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Brandenburg: Vom Routinefall zur Tragödie

In Brandenburg erschoss ein Mann seinen Sohn, seine Freundin und sich selbst

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In Brandenburg erschoss ein Mann seinen Sohn, seine Freundin und sich selbst Brandenburg/Havel – In der Stadt Brandenburg hat sich in der Nacht zum Dienstag eine Familientragödien ereignet, in deren Verlauf drei Menschen starben. Ein 52 Jahre alter Mann hatte am Montagabend zwischen 21.30 Uhr und 22 Uhr zunächst seinen elfjährigen Sohn und seine 42-jährige Lebensgefährtin durch gezielte Kopfschüsse getötet. Gegen zwei Uhr schoss er sich am Dienstagmorgen dann selbst in den Kopf. Spezialeinsatzkräfte der Polizei fanden ihn schwer verletzt in seiner Wohnung im dritten Stock in der Hauptstraße 21. Gegen 3.10 Uhr verstarb er im Krankenhaus, teilte gestern Potsdams Polizeipräsident Bruno Küpper in Potsdam. Über das Motiv des Mannes herrschte gestern noch völlige Unklarheit. Siegfried L. habe aber offenbar erhebliche persönliche und berufliche Probleme gehabt, hieß es. Die Bluttat hatte für die Polizei der Stadt Brandenburg zunächst als Routinefall begonnen. „Wir gingen zunächst von einem Routinefall ohne jegliche Gefährdungshinweise für das Kind aus“, so Polizeipräsident Küpper. „Dass Väter ihre Kinder nicht pünktlich bei den Müttern abgeben, ist Polizeialltag.“ Zudem habe der Vater als fürsorglich gegolten. Zwar war er der Polizei als Kleinkrimineller bekannt, und vor Monaten wurde vergeblich seine Wohnung durchsucht, da er eine Schreckschusspistole besitzen sollte. Er galt aber auch nach Aussagen des Jugendamtes nicht als gewalttätig. Doch in der Nacht wuchs sich der „Routinefall“ zum Großeinsatz mit 50 Beamten inklusive Spezialeinsatzkommando aus. Am späten Nachmittag hatte sich die ehemalige Ehefrau von Siegfried L. zunächst beim Jugendamt der Stadt gemeldet und berichtet, dass ihr Ex-Mann nicht wie vereinbart den gemeinsamen Sohn um 14 Uhr bei ihr abgegeben habe. Der 11-jährige Robert L. sollte wieder ein Kinderheim in Sachsen-Anhalt gebracht werden, wo er seit dem 10. November auf Veranlassung des städtischen Jugendamtes untergebracht war. Beide Eltern hatten kein Aufenthaltsbestimmungs- und Sorgerecht mehr für den Sohn. Über Weihnachten durfte er zu Vater und Mutter. Seine 15-jährige Schwester lebte noch bei der Mutter, drei volljährige Geschwister sind bereits ausgezogen. Gegen 17 Uhr wurde das Kind zur Fahndung ausgeschrieben und fuhr erstmals ein Streifenwagen zur Wohnung des Vaters, traf aber niemanden an. Auch Überprüfungen gegen 18, 19.30 und gegen 21 Uhr blieben erfolglos, so der Leiter des Schutzbereiches Brandenburg, Burkhard Neumann. Erst gegen 21 Uhr erhielt die Polizei von der Mutter die Handynummer von Siegfried L, der dann am Telefon zusagte, das Kind am nächsten Tag selbst ins Kinderheim zu bringen. Als sich die Polizei gegen 22.15 Uhr erneut bei ihm meldete, um ihm mitzuteilen, dass sowohl Heim und Mutter einverstanden wären, er aber auf jeden Fall das Kind pünktlich im Heim abgeben müsse, spitze sich die Lage zu. Siegfried L., der bis dahin einen „relativ normalen Eindruck gemacht habe“, so Schulbezirksmeister Neumann, habe plötzlich geantwortet, es werde ihm nun zu bunt, er bringe das Kind auf keinen Fall mehr zurück und er wolle auch keine Polizei oder Feuerwehr in der Nähe seiner Wohnung sehen. Er werde sonst das Haus mit Gas sprengen. Dass L. zu diesem Zeitpunkt schon seinen Sohn und seine Lebensgefährtin mit einer antiken Pistole erschossen hatte, wussten die Beamten noch nicht. Aus Potsdam rückten ein Spezialeinsatzkommando und die Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) an. Die Straßen in der Umgebung und die Gasversorgung des Drei-Familien-Hauses in den Bollmann-Passagen wurden gesperrt. Die LKA-Spezialisten verhandelten bis zirka zwei Uhr mit Siegfried L., der immer wieder Blitzknaller aus dem Fenster warf. Dann sagte er, die Polizei könne jetzt in die Wohnung kommen, er habe „was eingenommen und alles geklärt“, so Jörn Preuß, Chef der Spezialkräfte des LKA Brandenburg. „Es klang, als ergebe er sich. Dann hörten wir ein Geräusch ähnlich dem einer Pumpe und Röcheln, wir dachten, er habe sich erhängt.“ Als die Beamten die Wohnung stürmen finden sie die Leichen des Kindes und der Frau sowie den schwer verletzten Siegfried L.

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