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Rechte Gewalt: Vom Land Brandenburg als rechte Gewalttaten anerkannte Tötungsverbrechen

Liste der Opferperspektive e.V. zu den Todesopfern rechter Gewalt im Land Brandenburg

Stand:

1. Der Angolaner Amadeu Antonio Kiowa wird in der Nacht zum 25. November 1990 vor
einem Gasthof in Eberswalde von etwa 60 rechten Jugendlichen, die »Jagd auf Schwarze«
machten, mit Knüppeln angegriffen und ins Koma geprügelt. Er starb elf Tage später, am 6.
Dezember 1990 , ohne aus dem Koma erwacht zu sein. Seine beiden Begleiter wurden bei
dem Angriff schwer verletzt.

2. Der Familienvater Timo Kählke wurde am 12. Dezember 1991 in Meuro (Süd-
Brandenburg) von Mitgliedern der Wehrsportgruppe »I. Werwolf-Jagdeinheit Senftenberg«
erschossen. Die Neonazis wollten Kählkes Auto rauben, weil sie das Fahrzeug für den
geplanten Überfall auf ein Spielcasino brauchten. Als Kählke sich wehrte, eröffneten sie das
Feuer.

3. Am 7. November 1992 traf der 52-jährige Obdachlose Rolf Schulze aus Zossen auf drei
rechte Jugendliche, die mit Messern und Baseballschlägern über den Bahnhof Schönefeld
(Brandenburg) patrouillierten. Sie lockten ihn unter einem Vorwand in ein Auto und fuhren
mit ihm zum Kolpinsee bei Lehnin. Noch im Auto beschlossen sie, »den Penner
umzutreten.« Am See angekommen traten und schlugen sie auf den völlig wehrlosen Rolf
Schulze ein. Anschließend schlugen sie mit einer fünf Kilogramm schweren
Propangasflasche auf seinen Kopf und ertränkten den Schwerverletzen im See. Schließlich
übergossen sie seine Leiche mit Benzin und zündeten ihn an.

4. Am 15. Februar 1996 wurde der 23-jährige Punk Sven Beuter in Brandenburg/Havel von
einem Skinhead so schwer verprügelt, dass er fünf Tage später starb. Der Täter wollte an
ihm seinen Hass auf »Zecken«, wie Linke und Punks von der rechten Szene genannt
werden, ablassen. Am 20. Februar verstarb Sven Beuter an den Folgen seiner schweren
Verletzungen.

5. Am Morgen des 8. Mai 1997 wird der 59-jährige Augustin Blotzki in Königs Wusterhausen
von einer Gruppe junger Rechter zweimal innerhalb weniger Stunden in seiner Wohnung
überfallen. Zunächst durchsuchen sie seine Wohnung nach Geld und schlagen auf ihn, sowie
auf Fernseher und Möbel ein. Eine Stunde später kommen sie wieder. Sein Name klinge
ausländisch, wird Blotzki vorgehalten. Der schwer verletzte Mann beteuert, er sei Deutscher,
lediglich sein Name komme aus Bulgarien. »Bulgarensau« und »Ausländerschwein«
bekommt er zur Antwort. Obwohl viele BewohnerInnen des Hauses an diesem
Feiertagsmorgen in ihren Wohnungen sind, stören sie sich nicht am ungewöhnlich lauten
Lärm, der aus Blotzkis Wohnung dringt. Nachdem die Täter Blotzki mit zahlreichen
Fußtritten und Schlägen traktiert haben, erliegt er schließlich seinen Verletzungen.

6. In der Nacht zum 13. Februar 1999 verblutet Farid Guendoul im einem Hauseingang in
Guben. Der Flüchtling war zuvor mit zwei Freunden von einer Meute junger Neonazis
angegriffen und durch die Stadt gehetzt worden. Als er auf der Flucht in völliger Panik die
gläserne Eingangstür eines Wohnblocks eintrat, um sich dort zu verstecken, riss eine
Glasscherbe seine rechte Knieschlagader auf. Er verblutete innerhalb weniger Minuten.

7. In der Nacht des 9. August 2001 wurde Dieter Manzke in Dahlewitz von fünf jungen
Männern im Alter zwischen 17 und 22 Jahren in einem Gartenbungalow, in dem er zeitweise
lebte, zu Tode gefoltert. Bei ihrer Festnahme geben sie an, sie hätten sich von der
Lebensweise des 61-jährigen alkoholkranken, zweitweise Wohnungslosen »gestört gefühlt«
und »Ordnung schaffen« wollen. Einer der Täter, der 22-jährige Dirk B., gehörte der rechten
Szene im Nachbarort Mahlow an.

