zum Hauptinhalt

Brandenburg: Volle Straßen, überfüllte Bahnen

Die Region Berlin zieht immer mehr Menschen an, doch die Verkehrswege reichen dafür nicht aus

Stand:

Potsdam/Berlin - Viele Busse und Bahnen in Berlin sind im Berufsverkehr schon heute brechend voll. Und die deutsche Hauptstadt bekommt Jahr für Jahr mehr Einwohner, genauso wie ihr Speckgürtel, in dem bald eine Million Menschen leben. Was bedeutet das für die Verkehrswege?

PENDLER

Deutlich mehr Menschen fahren regelmäßig vom Umland nach Berlin als umgekehrt. Mitte 2014 wies die amtliche Statistik 424 000 Pendler aus, davon 267 000, die ihren Arbeitsplatz in Berlin hatten (Einpendler) und 157 000 Berliner, die morgens ins Umland aufbrachen (Auspendler). Seit 1998 kamen 108 000 Einpendler und 62 000 Auspendler hinzu. Die Entwicklung setzt sich fort.

Im Berliner Umland nehmen etwa 63 Prozent der Berufspendler das Auto, 20 Prozent nutzen den öffentlichen Nahverkehr, 11 Prozent fahren mit dem Fahrrad und 5 Prozent gehen zu Fuß. Diese Zahlen berücksichtigen nach Auskunft des Brandenburger Ministeriums für Infrastruktur auch Pendler innerhalb Brandenburgs und Beschäftigte mit sehr kurzen Wegen zur Arbeitsstelle.

BAHN

Die wachsende Zahl an Fahrten soll auch mit mehr S-Bahnen und Regionalzügen aufgefangen werden. Dazu müsse das Angebot im Netz ausgebaut werden, aber auch neue Strecken zu neuen Wohngebieten sollten hinzukommen, heißt es bei der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Es könnten auch Trassen wieder genutzt werden, die in Zeiten der Teilung stillgelegt wurden.

Wo das sinnvoll und finanzierbar ist, soll eine Untersuchung herausfinden. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg erhebt dazu derzeit Daten zum Berufs-, Ausbildungs- und Freizeitverkehr in und um Berlin. Ein mögliches Projekt ist die Wiederbelebung der 1945 eingestellten Stammbahn von Potsdam über Zehlendorf in die Berliner Innenstadt.

STRASSEN

Auch für den Autoverkehr komme „noch das ein oder andere“ hinzu, sagt Brandenburgs Landesplanungsministerin Kathrin Schneider (SPD). Dazu gehöre die Ortsumfahrung der Bundesstraße 158 in Ahrensfelde. Nach Vorstellung der Senatsverwaltung werden Lücken geschlossen, etwa von der Wuhlheide bis zur Märkischen Allee (Tangentialverbindung Ost), und neue Wohngebiete angeschlossen, etwa die Elisabeth-Aue in Pankow.

Schließlich gibt es noch einige Straßenbauprojekte im Umland, die im Bundesverkehrswegeplan stehen, der Anfang August vom Bundeskabinett beschlossen werden soll. Zu den fest geplanten Projekten gehört der Ausbau des Berliner Autobahnrings (A10) unter anderem an den  Autobahndreiecken Havelland, Pankow, Nuthetal und Potsdam.

PARK+RIDE

Berlin zufolge sollten Park+Ride-Plätze für brandenburgische Pendler möglichst in Brandenburg errichtet werden. „Dort sind auch Flächen für Park+Ride in aller Regel eher verfügbar und bezahlbar als in Stadtlagen Berlins“, stellt der Sprecher Martin Pallgen fest. Bereits in Stadtrandlagen von Berlin bestehe das Problem, ausreichende Flächen in Bahnhofsnähe zu finden. Für P+R-Anlagen sind die Gemeinden zuständig. Das Land Brandenburg stellt Fördermittel zur Verfügung.

FAHRRAD

Das Land Berlin, die Verkehrsbetriebe BVG und die S-Bahn fördern bereits die Kombination von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr mit einem Investitionsprogramm. Zu möglichen Trassen für Fahrrad-Schnellwege hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. In Frage kommen auch stillgelegte Bahntrassen, wie die Siemensbahn. In Brandenburg gibt es Überlegungen für Fahrradstrecken zwischen Potsdam und Werder oder von Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow nach Potsdam. Bernd Röder

Bernd Röder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })