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Brandenburg: Von den Flüchtigen fehlt jede Spur Kommission Berliner Gefängnisausbruch

Berlin - Thomas Heilmann kann eigentlich nur ausschließen, dass er etwas ausschließen kann: „Jede Kombination ist denkbar: technisches Versagen, menschliches Versagen oder Manipulation.“ Nach dem spektakulären Ausbruch von zwei Häftlingen aus der JVA Moabit hatte der Berliner Justizsenator im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses viele mögliche Erklärungen für das Unerklärliche parat; die eine endgültige aber nicht.

Von Sabine Beikler

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Berlin - Thomas Heilmann kann eigentlich nur ausschließen, dass er etwas ausschließen kann: „Jede Kombination ist denkbar: technisches Versagen, menschliches Versagen oder Manipulation.“ Nach dem spektakulären Ausbruch von zwei Häftlingen aus der JVA Moabit hatte der Berliner Justizsenator im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses viele mögliche Erklärungen für das Unerklärliche parat; die eine endgültige aber nicht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits wegen des Verdachts der Gefangenenbefreiung. Eine Untersuchungskommission hat inzwischen die Arbeit aufgenommen.

Diese Kommission leitet Ministerialdirigent Willi Schmid aus dem sächsischen Justizministerium. Weitere Mitglieder sind Alois Wosnitzka, Präsident des Amtsgerichts Tiergarten, sowie Ingenieur Jürgen Vercrüsse als Spezialist für Bauten im Strafvollzug. Die Kommission unterliegt keinen Weisungen. Sie will ihren Bericht im August vorlegen.

Von den beiden Flüchtigen Metin Michael Müslü und Ulrich Ziegler fehlt seit dem Ausbruch vor gut eineinhalb Wochen jede Spur. Müslü war wegen Mordverdachts seit 23. März 2013 in der JVA Moabit untergebracht, Ziegler wurde noch nicht rechtskräftig wegen Betrugs verurteilt und saß seit 13. Dezember 2012 ein. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt eine Belohnung von 5000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung von Metin Michael Müslü führen.

Vier Zellen lagen zwischen den Hafträumen von Müslü und Ziegler. Die beiden sägten mit einem bisher noch nicht aufgefundenen Sägewerkzeug Teile der Gitter und Vorsatzgitter auf, seilten sich dann wie berichtet mithilfe verknoteter Bettlaken und von Kleidungsstücken aus den Fenstern im ersten Stockwerk auf den Hof ab. Dann gelangten sie zum sogenannten E-Flügel mit anschließendem Haupteingangsbereich der Anstalt zur Straße Alt-Moabit. Dort erklommen sie das in vier Meter Höhe gelegene Dach des Haupteingangs, öffneten eine nicht ordnungsgemäß befestigte Zaunmatte so weit, dass sie darunter hindurch kriechen konnten. Anschließend überwanden sie eine weitere vier Meter hohe Zaunmatte mit Nato-Sicherheitsdraht. Und dann waren sie auf dem äußeren Bereich des Dachs, der ausgerechnet zur Sicherheitszentrale gehört. Von diesem Bereich ließen sie sich auf einen Stabstahlzaun herab, der vor der Anstaltsmauer befestigt ist. Diesen Zaun deckten sie zum Schutz vor Verletzungen mit Kleidungsstücken ab. Dann sprangen sie noch gute drei Meter auf die Straße.

In der Fluchtnacht waren 18 Justizvollzugsbeamte in der JVA Moabit im Einsatz. Diese hatten viel zu tun gehabt: Neben randalierenden Häftlingen gab es auch noch einen Suizid. Ein Alarm, den die Flucht über den Zaun auslöste, werteten die Bediensteten als einen Fehlalarm, weil auf dem Monitor nichts zu sehen war. Sabine Beikler

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