8. Am 12. Juli 2002 wurde der 17-jährige Marinus Schöberl in einer Wohnung im
uckermärkischen Potzlow von drei Rechten geschlagen und über mehrere Stunden gequält.
Da er Sprachschwierigkeiten hatte und sein HipHop-Outfit nicht ihrem Geschmack
entsprach, betrachteten die Täter ihn als »minderwertig«. Sie zwangen ihn, sich »Jude« zu
nennen und prügelten auf ihn ein. Schließlich brachten sie ihn zu einem ehemaligen
Schweinestall, wo sie die Misshandlungen fortsetzen. Nach vier Stunden war Schöberl tot.
Seine Leiche wurde im November 2002 in einer Jauchegrube gefunden.

9. Am 22. Juli 2008 wurde der 55-jährige Bernd Köhler im uckermärkischen Templin von
zwei Mitgliedern der rechtsextremen Szene brutal ermordet. Nachdem die beiden 19- und
22-jährigen Neonazis gemeinsam mit ihrem späteren Opfer auf dem Markplatz getrunken
hatten, beschlossen sie , dessen Werkstatt aufzusuchen. Bereits auf dem Weg setzten die
Täter ihre Verachtung für den arbeitslosen Meliorationstechniker in die Tat um. Sie
erniedrigten ihn als »blöde Sau« und »Drecksvieh« und begannen, ihn zu schlagen. Am Ziel
angekommen, quälten und ermordeten sie Köhler bestialisch. Um ihn noch nach seinem Tod
zu erniedrigen, bewarfen sie seine Leiche mit Abfällen und zündeten sie an.
Opferperspektive e.V. 2/7
Vom Land Brandenburg nicht anerkannte Tötungsverbrechen mit politisch
rechter Motivation (inkl. Verdachtsfälle) seit 03.10.19901

10. Am 7. Oktober 1990 wird der polnische Staatsbürger Andrzej Fratczak vor einer
Diskothek in Lübbenau bei einem Angriff von drei jungen Deutschen verprügelt und durch
einen Messerstich tödlich verletzt. Die drei Deutschen wurden vom Gericht zu
Freiheitsstrafen zwischen acht und 21 Monaten verurteilt. In das Strafmaß einbezogen
wurden weitere Taten, darunter im Falle von zwei Angeklagten die Anstiftung zu und
Beteiligung an einem Massenangriff auf das Asylbewerberheim von Lübbenau im
September 1992.

11. Am 1. Dezember 1991 wurde der 30 Jahre alte Gerd Himmelstädt in Hohenselchow von
sieben rechten Jugendlichen mit Baseballschlägern verprügelt. Das Opfer galt den Rechten
als »Automaten-Knacker«. Die Täter gehörten nach eigenen Angaben »dem harten Kern der
rechten Szene an«. Der Haupttäter Sven B. wurde am 27. Oktober 1992 vom Landgericht
Frankfurt (Oder) wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.
Seine Komplizen verurteilte das Gericht zu Freiheitsstrafen zwischen vier Monaten und
einem Jahr, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.

12. Am 1. Juli 1992 wurde der Obdachlose Emil Wendland im Neuruppiner Rosengarten von
einer Gruppe Neonazis brutal ermordet. Die rechten Skindheads hatten sich zum »Penner
klatschen« verabredet und stießen auf den schlafenden Emil Wendland. Als dieser auf
Beleidigungen nicht reagierte, traktierten sie ihn mit Fäusten und zerschlugen eine
Bierflasche auf seinem Kopf. Danach verließen die Männer den Tatort, jedoch kam einer der
Neonazis zurück und stach siebenmal in den Oberkörper des bewusstlosen Emil Wendlands.

13. Am 18. Dezember 1992 wurde der 51 Jahre alte Hans-Jochen Lommatzsch in Oranienburg
von einem rechten Skinhead totgeschlagen. Hans-Jochen Lommatzsch wollte vor dem
Schlafengehen nach seinem Auto sehen. Auf dem Parkplatz traf er auf den Täter aus der
rechten Szene, der ihn »grundlos« angriff, wie das Bezirksgericht Potsdam feststellte. Es
hätte »jeden anderen treffen können«, entgegnete der 26-jährige Jens S. auf die Frage nach
seinem Motiv.

