Brandenburg: Verletzung mit Folgen
Verprügelter Kriminalbeamter aus Klinik entlassen / Täter waren der Polizei bislang nicht bekannt
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Berlin - Bis auf Weiteres wird er erst einmal arbeitsunfähig sein. Auch wenn der Kriminalpolizist Michael M. am Montagabend aus dem Krankenhaus entlassen worden ist, kann er so bald nicht wieder in den Dienst zurückkehren. Zu schwer sind die körperlichen, und wohl auch psychischen Folgen der Verletzungen, die ihm am Freitagabend eine Gruppe türkisch-arabischstämmiger Jugendlicher zugefügt hatte.
Wie berichtet, war der 42-jährige Polizist privat auf der Schulfete des Georg-Büchner-Gymnasiums in Berlin-Lichtenrade, weil er seinen Sohn abholen wollte. Als ein Streit zwischen einer schulfremden Jugendgruppe und einem Ordner eskalierte, gab sich Michael M. als Polizist zu erkennen. Daraufhin attackierten ihn die Jugendlichen mit Schlägen und Tritten ins Gesicht und prügelten mit Gürteln und Gerüstbaustangen auf ihn ein. Wenig später konnte die Polizei unweit des Tatortes sieben Tatverdächtige zwischen 15 und 17 Jahren fassen. Vier von ihnen sitzen seither in Untersuchungshaft. „Den anderen war keine Tatbeteiligung nachzuweisen“, sagte gestern ein Ermittler. „Hier haben wir es nicht mit den üblichen Kandidaten zu tun“, sagte er. Keiner der Jugendlichen sei bislang als sogenannter Intensivtäter bekannt. Von den vier Inhaftierten seien drei „ein unbeschriebenes Blatt“. Gegen den vierten Tatverdächtigen sollen „kaum erwähnenswerte“ Verfahren gelaufen sein. Wie der Ermittler sagte, hätten die Jugendlichen alle einen deutschen Pass. Ihre Eltern seien einer geregelten Arbeit nachgegangen.
Angesichts zahlreicher Gewalttaten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund will die Landeskommission „Berlin gegen Gewalt“ Anfang März einen Katalog von Empfehlungen vorstellen. Darin soll unter anderem die „Stärkung der Erziehungskompetenz von Eltern mit Migrationshintergrund“ angeregt werden. In der schon 2005 vom Senat eingerichteten Arbeitsgruppe zum Thema „Gewalt von Jungen, männlichen Jugendlichen und jungen Männern mit Migrationshintergrund“ arbeiten Vertreter von Ausländervereinen, Psychologen, Sozialarbeiter und Experten aus der Justiz zusammen. Kooperiert werde unter anderem mit türkischen, kurdischen und muslimischen Vereinen, hieß es. Problematisch sei jedoch, dass es kaum stadtweite arabische Vereine gibt, sagt der Leiter der Kommission Stefan Voß. Nur die Zusammenarbeit verschiedener Ansprechpartner aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft und betroffenen Einwanderergruppen könne aber langfristig helfen. Der Bericht soll zusammen mit konkreten Empfehlungen an Lehrer, Sozialarbeiter, Polizisten und Einwandererorganisation verschickt werden. Die Arbeitsgruppe empfehle außerdem, die langfristigen Perspektiven für Einwandererkinder durch einen leichteren Zugang zum Ausbildungsmarkt zu verbessern. tabu/hah
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