, die Bibliothek hatte aber mindestens fast 8000 Quadratmeter erwartet und sogar auf eine Option für 12 000 Quadratmeter gehofft. Nun ist der Platz so geschrumpft, dass beide Einrichtungen ihre Konzepte ändern müssen, vermutlich ist nur noch Platz für eine Institution. Tiefensee befürwortet die Humboldt-Uni, Wowereit spricht von Chancen für die Bibliothek. In spätestens drei Monaten sollen die neuen Konzepte vorliegen. Die ZLB kündigt bereits an, sie wolle um ihren Platz auf dem Schloßplatz auch bei geringerem Platzangebot „kämpfen“. Von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz war keine Stellungnahme zu erhalten.

Tiefensee erklärte, der Bund werde nun den Bau des Humboldt-Forums „mit Kraft vorantreiben“, nachdem die Beteiligung Berlins an den Kosten geklärt ist, der Regierende Bürgermeister habe sich mit der Kostenzusage „klar positioniert“ und nun sei das Tor aufgestoßen, um zügig die nächsten Schritte einzuleiten. Am Schloßplatz werde ein Schaufenster der außereuropäischen Kulturen entstehen, in Symbiose mit der Museumsinsel. Die Bebauung sei auch eine bundespolitische Aufgabe, mit den Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz werde ein Zentrum entstehen, „das der Bundesrepublik sehr gut ansteht“, sagte Tiefensee.

Der Bundesminister sprach ausdrücklich vom einem „Forum mit Kuppel“ , die Architektur werde spannend, solle die Geschichte des Ortes „erlebbar“ machen, vor allem auf der Ostseite des Forums, für die keine historische Fassade vorgesehen ist. Der Aufbau des Volkskammersaals sei möglich, aber das müssten die Entwürfe der Architekten zeigen. Das Humboldt-Forum werde keine „Minimalvariante“ sein. Es verzichte nur auf Räume, die nicht hingehörten, etwa die geplante unterirdische Tiefgarage oder ein Hotel.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit zeigte sich zuversichtlich, dass Tiefensee für das Schloss die Bundesregierung hinter sich weiß, „auch Frau Merkel hat sich eindeutig positioniert.“ Er erinnerte an ursprüngliche Kostenschätzungen von 750 Millionen Euro, nun seien die Möglichkeiten „komprimiert“, das Projekt könne deutlich günstiger verwirklicht werden. Angesichts der Haushaltslage sei für Berlin eine Kostenbeteiligung über die Grundstücksvergabe hinaus zunächst nicht tragbar gewesen, „aber wir sind aufeinander zugegangen“. Berlin werde für die Teile, die es nutzen wolle, die Kosten übernehmen, der Grundstücksanteil im Wert von 51,5 Millionen Euro sei darin verrechnet. Die Raten sollen ab 2012 gezahlt werden. Wowereit sprach sich auch für den Bau einer temporären Kunsthalle aus. Mit den Interessierten müsse geredet werden, ob sich der Bau, der nur ein Jahr stehen könnte, lohne.

Tiefensee sagte, für den Förderverein Berliner Schloss sei „ein klares Signal“ gegeben worden. Die Spendenzusagen von 80 Millionen Euro für die historische Fassade sei realistisch. Sollte das Geld nicht rechtzeitig fließen, würden Bund und Land vorfinanzieren. Wichtig sei auch der Bau der Humboldt-Box auf dem Schloßplatz als Informationsstelle.

CDU-Fraktionsvize Michael Braun sagte, seine Partei freue sich über die Dynamik, des Bundes und der Opposition entstanden sei. Aber die Platzverteilung wirke „wie mit heißer Nadel gestrickt“. Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig sieht die Finanzierung „auf wackligen Füßen“, der Bundestag werde kaum akzeptieren, dass Berlin nur sieben Prozent der Baukosten aufbringt. Der PDS-Vorsitzende Klaus Lederer und Fraktionschefin Carola Bluhm meinen, dass Vorgaben für die historische Fassade und Kuppel „falsch“ sind. Für die Nutzung sei eine Bibliothek besonders geeignet.

Noch steht die Ruine des Palastes der Republik. Der Baubeginn für das Humboldt-Forum soll 2010 sein, die Eröffnung des Schloss-Neubaus (im Modell zu sehen) wird vom Bundesbauminister für 2013 erwartet. Das Schloss soll mit Kuppel entstehen, die vorübergehend aus Kostengründen gestrichen werden sollte. Bis Ende 2008 ist die Palastruine (Blick aus dem Volkskammersaal) abgerissen. C. v. L.

Christian van Lessen

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