14. Am 8. Mai 1993 wurde der 42 Jahre alte Asylbewerber Belaid Baylal Opfer eines Angriffs
zweier junger Rassisten in einer Gaststätte in Belzig. Er wurde beschimpft, geprügelt und
musste mit lebensgefährlichen Verletzungen am Dünndarm ins Krankenhaus eingeliefert
werden. Er starb am 4. November 2000 in Folge eines Darmverschlusses.

15. Am 5. Juni 1993 wurde der 35-jährige Obdachlose Horst Hennersdorf in Fürstenwalde von
zwei jungen Rechtsextremisten stundenlang gequält und misshandelt, bis er seinen
Verletzungen erlag. Mehrere Zeugen beobachteten die Tat, griffen aber nicht ein. Laut dem
Landgericht Frankfurt (Oder) waren die Skinheads der rechten Szene zuzuordnen, doch habe
es bei der Tötung kein Motiv gegeben. Einer der Täter hatte indes bei der Befragung durch
einen Psychiater angegeben, der Obdachlose habe auf ihn den Eindruck »eines niedrigen
Menschen, eines dreckigen Penners« gemacht.

16. In der Nacht zum 28. Juli 1993 wurde der 35-jährige Arbeitslose Hans - Georg Jakobson
nahe Strausberg von drei rechten Skinheads aus einer fahrenden S-Bahn gestoßen. Er erlag
seinen Verletzungen. Die Angreifer hatten den schlafenden Arbeitslosen geschlagen und
getreten. Als sie bei ihm kein Geld fanden, wollten sie ihm einen »Denkzettel«verpassen.
Das Landgericht Frankfurt/Oder bescheinigte dem 20-Jährigen, einschlägig vorbestraften
Rene B. erhebliche kriminelle Energie sowie besondere Brutalität gegenüber Ausländern.

17. Am 6. August 1994 wurde der 42-jährige Radfahrer Gunter Marx nachts in Velten von
einer Gruppe rechter Skinheads von seinem Fahrrad gestoßen und dann getötet. Die
Skinheads im Alter von 18 und 19 Jahren waren zu einem Raubzug aufgebrochen. Als
Reaktion auf die Antwort ihres Opfers, er habe kein Geld dabei, erschlug ihn der 18-jährige
Maik L. mit einem schweren Schraubenschlüssel. Danach überfiel die Gruppe noch zwei
weitere Opfer. Die Polizei fand bei einer Hausdurchsuchung des wegen Körperverletzung an
einem Portugiesen mit Haftbefehl gesuchten Maik L., der im Jahr zuvor eine Russin
überfallen hatte, unter anderem einen Baseballschläger mit ein-geritztem Hakenkreuz und
der Aufschrift »Sieg Heil«. Für die Staatsanwaltschaft handelte es sich beim Tod von Gunter
Marx um einen »normalen Raubmord« ohne rechte Motive.

18. Am 1. August 1996 wurde der 34-jährige Andreas Götz in Eisenhüttenstadt von sechs
rechten Jugendlichen zu Tode getrampelt. Die Täter im Alter von 17 bis 21 Jahren, darunter
zwei Frauen, hatten sich wahllos ein Opfer ausgesucht. Unter Schlägen, Tritten und mit
einem Sprung auf dem Kopf des Vaters einer elfjährigen Tochter erpressten sie 90 DM und
eine EC-Karte mit Geheimnummer. Zwei der Täter waren wegen rechtsextremer
Propagandadelikte gerichtsbekannt.

19. Am 31. Januar 1997 wurde der 42-jährige Vietnamese Phan Van Toau am Bahnhof von
Fredersdorf von einem ausländerfeindlichen Deutschen getötet. Der Täter hatte Phan Van
Toau hochgehoben und mit dem Kopf nach unten auf den Betonboden geworfen. Phan Van
Toau starb drei Monate später in einer Rehabilitationsklinik. Die Staatsanwaltschaft
Frankfurt/Oder sah »Ausländerhass« als Tatmotiv an und selbst im Gerichtsverfahren
machte der Täter keinen Hehl aus seiner rassistischen Gesinnung und äußerte Parolen wie
»Fidschis raus aus Deutschland«. Für das Landgericht Frankfurt/Oder war die Tat jedoch
»nicht von Ausländerfeindlichkeit getragen«.

