Brandenburg: Vermaisung: Großtrappen sind bedroht Naturschützer: Großvögel verlieren Lebenraum
Buckow - Auch einem der größten und schwersten flugfähigen Vögeln der Welt, der Großtrappe, wäre beinahe ein Megaprojekt in Brandenburg zum Verhängnis geworden. 1991 wurde die ICE-Trasse Berlin-Hannover als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr.
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Buckow - Auch einem der größten und schwersten flugfähigen Vögeln der Welt, der Großtrappe, wäre beinahe ein Megaprojekt in Brandenburg zum Verhängnis geworden. 1991 wurde die ICE-Trasse Berlin-Hannover als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 4 in den Katalog der 17 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit aufgenommen. Bei Buckow im Havelland sollte die Strecke durch das 6400 Hektar große Naturschutzgebiet Havelländisches Luch führen, einem der letzten Rückzugsgebiete der Großtrappe in Deutschland. Erst nach langer Debatte über Schutzmaßnahmen und zusätzlichen Kosten in Höhe von rund 12 Millionen Euro konnte die Strecke gebaut werden. Jetzt bedroht der ausufernde Anbau von Energiemais den Lebenraum der Vögel, warnen Naturschützer.
In einem Brief an Ministerpräsident Matthias Platzeck, Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (beide SPD) und Umweltministerin Anita Tack (Linke) hatte der Vorsitzende des Fördervereins Großtrappenschutz aus Buckow, Henrik Watzke, auf die Bedrohung der Bodenbrüter durch den Maisanbau hingewiesen. Der Anbau von Mais für Biogasanlagen sei in Deutschland seit 2005 von rund 70 000 Hektar auf nahezu eine Million Hektar im Jahr 2011 gestiegen, so Watzke in seinem Brief. Durch seine extrem starke Humuszehrung, einen deutlich eingeschränkten Fruchtwechsel und hohen Pestizideinsatz hinterlasse der Maisanbau nicht nur großflächig „ökologische Wüsten“, die als Nahrungs - und Brutflächen für die Trappen wertlos seien, schreibt der Vereinsvorsitzende. Darüber hinaus würden Trappen zu den Maiskulissen mit ihrer enormen Wuchshöhe einen deutlich größeren Abstand halten als zu anderen Kulturen. „So sind die seit Jahrzehnten vom Naturschutz mit hohem finanziellen Aufwand angelegten und unterhaltenen Trappenstreifen, die große Ackerschläge gliedern, für die Trappen nicht mehr nutzbar, wenn sie von meterhohen Maiswänden umgeben sind“, beklagt Watzke. Gerade im Havelländischen Luch sei in jüngster Zeit der Anteil der Maisanbaufläche auf 24,5 Prozent des Ackerlandes gestiegen.
Ende vergangenen Winters wurden an den drei deutschen Vorkommen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt insgesamt 138 Großtrappen gezählt. Noch im Februar 2012 waren es 123. Gesichert ist die Population laut Watzke damit aber keinesfalls. Im Gegenteil: Ein „günstiger Erhaltungszustand“ der Großtrappe sei „ohne ein schnelles Umsteuern“ nicht erreichbar. M. Matern
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