20. Am 13. Februar 1997 wurde der 37-jährige Italiener Antonio Melis in Caputh von zwei
Deutschen zuerst mit Schlägen und Tritten schwer verletzt und bewusstlos zur 500 Meter
entfernten Havel geschleppt. Dort ertränkte ihn der 18-Jährigen Holger H.. Erst einen Monat
später wurde Antonio Melis von einem Fischer gefunden. Polizei, Staatsanwaltschaft und
Landgericht konnten kein fremdenfeindliches Motiv erkennen, obwohl mehrere Zeugen
gegenüber Medien von rassistischen Sprüchen des 25-jährigen Mittäters berichten.
Opferperspektive e.V. 4/7

21. Am 23. September 1997 wurde der 39-jährige Mathias S. in Cottbus von dem 19 Jahre alten
Skinhead Reinhold K. erstochen. Das Opfer hatte den rechten Skindhead zuvor als
»Nazisau« bezeichnet. Vier Tage später tötet der Skinhead einenn weiteren Menschen.

22. Am 23. September 1997 wurde der Wohnungslose Erich Fisk in Angermünde mit schweren
Kopfverletzungen aufgefunden, die ihm junge Männer »aus purer Langeweile« zugefügt
hatten. Knapp ein Jahr später, am 30. August 1998, starb er im Krankenhaus, ohne noch
einmal aus dem Koma aufgewacht zu sein. Es wurden mehrere junge Männer als
Tatverdächtige ermittelt, von denen mindestens einer der extremen Rechten angehörte. Alle
waren bereits mit Attacken auf Obdachlose oder gebrechliche, ältere Menschen aufgefallen.
Im Fall Fisk war keiner der Verdächtigen geständig. Einer hatte allerdings laut
Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) schon so viele Obdachlose überfallen, dass ihm nicht
mehr bewusst gewesen sei, ob er auch im September 1997 in Angermünde zuschlug. Jahre
später wurden die Ermittlungen eingestellt, ohne dass es zu einer Verurteilung gekommen
war..

23. Am 31. Mai 2000 wurde der 22-jährige Punk Falko Lüdtke in Eberswalde von einem
Angehörigen der rechten Szene vor ein Taxi gestoßen und von diesem überfahren. Er starb
an seinen Verletzungen. Lüdtke hatte den Neonazi zuvor auf seine offen zur Schau gestellte
Hakenkreuz-Tätowierung angesprochen. Es folgte ein Streit im Bus. Opfer und Täter stiegen
gemeinsam aus dem Bus aus und stritten sich weiter. Als es zu einem Handgemenge kam,
wurde Falko Lüdke auf die Fahrbahn gestoßen. Das Landgericht Frankfurt/Oder hob hervor,
dass Falko Lüdke »aus Zivilcourage« gehandelt und keineswegs provoziert habe, als er
Mike B. auf seine Hakenkreuz-Tätowierung ansprach. »Aus dem Tragen des Hakenkreuzes
lässt sich die Überzeugung ableiten«, so die Vorsitzende.

24. Am 9. August 2001 wurde der 61-jährige alkoholkranke Klaus-Dieter Harms in seiner
Wohnung in Wittenberge von zwei Männern zu Tode geprügelt. Nur durch den Hinweis
einer Zeugin, die einen der Schläger als Rechtsextremen beschrieb, war es der Polizei
möglich, die beiden Schläger festzunehmen. Der Täter zeigte auf der Straße mehrmals den
Hitlergruß. Dem Gerichtsurteil zufolge sahen die Täter ihn aufgrund seiner Behinderung und
seines Alkoholismus als »minderwertig« an.

25. Am 4. Mai 2002 wurde der 24-jährige Aussiedler Kajrat Batesov zusammen mit einem
Freund in Wittstock (Brandenburg) von mehreren jungen Männern getreten und verprügelt.
Anschließend wurde ihm ein 18 Kilogramm schwerer Feldstein auf die Brust geworfen. Am
23. Mai 2002 erlag Kajrat Batesov seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Das
Landgericht Neuruppin verwies im Urteil auf »diffuse Fremdenfeindlichkeit«.

26. Am 1. Juni 2002 wurde der 29-jährige Ronald Masch auf einem Feld bei Neu Mahlisch
durch vier Neonazis getötet. Nachdem die Täter ihn verprügelt hatten, stach einer der Täter
insgesamt 40 Mal zu. Die Leiche wurde sechs Wochen später bei der Rapsernte gefunden.
Die Angeklagten hätten nach Angaben der Justiz in den Verhören die Menschheit in
»Kameraden« und einen minderwertigen Rest unterteilt.
Opferperspektive e.V. 5/7

27. In der Nacht zum 29. März 2003 wurde der 25-jährige Enrico Schreiber in der Wohnung
einer Plattenbausiedlung in Frankfurt/Oder von drei zur rechten Szene gehörenden Männern
angegriffen. Sie misshandelten den Punk so schwer, dass er wenig später seinen
Verletzungen im Krankenhaus erlag. Einer der Täter sprang auf Enrico Schreiber herum,
schlug ihn mit einer Metallstange und stach ihm mit einem Messer in das Bein. Zwei Brüder
prügelten ebenfalls auf den Punk ein. Vor Gericht schilderten mehrere Zeugen, dass die
Skinheads nach der Tat geäußert hätten, »es war ja nur ein Punk«. Das Gericht sah keine
Anzeichen für eine rechte Straftat, betonte aber, dass die Gesinnung der Täter »nicht zu
übersehen war«.
Verdachtsfälle (für eine abschließende Bewertung konnten bisher keine ausreichenden
Informationen zusammengetragen werden)

28. NN. Obdachloser, Schwedt: 1991 schlugen Skinheads einen Obdachlosen zusammen und
traten ihn zu Tode. Ein Jahr später quälten Jugendliche ein 13-jähriges Mädchen, hielten sie
in einem Neubau gefangen, prügelten und missbrauchten sie. [Siehe 29.] Wie das zu
bewerten sei, darüber gab es sehr unterschiedliche Auskünfte: Fast alle Erwachsenen
versuchen, beide Vorfälle als »unpolitisch«, als bloße erschreckende Gewalttat. Jugendliche
interpretierten das anders: In beiden Fällen seien die Täter aus der rechten Szene gekommen.
Für sie war das rechtsextreme Gewalt, die sich immer und eindeutig gegen Schwächere
richtete. Das bestätigte ein Arzt des Uniklinikums Uckermark in Schwedt, der im ORB-Film
mit der Aussage zitiert wird, die Rechten prügelten auf Obdachlose ein mit dem 'Argument':
»Du bist es nicht wert zu leben.«
(Quelle: Burkhard Schröder in: Keine besondere Gewalt (Schwedt). In: Im Griff der rechten Szene.
Ostdeutsche Städte in Angst. Reinbek bei Hamburg 1997. S.44-88. S.68.2)

29. Im Jahr 1992 wurde die 13-jährige Melanie in Schwedt von einer Gruppe Jugendlicher so
schwer gequält, dass sie starb. Die Jugendlichen hatten das Mädchen in einem Neubau
gefangen gehalten, prügelt und missbraucht.

30. Der 18-jähriger Ingo L. wurde am 5.2.1992 in Klein-Mutz, Nähe Gransee nach einem
Discobesuch (Wolfshöhle) von 15 Skinheads totgeprügelt. Der mutmaßlicher Mörder Oliver
Z. aus Zehdenick wurde nach drei Tagen aus der Haft entlassen.3

31. Am 26. Mai 1993 wurde der 25-jährige deutsch-ägyptische Schauspieler Jeff Dominiak auf
seinem Motorrad bei Waldeck von einem betrunkenen Skinhead aus der rechten Szene mit
einem gestohlenen Auto überfahren, woraufhin er starb. Es blieb ungeklärt, ob der 17-
jährige Täter Daniel K. sein Opfer aus seiner Nachbarschaft gekannt und dessen Motorrad
absichtlich gerammt hatte.

32. Am 27. September 1997 wurde der 45-jährige Georg V. in Cottbus von dem 19 Jahre alten
Skinhead Reinhold K. getötet. Grund waren geringe Geldschulden. Der Verfassungsschutz
nannte den Skinhead Reinhold K. einen »extrem aggressiven Einzelgänger, der seine
rechtsextremistischen Ansichten offen kundtat«. Das Landgericht Cottbus sah keinen
rechtsradikalen Hintergrund.

Die Dokumentation fasst die Rechercheergebnisse verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen und
engagierter JournalistInnen zu Tötungsverbrechen in Brandenburg zusammen. Quellen sind die Chronik vom
Tagesspiegel und ZEIT online „Opfer rechter Gewalt: 1990 – 2010“ von 2010; Chronik der Amadeu-Antonio-
Stiftung „182 Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt seit 1990“ und die, Ausstellung „Opfer rechter
Gewalt seit 1990“ vom Verein Opferperspektive. Die tatsächliche Anzahl rechter und rassistischer Tötungen ist nicht
bekannt.

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